AK1:
Einzelfertigung digitalisiert und nach Kundenwunsch - die
Augenoptik
Der
Beruf des Augenoptikers/der Augenoptikerin verändert sich im
Zuge der Digitalisierung und im Dis-kurs einer
Neupositionierung. Es werden nicht nur industriell
gefertigte Teilprodukte – Korrektionsglas und Fassung –
bearbeitet, sondern gesamte Arbeitsprozesse in die Industrie
ausgelagert. Fachgeschäfte die noch über Werkstätten
verfügen, haben die Fertigung in hohem Maße automatisiert.
Fachkräfte übernehmen le-diglich Endmontagen und
Qualitätskontrollen. Individuelle Kund*innenwünsche werden
mit additiven Fer-tigungs- und digitalen Messverfahren
problemlos realisiert. Das traditionell handwerkliche
Berufsbild wan-delt sich zur präventiven, digitalisierten
Dienstleistung. Aus den bisherigen Vorüberlegungen, einer
Sekun-däranalyse und dem aktuellen Forschungsstand stellt
sich im Rahmen des Forschungsvorhabens folgend übergeordnete
Frage:
„Welche curricularen Herausforderungen stellen sich für die
Berufsbildung des Gesundheitshandwerks der Augenoptik kurz-,
mittel- und langfristig?“
Ziel der Forschung ist es, die Dynamik der handwerklichen
Facharbeit, optometrischen Dienstleistung und übergreifenden
Digitalisierung aufzuzeigen und als curriculare
Herausforderung für die Ausbildung von Augenoptiker*innen
anzunehmen. Um eine prospektive Gestaltung dieses
Ausbildungsberufes zu ermög-lichen, sind die Erkenntnisse
über die berufswissenschaftlichen Forschung hinaus mit
Aspekten zur „Si-cherung der Subjektentwicklung und
-entfaltung“ (Buchmann 2014, S. 208) in Beziehung zu setzen.
Die methodische Herangehensweise begründet sich auf den
berufswissenschaftlichen Forschungsinstru-menten nach
Becker/Spöttl (2015). Es wurden die Handlungsfelder der
Facharbeit, die Arbeitsorganisation und „neue“
Tätigkeitsfelder auf der Grundlage von Branchenerhebungen,
Expertenworkshops, Beobach-tungen der Geschäfts- und
Arbeitsprozesse sowie Fachgesprächen mit Expert*innen
erhoben. Die Erhe-bung umfasst zehn Fallstudien. Es sollen
folgende untergeordnete Fragestellungen beantwortet werden:
Welche
Veränderungen ergeben sich aktuell für die handwerkliche
Facharbeit der Augenopti-ker*innen?
Welche
zukunftsorientierten Aufgabenfelder sind für die
Augenoptiker*innen zu erwarten?
Wie
verändern sich langfristig die
Qualifikationsanforderungen?
Welche
Auswirkungen hat der Wandel der Facharbeit bezüglich der
Organisation und Struktur der Berufsbildung?
Die
Protokolle der Beobachtungen und der Fachinterviews aus den
Fallstudien liegen vor und werden ak-tuell mit ATLAS.ti 8.0
mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring (2010)
ausgewertet. Im abschlie-ßenden Expert*innen-Workshop wurde
basierend auf herausgearbeiteten Qualifikations- und
Entwick-lungsbedarfen die zukünftige Strukturierung und
Organisation der Berufsbildung in den drei Szenarien – duale
Ausbildung als Monoberuf, duale Ausbildung mit veränderter
Strukturierung und duales Studium – diskutiert.
Literatur
Becker, M./Spöttl, G. (2015):
Berufswissenschaftliche Forschung. Ein Arbeitsbuch für
Studium und Praxis. Frankfurt/Ber-lin/Bern/Bruxelles/New
York/NY/Oxford/Wien: Lang Verlag.
Buchmann, U. (2014): Curriculumkonstruktion
berufsbezogener Bildungsgänge in der Spannung von Beruf
und Wissenschaft. In: Severing, E./Weiß, R. (Hg.):
Weiterentwicklung von Berufen. Herausforderungen für die
Berufsbildungsforschung. Bielefeld: Bertelsmann (Berichte
zur beruflichen Bildung, 14), S. 199–213.
Mayring, P. (2010): Qualitative Inhaltsanalyse. 11.,
aktualisierte und überarbeitete Auflage, Weinheim/Basel:
Beltz Verlag.
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Carolin Lohse
TU-Berlin
Marchstraße 23
10587 Berlin
c.lohse@tu-berlin.de
AK1:
Erwerb berufsunspezifischer digitaler Grundkompetenzen durch
Autorensysteme in der manuellen Montage
Auf
verschiedenen Ebenen wird aktuell versucht die
Digitalisierung in der Curriculumgestaltung zu
berücksichtigen und zu verankern. Auf europäischer und
Bundesebene werden Konzepte zur Kompetenzbeschreibung von
digitalen Kompetenzen vorangetrieben. Auf Ebene der EQF
Ausgestaltung, welche als Vorlage für den DQR dient,
existiert bereits die revidierte Fassung DigComp 2.1, welche
digitale Grundkompetenzen durch Kompetenzbeschreibungen
definiert. In allgemeinbildenden Bildungsgängen der Schweiz
und Österreichs haben Erprobungen zur curricularen
Eingliederung von eigens definierten digitalen
Grundkompetenzen bereits stattgefunden und werden in die
Unterrichtspraxis überführt.
Neben den abgeschlossenen Neuordnungsverfahren zur
Teilnovellierung der metall- und elektrotechnischen Berufe
im Sommer 2018, geben auch die Länder curriculare
Gestaltungsleitfäden zur Eingliederung von digitalen
Kompetenzen bis auf die Ebene der Lehr-Lern-Arrangements
aus. So existiert in NRW der Einleger für die didaktische
Jahresplanung von gewerblich-technischen Bildungsgängen.
Bereits in der Vergangenheit hat die BAG auf ihrer Tagung in
Dresden 2015 diese Entwicklungen frühzeitig thematisiert.
Aufbauend auf dem dort stattgefundenen Diskurs ist ein
Forschungsprojekt an der RWTH Aachen University initiiert
worden, welches ein innovatives Weiterbildungskonzept für
die manuelle Montage auf Basis des auf der BAG Tagung
vorgestellten Autorensystemansatzes entwickelt und erprobt
hat. Die Zielgruppe des Konzepts ist die „stille Reserve“
der Unternehmen und des Arbeitsmarkts, welche formal nicht
qualifiziert sind. Durch die Migrationswelle in die
Europäische Union hat diese eine weitere Vergrößerung
erfahren. Diese sehr heterogene Mitarbeitendengruppe deckt
die formalen DQR Niveaus 1-3 ab.
Innerhalb der entwickelten Weiterbildung werden auf
Grundlage didaktischer Konzeptionen aus der beruflichen
Bildung manuelle Montageprozesse situiert geplant,
durchgeführt und bewertet. Um einen arbeitsintegrierten
Lernprozess zu erstellen ist die Montagehandlung durch eine
videobasierte Tutorialerstellung überlagert worden, welche
eine tiefgehende Auseinandersetzung mit dem
Gegenstandsbereich der manuellen Montage ermöglicht. Obwohl
in der manuellen Montage und den gewerblich-technischen
Berufen der Metall- und Elektrobranche die Digitalisierung
von Arbeitsprozessen voranschreitet, sind noch längst nicht
alle Tätigkeiten davon betroffen. Um jedoch die digitalen
Grundkompetenzen zu fördern, bedarf es an Konzepten wie dem
dargestellten, welche auch auf digitalisierte
Arbeitsprozesse vorbereiten und auch in diesen anwendbar
sind. Im Falle der Weiterbildung werden digitale
Grundkompetenzen durch die Tutorialerstellung sowie die
digitale Informationsverarbeitung zum Montageprozess
gefördert.
Der Beitrag zeigt das Grundkonzept basierend auf dem DQR
Kompetenzmodell und der erprobten Weiterbildungsumsetzung
auf und geht auf didaktische Ziele ein, welche mit einem
solchen arbeitsintegrierten Lernansatz gefördert werden
können.
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Prof. Dr. Martin Frenz
RWTH Aachen
Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft
Bergdriesch 27
52056 Aachen
m.frenz@iaw.rwth-aachen.de
Themenbereich:
Der hellblaue Kragen – elektro- und metalltechnische Berufe
im Kontext der Gestaltung neuer Geschäftsmodelle
Der
Industriekaufmann konzipiert eine Produktionslinie, der
Elektroniker berechnet die Wirtschaftlichkeit – verkehrte
Welt? Zunehmend durchmischen sich Aufgabenbereiche, die
traditionell diskreten Berufen zugeordnet waren. Auch das ist
eine Folge der Digitalisierung, bei der die Beherrschung
informatorischer Werkzeuge eine größere Bedeutung hat als die
her-kömmlichen Fachkenntnisse. Liegt hier ein Quell für
Dequalifizierung durch die Schaffung von Allroundern mit
„hellblauem Kragen“ statt Fachkräften? Die Beiträge zu diesem
Thema sollen ihren Platz ebenfalls im Arbeitskreis 1
finden, um zu klären, welche Rolle hier Berufliche Schule und
Ausbildungsbetrieb spielen.
AK1:
Kollaborative Robotersysteme als Teil der "Industrie 4.0"
Strategie
Die
kollaborative Robotik formt die Bedeutung des Begriffes
„Industrie 4.0“ in großen Teilen mit. Konzepte und
Anforderungen, welche auf den zukünftigen Arbeitsplatz
vorbereiten sollen, brechen diese auf die Robotik nur selten
herunter. Wenn von MRK (Mensch-Roboter-Kollaboration)
gesprochen wird, was ist damit explizit gemeint?
Kollaborative Roboter, welche für die Zusammenarbeit mit dem
Menschen entwickelt wurden, sind kraft- und
leistungsgeregelte Manipulatoren und können somit eine
auftretende Kollision erkennen und stoppen. Hierdurch sind
die Grundvoraussetzungen für eine Interaktion zwischen
Roboter und Mensch geschaffen.
Mit welchen neuen Anforderungen verändert diese Technologie
die Berufswelt schon heute? Welche langfristigen Aussichten
haben die Cobots und deren Vielzahl an Pro-jekten? Ziel der
kollaborativen Robotik ist es, Applikationen zu
automatisieren, welche bis dato aus betriebswirtschaftlichen
oder technologischen Aspekten sich nicht zu au-tomatisieren
lohnten. Bei Klein-/ und Mittelstandsunternehmen, welche
keine häufigen Programmierspezialisten für
Maschinenänderungen aufgrund sinkender Losgrößen zahlen
können, steht eine einfache Programmierbarkeit im
Vordergrund. Mit modernen Methoden kostenfreier e-Learning
Angebote wird das Ziel verfolgt: „Jeder kann einen Roboter
programmieren“. Der Mittelstand kann nun Automatisieren,
dies zeigt die Erfahrung von Universal Robots, beispielhaft
am Beruf Zerspanungsmechaniker/-in, welcher schon heute
hiermit konfrontiert ist. Diese programmieren schon heute
nicht nur die CNC Maschine, sondern auch das Be-/ und
Entladen von Bearbeitungszentren durch Roboter. Eine
Befähigung hierzu macht sie im Sinne einer
Höherqualifizierung noch attraktiver auf dem Arbeitsmarkt
und bietet Möglichkeiten der aktiven Weiterent-wicklung der
Fachkräfte in Planungspositionen wo sie Ihr volles
Fachwissen anwenden können.
Diese Chance zur Weiterentwicklung im Sinne eines job
enrichments muss durch die Berufsausbildung
unterstützt werden.
Dabei bietet die Robotik den Vorteil, dass sie sehr gut in
handlungsorientierte Unter-richtskonzepte eingebunden werden
kann. Die bisherigen Hindernisse schulischen Umfeld sind die
aufwändige Inbetriebnahme und die häufig anspruchsvolle
Program-miersoftware, dazu die hohen Anschaffungskosten und
Sicherheitsfragen.
Diese Hindernisse können die Cobots ganz oder teilweise
beseitigen. Sie sind einfacher in Betrieb zu nehmen und zu
programmieren, günstiger in der Anschaffung und im Umfeld
der Ausbildung sicherer zu betreiben als klassische
Industrieroboter.
Die Anknüpfungspunkte in den LehrpIanrichtlinien sind zwar
rar aber vorhanden. So findet sich in der Lehrplanrichtlinie
Zerspanungsmechaniker/-in 18/19, S.30 im Lern-feld: Planen
und Organisieren rechnergestützte Fertigung, die
Lernzielformulierung „Die Schülerinnen und Schüler
integrieren programmierbare Handhabungs- und
Fertigungssysteme in den Herstellungsablauf“ und der Inhalt
„Industrieroboter“.
Viele berufliche Schulen entwickeln Industrie 4.0
Strategien, parallel dazu werden zahlreiche
Lehrplanrichtlinien im Bereich Metall und Elektro novelliert
um Industrie 4.0 relevante Lernziele abzubilden. Dazu kommen
die derzeitigen Bestrebungen von Seiten der Politik
(Exzellenzzentren an Berufsschulen in Bayern,
Digitalisierungspakt) in Unterrichtskonzepte zu investieren,
die der Digitalisierung der Industriefertigung Rechnung
tragen. Deshalb ist die Zeit für berufliche Schulen günstig
in Konzepte und Ausstattung zu investieren.
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Andreas Häusler
Universal Robots (Germany) GmbH
Baierbrunner Str.15
81379 München
anh@universal-robots.com
AK1:
Handlung oder Handling - Zur Bedeutung von Berufsbildung
innerhalb von digitalisierten Wertschöpfung
Der
zunehmende und zwischenzeitlich als unumkehrbar
klassifizierte Einsatz von Digitalisierung in allen Phasen
einer Wertschöpfungskette wirft für die Berufsbildung die
Frage nach ihrer Bedeutung aus. Bedeutung meint hierbei
sowohl die gesellschaftliche Perspektive für das System der
beruflichen Bildung (Ausbildungsziel reaktives Handling oder
partizipative Handlung) als auch die sich daraus ergebenden
konkreten didaktischen Fragstellungen:
• Beibehaltung der gängigen Vorstellung
des Berufsprinzips von Facharbeit;
• Zunehmende Ausbildung im Rahmen von
hybriden Ausbildungsstrukturen;
• Funktion von Berufsbildung mit ihrem
hohen sozialen Inklusionsmoment.
Zur Klärung der vorab formulierten Fragestellung wurden
aufeinander aufbauend Methoden der Literaturanalyse sowie
der quantitativen und qualitativen Erhebung zum Einsatz
gebracht: Literaturanalyse zur beabsichtigten Funktion von
Digitalisierung, synoptische Analyse bereits bekannter
Arbeitsmarktszenarien und qualitative Erhebung bei
Produzenten von Industrie-4.0.-Technologie.
Unternehmerseitig wurde im Zuge der hier ermittelten
Fallbeispiele mehrfach darauf hingewiesen, dass das
Lernfeldkonzept zwar mit seinem pädagogischen Kern der
Förderung von Gestaltungskompetenz richtig sei, die
Lernfelder jedoch als Konstrukt noch zu unflexibel seien und
es nicht deutlich werden würde, wo sich wie neue Inhalte in
die bestehenden Lernfelder (fokussiert auf die Berufe
„Zerspanungsmechaniker-/in, Industriemechaniker/-in,
Mechatroniker-/in) einordnen lassen. Es wurde zudem
deutlich, dass der Umgang mit Expertensystemen (Erschaffung,
Anpassung, Optimierung und Kontrolle von automatisierter
Entscheidung) ein erhebliches Mehr an
mathematisch-informatorischen Kenntnissen und Fähigkeiten
erfordert, welche bislang vor allem in der akademischen
Bildung platziert sind. Der pädagogische Wert von
beruflicher Bildung im Hinblick auf die Fähigkeit zur
selbstgestalteten und verantwortungsbewussten Lebensführung
wurde dabei immer wieder betont, zugleich wurde aber
deutlich, dass Berufe, die hier niederschwellige fachliche
Angebote machen, als wenig zukunftsträchtig angesehen
werden. Stattdessen wurde hierfür eher in die Richtung
gedacht, Vollzeitmaßnahmen von Berufsschulen und -kollegs
mit exemplarischen Lernfeldern aus den bisherigen
Rahmenlehrplänen auszubauen.
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Univ.-Prof. Dr. Ralph Dreher
Universität Siegen
Breite Strasse 11
57076 Siegen
dreher.tvd@uni-siegen.de
AK1:
Unternehmerisches Denken und Handeln: Die Bedeutung und
Anwendbarkeit der Entrepreneurship Education für
gewerblich-technische Berufsdomänen
Die
unternehmerische Kompetenz und Eigeninitiative zählen zu den
Schlüsselkompetenzen, die eine berufsfeldübergreifende
Relevanz aufweisen und gemäß des Europäischen Parlaments und
des Rates (Amtsblatt der Europäischen Union 2006) wie folgt
definiert werden: Sie bezeichnen „die Fähigkeit, Ideen in
Taten umzusetzen. Dies erfordert Kreativität, Innovation und
Risikobereitschaft sowie die Fähigkeit, Projekte zu
organisieren und durchzuführen, um bestimmte Ziele zu
erreichen. Der Einzelne ist sich seines Arbeitsumfelds
bewusst und ist in der Lage, Chancen zu ergreifen.
Unternehmerische Kompetenz ist die Grundlage für die
besonderen Fähigkeiten und Kenntnisse, die diejenigen
benötigen, die eine gesellschaftliche oder gewerbliche
Tätigkeit begründen oder dazu beitragen. Dazu sollte ein
Bewusstsein für ethische Werte und die Förderung einer
verantwortungsbewussten Unternehmensführung gehören.“ Die
Entwicklung von unternehmerischer
Persönlichkeit, Eigeninitiative und Innovationsfähigkeit
stellt nicht nur auf Unternehmens- und Existenzgründung ab.
Sie fokussiert sehr deutlich auch das Intrapreneurship als
innerbetriebliche Gestaltung betrieblicher Prozess-,
Produkt- und Geschäftsmodellinnovationen durch Auszubildende
und Mitarbeiter/-innen. Damit ist ein umfassendes Programm
einer Entrepreneurship Education beschrieben. Ein
wesentlicher
Lern- und Arbeitsgegenstand zur Beförderung
unternehmerischen Denkens und Handelns ergibt sich in
sogenannten Geschäftsmodellen. Vereinfacht formuliert zeigt
ein Geschäftsmodell überblicksartig die Art und Weise, wie
ein Unternehmen seine Gewinnziele erreichen möchte. Genauer
betrachtet lässt sich anhand von Geschäftsmodellen
aufzeigen, wie zentrale Elemente der unternehmerischen
Gestaltung und Entscheidung strategisch ausgerichtet und
miteinander kombiniert werden. Zu den Elementen gehören
Kundensegmente und -beziehungen, Leistungs- und
Nutzenversprechen,
Ressourcen, Fähigkeiten und Prozesse, Partner sowie das
finanzielle Kalkül. Geschäftsmodelle bilden die Annahmen ab,
nach denen sich Unternehmen künftig strategisch ausrichten,
um ihre Existenz zu sichern und ihre Wettbewerbsfähigkeit
und Innovationsfähigkeit auszubauen. In der betrieblichen
Praxis lassen sich entsprechende Modelle und Szenarien mit
spezifischen Instrumenten wie etwa dem Business Modell
CANVAS entwerfen und abbilden. Im Hinblick auf die
betrieblich-berufliche Bildung können
Geschäftsmodellierungen Erklärungs-, Partizipations- und
Gestaltungsfunktionen entfalten: Über sie lassen sich
Unternehmensannahmen in Form von Handlungsalternativen,
-zusammenhängen und -wirkungen visualisieren. Die
Auseinandersetzung
mit Geschäftsmodellen verlangt von Mitarbeiter(inne)n
unternehmerisches, systemisches und prozessuales Denken und
Handeln sowie gleichzeitig eine Urteils- und
Reflexionsfähigkeit im Hinblick auf unternehmerische
Entscheidungen.
Im Beitrag werden die Bedeutung und Reichweite einer
Entrepreneurship Education sowie konkrete Umsetzungskonzepte
für die berufliche Ausbildung vorgestellt und auf ihre
Gangbarkeit für die gewerblich-technische Domäne diskutiert.
Insbesondere werden dazu ein in der Berufsausbildung
erprobtes Instrument zur Geschäftsmodellentwicklung
präsentiert und Kompetenzprofile zur Mitgestaltung von
Geschäftsmodellen skizziert.
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Prof. Dr. Tobias Schlömer, Karina Kiepe und Carolin Wicke
Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr
Hamburg
Holstenhofweg 85
22043 Hamburg
schloemer@hsu-hh.de
Themenbereich:
Was passiert in der beruflichen Schule? Handling oder
Handlung – didaktische Transformation und smartes Lernen