In den Jahren
1972-1977 führte das Bundesinstitut für Berufsbildung in Berlin einen
bundesweiten Feldversuch durch. Ziel dieses Versuches war es,
herauszufinden, ob durch geballten Einsatz von Unterrichtstechnik
(Lernprogramme, Tonbildschauen und Experimentalsysteme) Lehrerstellen
eingespart werden konnten.
Dieser Versuch
hatte Folgen. Aber nicht etwa im Hinblick auf Ersatz der Lehrer durch
Technik. Der Glaube an die Allmacht von Technik erhielt in diesen
Jahren die ersten Brüche, und damit verschwand auch allmählich der Spuk
des programmierten Unterrichts. Es setzte sich wieder die Erkenntnis
durch, dass Unterricht Menschenwerk ist. Die Folgen waren andere. Durch
den Einsatz von Schülerexperimenten im "normalen" Theorieunterricht
bahnte sich das an, was später in der Neuordnung Handlungsorientierung
genannt wurde.
Diejenigen,
die das in Gang gesetzt hatten, waren Elektrotechniklehrer aus dem
ganzen Bundesgebiet - 56 Schulen waren an dem Versuch beteiligt.
Während der Arbeit am Versuch hatten diese Lehrer erfahren, welche
produktiven Wirkungen von solch einer Zusammenarbeit ausgehen, und als
der Versuch zu Ende war, beschlossen sie, in irgendeiner Weise
zusammenzubleiben. Es entstand die Bundesarbetsgemeinschaft
für Berufsbildung in der Fachrichtung Elektrotechnik - kurz: BAG
Elektrotechnik. Von Anfang an sollte das aber kein Honoratiorenverein
mit einer alles bestimmenden Vorstandshierarchie sein. Keine festen
Strukturen, sondern lebendige Spontanität aktiver Mitglieder.
So etwas ist
nicht einfach. Wenn das feste Korsett fehlt, kommt oft nichts
Brauchbares zustande. Aber hier kam etwas zustande. Als Forum der
Diskussion entstand die Zeitschrift "lehren&lernen" (später
"lernen&lehren"), und es entwickelten sich die jährlichen
Fachtagungen. Das alles wurde begünstigt durch das Entstehen der
Hochschultage Berufliche Bildung, die zum ersten Mal - von Felix Rauner
in Gang gesetzt - in Bremen stattfanden.
Er war es
auch, der von unserer Arbeitsgemeinschaft als "der Zunft" sprach.
Alles, was in "der Zunft" geschah, entstand durch die persönliche
Aktivität einzelner Mitglieder. So ist es bis heute geblieben. Auch die
im Rahmen der Hochschultage Berufliche Bildung '94 in München
durchgeführte Fachtagung wurde nicht vom Vorstand organisiert, sondern
von den Kollegen Dr. Lübben und Dr. Jenewein, und die nächsten
Fachtagungen finden nur statt, wenn sich Kolleginnen und Kollegen
finden, die es übernehmen, sie zu organisieren.
Im Jahre 1989
wurde die BAG zwar ein richtiger, eingetragener Verein mit einer
Satzung und rechtmäßig gewählten Vorstandsmitgliedern. Das hat aber bis
heute nicht zu der von manchem Kollegen gefürchteten institutionellen
Erstarrung geführt. Von unserer aller Engagement hängt es ab, ob es so
bleibt, ob die BAG weiterhin eine "geistige Heimat" bleibt für alle,
die über eine Fachdidaktik Elektrotechnik nachdenken und streiten
wollen und sich in die Prozesse einmischen, in denen die Entscheidungen
über die inneren und äußeren Bedingungen des Unterrichtens in
Elektrotechnik getroffen werden.
In diesem
Sinne hoffe ich auch auf Ihr Interesse und auf Ihre Bereitschaft,
zukünftig als aktives Mitglied an der Arbeit der
Bundesarbeitsgemeinschaften für Berufsbildung in der Fachrichtung
Elektrotechnik-Informatik mitzuwirken.
Gottfried Adolph
Nachtrag:
Im Dezember
1990 wurde analog zu der bereits bestehenden BAG Elektrotechnik die Bundesarbeitsgemeinschaft für Berufsbildung
in der Fachrichtung Metalltechnik e. V. - kurz: BAG Metall -
gegründet. Initiiert wurde diese Vereinsgründung auf der
Mitgliederversammlung der bereits seit 1980 bestehenden Fachgruppe
Metalltechnik im Rahmen der Hochschultage BERUFLICHE BILDUNG am 3.
Oktober 1990 in Magdeburg.
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