Validierung durchlässigkeitsrelevanter Kompetenzen
Der Beitrag beleuchtet die
technische berufliche Aufstiegsfortbildung im Licht des
Europäischen bzw. Deutschen Qualifikationsrahmens (EQF bzw. DQR)
und den in ihnen implizierten Annahmen einer beruflichen und
akademischen Gleichwertigkeit. Ausgehend von diesem
Beschreibungsinstrument wird beleuchtet, inwieweit es
notwendige, gewünschte oder auch realisierte Wege gibt, die in
eine umfassende Bildung in der Beruflichkeit führen, wo
innovative Ansätze zu beobachten sind und welche Hürden noch
überwunden werden müssen. Ausgangspunkt dieser Betrachtung ist
der von den deutschen Fachschulen verliehene Abschluss zum/zur
Staatlich geprüften Techniker/-in und seine Einordnung im
Deutschen bzw. Europäischen Qualifikationsrahmen.
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Oberstudiendirektor a. D. Dipl.-Ing. Ulrich Schwenger
Bundesarbeitsgemeinschaften für Berufsbildung in den
Fachrichtungen Elektro-, Informations-, Metall-, Fahrzeugtechnik
e. V.
schwenger@bag-elektrometall.de
Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen
Spätestens mit der Aufnahme des
Lebenslangen Lernens in den Zielkatalog des Bologna-Prozesses im
Jahr 2001 nimmt die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und
hochschulischer Bildung einen prominenten Platz auf der
bildungspolitischen Agenda in Deutschland ein. So hat die
Kultusministerkonferenz seit 2002 mehrere Beschlüsse zur
Anrechnung von außerhochschulisch erworbenen Kompetenzen sowie
zum nicht-traditionellen Hochschulzugang gefasst. Auch beim
Dresdner Bildungsgipfel 2008 haben sich die Regierungschefs von
Bund und Ländern zur Förderung der Durchlässigkeit bekannt. Auf
der operativen Ebene wurden mit der ANKOM-Initiative (2005 bis
2011) und dem Wettbewerb „Aufstieg durch Bildung: offene
Hochschulen“ (seit 2011) Förderprogramme aufgelegt, um die
Durchlässigkeit zu verbessern. In diesem Rahmen – aber auch in
zahlreichen regionalen Förderlinien der Länder und einzelner
Hochschulen – sind zahlreiche Projekte entstanden, die sich vor
allem um die drei Themenfelder Hochschulzugang/Anrechnung,
Studienorganisation/-inhalte sowie
Informations-/Beratungs-/Unterstützungsangebote gruppieren
lassen. In diesem Beitrag wird der aktuell erreichte Stand bei
der Durchlässigkeit anhand von Beispielen aus den drei genannten
Themenfeldern dargestellt. Außerdem wird nach übergreifenden
Gelingensbedingungen für die Durchlässigkeit gefragt.
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Dr. Ulf Banscherus
Technische Universität Berlin
ulf.banscherus@tu-berlin.de
Studieren ohne Abitur: Chance fürs berufliche Lehramt
Politisch mit hoher Priorität
versehen, jedoch geht die Umsetzung nur langsam voran: Menschen
ohne Abitur studieren in Deutschland nach wie vor sehr selten.
Die Zahl der Studierenden ohne allgemeine Hochschul- und
Fachhochschulreife ist in den vergangenen Jahren leicht
angestiegen, ohne jedoch über eine Randgruppe hinaus zu wachsen.
Aufgrund dieser Entwicklungen ist es von großem Interesse
herauszufinden, was die Gründe für die geringe Nachfrage sind
und unter welchen Rahmenbedingungen diese Studierenden in
technischen Studiengängen erfolgreich sind oder auch scheitern.
Wichtig ist, herauszufinden, welche Erfahrungen diese
Studierenden in berufsbegleitend organisierten, technisch
ausgerichteten universitären Studiengängen machen. Am Beispiel
eines Bachelorstudiengangs „Berufliche Bildung mit den
beruflichen Fachrichtungen Elektrotechnik-Informationstechnik
sowie Metalltechnik-Fahrzeugtechnik“, soll gezeigt werden,
welche Herausforderungen auf nicht-traditionelle Studierende,
wie Meister/-innen und Techniker/-innen, in einem technisch
ausgerichteten universitären Studium zukommen. Aufgezeigt werden
soll auch, unter welchen Rahmenbedingungen für diese Zielgruppe
die Abbruchrisiken reduziert werden können und ein erfolgreiches
Studium möglich ist.
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Prof. em. Dr. Dr. h.c. Georg Spöttl
Steinbeis Foundation
spoettl@uni-bremen.de
Berufliche Bildung - Durchlässigkeit als Garant für
Chancengleichheit
Mit ihren vielfältigen,
differenzierten und ineinander verzahnten Angeboten schafft die
Berufliche Bildung die Voraussetzungen für individuelle Lern-
und Qualifizierungswege. Gemäß dem Grundsatz „Kein Abschluss
ohne Anschluss“ können im beruflichen Bildungssystem nicht nur
unmittelbar am Bedarf des Arbeitsmarktes orientierte
Berufsabschlüsse auf unterschiedlichen Qualifikationsstufen
erworben werden, sondern auch alle Berechtigungen, die mit den
jeweiligen allgemeinbildenden Schulabschlüssen verbunden sind.
Das Nachholen von Schulabschlüssen bzw. der Erwerb höher
qualifizierender Abschlüsse über berufliche Bildungsgänge trägt
nicht nur zur Chancengleichheit bei, sondern leistet durch die
Integration breit gefächerte Zielgruppen auch einen effektiven
Beitrag, Bildungs- und Begabungsreserven zu mobilisieren.
Die Anerkennung und Wertschätzung beruflicher Kompetenzen steht
aber auch im direkten Zusammenhang mit der Anschlussfähigkeit im
tertiären Bereich. Dies betrifft nicht nur die Zulassung zu
einem Studium auf der Basis beruflich erworbener Kompetenzen,
sondern auch die Anerkennung der Gleichwertigkeit durch die
Anrechnung dieser Kompetenzen auf zu erbringende
Studienleistungen. Die Kultusministerkonferenz hat durch eine
Reihe von Maßnahmen die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und
hochschulischer Bildung deutlich gesteigert.
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Oberschulrätin Petra Jendrich
Ausschuss für berufliche Bildung - Kultusministerkonferenz
Petra.Jendrich@bildung.bremen.de
Türen öffnen für den beruflich-akademischen Aufstieg
In Zeiten von technischem
Nachwuchsmangel und zu langen Bildungswegen, kommt der
Anerkennung beruflicher Kompetenzen eine große Bedeutung zu!
Insbesondere unter dem Gesichtspunkt von Durchlässigkeit und
Wertschätzung für berufliche Bildung und deren implizierten
Kompetenzen werden derzeit die Bildungsbiografien dual
gebildeter Absolventen in der deutschen Hochschullandschaft kaum
oder zu gering bewertet und angerechnet.
Berufliche Handlungskompetenz die über eine Duale Ausbildung
erworben wurde und durch eine 2-jährige Fachschulausbildung mit
DQR 6-Niveau-Abschluss „höchstmöglich veredelt“ wird, findet
weder beim Zugang zur Bachelorausbildung, noch bei einem
möglichen Lehramtsstudium die erforderliche formale
Berücksichtigung.
Die unterschiedlichen Bewertungssysteme von fachlicher
Inhaltssystematik der Hochschulen und die berufliche
Handlungskompetenzorientierung der beruflichen Bildung scheinen
formal inkompatible und führen in Folge fehlender
Vergleichbarkeit zu keinem gesteigerten Interesse an
hochschulischer Ausbildung.
Dies soll jedoch im Workshop der Tagung verdeutlicht und
überwunden werden und Lösungsansätze einer Vergleichbarkeit
entwickelt werden.
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OStD Norbert Heucke
Technikakademie der Stadt Braunschweig
norbert.heucke@ta-bs.eu
Durchlässigkeit und Anrechnung am Beispiel des Projektes
Techniker2Bachelor
Seit 2014 fördert das
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) das an der TU
Clausthal angesiedelte Projekt Techniker2Bachelor. Ziel des
Projektes ist es die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und
akademischer Bildung in beide Richtungen zu erhöhen. Während der
ersten Förderphase wurden bundesweit für vier kooperierende
Technikerschulen pauschale Anrechnungen ausgearbeitet. Diese
pauschalen Anrechnungen befinden sich derzeit in der
Erprobungsphase. Die Absolventinnen und Absolventen der
kooperierenden Technikerschulen bekommen beruflich erworbene
Kompetenzen, auf ein Bachelorstudium Maschinenbau an der TU
Clausthal angerechnet. Durch diese Anrechnung verkürzt sich die
Regelstudienzeit von sechs auf vier Semester. Es ist dabei zu
beachten, dass sich diese Anrechnung nicht zwingend auf die
ersten beiden Semester des Bachelorstudiums bezieht, sondern
bereits erworbene Kompetenzen aus dem gesamten Studienverlauf
angerechnet werden. Bisher konnte das verkürzte Bachelorstudium
in einem Fall erfolgreich erprobt werden.
Es gibt immer wieder Interessenten für ein verkürztes
Bachelorstudium, die nicht von einer der kooperierenden
Technikerschulen kommen. Für diese Technikerinnen und Techniker
ist für die zweite Förderphase die Ausarbeitung einer allgemein
anwendbaren Anrechnung für Maschinenbautechniker geplant. Diese
sogenannte Basisanrechnung wird voraussichtlich einen geringeren
Leistungsumfang haben, als die ausgearbeiteten pauschalen
Anrechnungen für die kooperierenden Technikerschulen. Die
Basisanrechnung, welche die Überschneidung der Kompetenzen aller
Maschinenbautechnikerausbildungen abbildet, soll mit der
individuellen Anrechnung beruflich erworbener Kompetenzen
kombinierbar sein. Durch die Möglichkeit einer Basisanrechnung
erhöht sich für alle Technikerinnen und Techniker die
Planungssicherheit für ein Maschinenbaustudium an der TU
Clausthal.
Als weiteres großes Arbeitspaket soll in der zweiten Förderphase
der Weg vom Studium zum Techniker genauer untersucht und erprobt
werden. Dabei soll unter anderem erarbeitet werden, ob es
möglich ist, durch ein Studium erworbene Kompetenzen pauschal
auf eine Ausbildung zum Techniker anzurechnen. Durch die Analyse
und Erprobung des Weges von der hochschulischen in die
berufliche Bildung soll erreicht werden, dass mehr
Studienabbrecher im Bereich der MINT-Fächer verbleiben und so
dem Fachkräftemangel entgegengewirkt wird.
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Prof. Dr.-Ing. Armin Lohrengel
Technische Universität Clausthal-Zellerfeld
lohrengel@imw.tu-clausthal.de
Offene Hochschulen - Ein Statement
In der Vergangenheit wurden im
Rahmen unterschiedlicher Förderprogramme von Bund und Ländern
zahlreiche Projekte durchgeführt, die den Übergang beruflich
qualifizierter Studieninteressierter ohne schulische
Studienberechtigung in ein Hochschulstudium begleitet und
unterstützt haben. Als besonders hilfreich haben sich hierbei
Angebote erwiesen, die niedrigschwellig angelegt und flexibel
ausgestaltet waren – beispielsweise als studienvorbereitendes
Propädeutikum. Vor dem Hintergrund des bestehenden Mangels an
Lehrkräften an beruflichen Schulen könnte eine Strategie zur
Gewinnung zusätzlicher Studierender darin bestehen, gezielt
Absolventinnen und Absolventen einer beruflichen
Aufstiegsfortbildung anzusprechen und ihnen durch ein
entsprechendes Unterstützungsangebot eine Brücke ins Studium zu
bauen. Hierzu könnte auf die Erfahrungen aus den bestehenden
Modellprojekten zurückgegriffen werden.
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Dr. Ulf Banscherus
Technische Universität Berlin
ulf.banscherus@tu-berlin.de
Karriere im Beruf - Höhere Berufe müssen gleichwertig sein
Der Bundesverband für höhere Berufe
fordert seit langem, dass die heutigen Staatl. gepr.
Techniker/-innen nicht am Endpunkt einer beruflichen Karriere
stehen dürfen. Die berufliche Aufstiegsfortbildung kann viel
mehr, was - zumindest auf dem Papier - in den Formulierungen des
Deutschen Qualifikationsrahmens vorweggenommen und nur in
wenigen Bereichen umgesetzt ist. Daher ist die Frage nach der
Durchlässigkeit nur ein Teil der Debatte und so darf es in der
Technikerausbildung auch kein Tabu sein, eine Neuordnungsdebatte
anzustoßen, deren Ziel eine berufliche Weiterbildung zumindest
bis zur Stufe 7 des DQR garantiert. Erst dann wird der gesamte
berufliche Bildungsweg wieder interessant und der Einstieg über
die Facharbeit nicht zu einer Sackgasse. Das wäre auch ein
wirkungsvolles Mittel gegen den Facharbeitermangel.
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Gerard Wolny
Bundesverband höherer Berufe der Technik, Wirtschaft und
Gestaltung e.V.
wolny@bvt-online.de
Anrechnung – ein Weg der Kompromisse
Erfahrungsbericht
aus
dem Pilotprojekt „Weiterentwicklung von Übergang und
Integration staatlich geprüfter Techniker/-innen in
ingenieurpädagogische Ausbildungsprogramme zum Lehramt an
berufsbildenden Schulen“
Die Anrechnung der außerhalb des Hochschulwesens erworbenen
Kompetenzen ist ein Grundstein der Durchlässigkeit im
Bildungssystem. Ein zielgruppegerechtes Anrechnungsverfahren
motiviert beruflich Qualifizierte ein Studium aufzunehmen und
dient der Akquise der Studieneinsteiger. Demensprechend ist es
ein geeignetes Instrument in den Zeiten der Fachlehrersmangel,
um zukünftige Studierende für ingenieurpädagogischen
Fachrichtungen (wir Elektro-, Metall- oder Informationstechnik)
anzusprechen. An der Entwicklung eines solchen Verfahrens wird
im Rahmen des oben genannten Pilotprojektes gearbeitet.
Im Wintersemester 2017 startete die erste Kohorte der
Berufserfahrenen im Programm Bachelor of Science (B.Sc.)
„Berufsbildung“, für die ein kombiniertes Anrechnungsverfahren
entwickelt und evaluiert wird. Zum größten Teil besteht die
Gruppe aus staatlich geprüften Technikern der Fachrichtungen
Elektro- und Metalltechnik, die umfangreiche berufliche
Kompetenzen sowohl aus dem Berufsleben als auch aus der Aus- und
Fortbildung mitbringen.
Inzwischen liegen für Metalltechnik Analyseergebnisse
(Modulbeschreibungen, Vorlesungs- und Prüfungsunterlagen
einerseits und Lehrpläne der Fachschule für Technik
einschließlich Prüfungsaufgaben andererseits) sowie Erfahrungen
in der konkreten Arbeit mit Studierenden vor. Ebenso existiert
eine Konzeption zur differenzierten Förderung/Unterstützung von
beruflich qualifizierten Studierenden in der
Studieneingangsphase. Darüber hinaus werden aktuell verschiedene
qualitative Studien durchgeführt, die Aussagen zu Motivation und
Erwartungen, Studienerfahrungen sowie reflektierten
Einschätzungen der Studierenden dokumentieren.
Der Beitrag fasst diese Aspekte zu einem aktuellen
Entwicklungsbericht zusammen und wird diese insbesondere unter
der Frage thematisieren, mit welchen Leitlinien in
Zusammenarbeit mit den Fachschulen des Landes Sachsen-Anhalt
eine curriculare Weiterentwicklung der Bildungsgänge unter dem
Aspekt der Studierfähigkeit erfolgen kann. Hierzu werden auch
auf die angesprochenen aktuellen Forschungsergebnisse
aufgezeigt.
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Dr.-Ing. Olga Zechiel
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
olga.zechiel@ovgu.de
Studienmotive, Problemlagen sowie Stärken und Defizite
beruflich qualifizierter Studierender in der
Studieneingangsphase ingenieurpädagogischer Studiengänge
Dem bevorstehenden gravierenden
Lehrermangel an berufsbildenden Schulen im
ingenieur-pädagogischen Tätigkeitsfeld stehen bislang niedrige
Studierendenzahlen gegenüber, wel-che den zukünftigen Bedarf
nicht abdecken werden. Hier bilden beruflich qualifizierte
Studie-rende eine potentielle Studierendengruppe, um diesem
Mangel entgegenzuwirken, sind bis-lang aber nur als Minderheit
in den dazugehörigen Studiengängen vertreten.
Im Rahmen der Befragung von beruflich qualifizierten
Studierenden bezüglich ihrer Studien-motive, Problemlagen sowie
Stärken und Defizite in der Studieneingangsphase
ingenieurpä-dagogischer Studiengänge wurden folgende
Erkenntnisse durch die Auswertung visualisier-ter Interviews
gewonnen:
• Studienmotive liegen unter anderem im Wunsch Lehrer zu werden,
in den Arbeitsbedin-gungen hinsichtlich eines sicheren
Einkommens sowie Arbeitsplatzes und in der Verein-barkeit von
Beruf und Privatleben.
• Hemmnisse der Studienaufnahme betreffen die
Studienfinanzierung und das Bedenken über den intellektuellen
Anspruch des Studiums. Zusätzlich stellen sich Unsicherheiten
über die Zulassung zum Studium und Ängste in Verbindung mit dem
eigenen Alter her-aus.
• Bezüglich der Studieneingangsphase bilden die Finanzierung des
Studiums und der in-tellektuelle Anspruch des Studiums die
Kernpunkte kritischer Anforderungen. Zudem be-stehen
organisatorische Herausforderungen und wiederum Sorgen bezüglich
des eige-nen Alters.
• Als Stärken identifizieren beruflich qualifizierte Studierende
u.a. ihre Problemlösefähig-keit, das fachspezifische Vorwissen
und ihre Selbstständigkeit. Das fehlende Abiturwis-sen schlägt
sich als Defizit in allen Modulen nieder.
Zusätzlich wurden die Studierenden nach ihrem Umgang mit
kritischen Studienanforderun-gen sowie Defiziten befragt, um
hieraus Handlungsempfehlungen für die
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, bezüglich der
Unterstützung von beruflich qualifizierten Studierenden beim
Studieneinstieg, abzuleiten.
Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass beruflich qualifizierte
Studierende vor verschiedenen Hürden während ihres
Studieneinstiegs stehen, welche ihnen das Studium nicht
unmöglich machen, es aber durchaus erschweren. Die empfohlenen
Handlungsansätze zielen auf eine qualitative Verbesserung der
Studienbedingungen, sodass sich die Studierenden auf das Studium
konzentrieren können und unnötige Mehrfachbelastungen reduziert
werden. Vor dem Hintergrund, dass die Studierendenzahlen in den
ingenieurpädagogischen Studiengän-gen erhöht werden müssen,
sollte das Ziel verfolgt werden attraktive Studienbedingungen zu
schaffen, welche sich auch an den Belangen von beruflich
qualifizierten Studierenden orien-tieren.
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Julia Arnold
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
julia.arnold@ovgu.de
Workshop 1: Unterrichts- und Lernkultur
Welche Folgen die Digitalisierung in Industrie und Handwerk und
besonders für das Curriculum in der Ausbildung haben wird, steht
heute auch vor dem Hintergrund regionaler Wirtschaftsstrukturen in
Frage. Es scheint so als ginge es in Zukunft mehr darum
übergreifende, aber besonders auch persönlichkeitsbezogene
Kompetenzen zu entwickeln (Axel Grimm, Flensburg). Wie können die
Facharbeiter*innen/Gesell*innen den höheren Anforderungen gerecht
werden, im Komplex mit lernenden Maschinen situativ bestimmte
Entscheidungen zu treffen und welche Unterstützung kann die
Berufswissenschaft hier geben (Ralf Dreher, Siegen)? Was bedeutet
das auf der curricularen Ebene bzw. der unterrichtlichen
Umsetzung? Welche Lernkulturen sind zu etablieren? Wie kann
Unterstützung gegeben werden (Nina Bröcher, Berlin)? Was machen
die Individuen mit diesen Anforderungen (Jonas Gebhardt,
Flensburg)? In der Diskussion der Entwicklung und der zu
erwartenden Konsequenzen wird der erste Schwerpunkt des Workshops
liegen.
Noch weiter konkretisiert wird auf die Frage der Zugänge zu
veränderten Lern- und Unterrichtskulturen im zweiten Teil des
Workshops. Hier wird zunächst ein Vergleich des Unterrichts in
Kfz-Mechatroniker- und Büromanagement-Klassen in Deutschland und
England gezogen (Erika Gericke, Magdeburg). Im Anschluss wird ein
Berurteilungs- und Bewertungskonzept für die Kompetenzentwicklung
(KOMET-Kompetenzmodell) anhand von gestaltungsoffenen und
komplexen Aufgabenstellungen dargestellt (Markus Gille,
Melsungen). Schließlich wird ein unterrichtsbezogenens,
studentisches Projekt zur Umgestaltung einer älteren
FESTO-Modellfabrik (Eric Sawadogo, Dresden).
Zum Ende des Workshops soll vor dem Hintergund des
Workshopprogramms reflektiert werden, welche und inwieweit die
Digitalisierung Konsequenzen in der Lern- und Unterrichtskultur
zeitigen wird und was das für den Unterricht bedeutet.
Martin Hartmann
Lernkultur 4.0? – Lernen zwischen „Vorratslernen“ und „Lernen
on demand“ für eine digitalisierte Arbeitswelt
Vielerlei Neues verspricht die
digitalisierte Arbeitswelt 4.0 in Industrie und Handwerk.
Flexibilität, Mobilität und Disruptionen unterschiedlicher
Ausmaße werden vorausgesagt. Der Beitrag möchte aufbauend auf
den empirischen Befunden eines BMBF-geförderten Projektes zur
Zukunft der Facharbeit einen Einblick in mögliche Veränderungen
des berufsschulischen und betrieblichen Lernens geben. Für das
Lernen werden auf Grund der vorausgesagten Dynamik, Konzepte,
wie das Lernen im Prozess der Arbeit, an Bedeutung gewinnen, da
sie arbeitsplatznah bzw. arbeitsintegriert durchgeführt und über
mobile Endgeräte zu jeglicher Zeit distribuiert und abgerufen
werden können. Einher gehen Überlegungen, ob eine zukunftsfähige
Ausrichtung von beruflicher (Aus-)Bildung weniger auf feste
Wissensbestände in Form von abrufbarem kognitivem Wissen und
mehr auf eine individuelle Kompetenzentwicklung setzen soll. Dem
schnellen technischen Fortschritt könnte ein Learning on Demand,
als Kompetenz sich zum benötigten Zeitpunkt methodisch und
sachgerecht die erforderlichen Inhalte selbst zu erschließen,
anzuwenden und das Arbeitsergebnis zu reflektieren, geschuldet
sein. Dies würde eine Abkehr vom traditionellen Lernen auf
Vorrat nach sich ziehen und im Sinne der Kompetenzorientierung
den humanzentrierten Ansatz einer umfassenden
Persönlichkeitsentwicklung, die auf eine nachhaltige
Berufsausübung ausgelegt ist, stärken. Durch die Einbindung
digitaler Lernformate in betriebliche Kontexte in Form von
betriebsspezifischen arbeitsintegrierten Lernformen lassen sich
darüber hinaus Effekte auf organisationaler Ebene generieren.
Wissensbestände der Organisation können prozesshaft abgebildet
und gespeichert werden. Durch die lernenden Mitglieder der
Organisation könnte ein organisationales Gedächtnis aufgebaut
werden, welches dem Erfahrungsaustausch und der
Qualitätsentwicklung dienen kann. Die Potentiale derartiger
Lernformen stehen insbesondere bei kleineren und mittleren
Unternehmen erst am Anfang einer Implementation und
arbeitsintegrierten Durchdringung..
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Prof. Dr. Axel Grimm
Europa Universität Flensburg
axel.grimm@biat.uni-flensburg.de
Ich in 4.0 - Vorstellung einer evaluierten berufsschulischen
Unterrichtseinheit zur reflektierten Auseinandersetzung mit der
zukünftigen Rolle der Facharbeit im Kontext von Industrie 4.0
Vorstellung einer evaluierten
berufsschulischen Unterrichtseinheit zur reflektierten
Auseinandersetzung mit der zukünftigen Rolle der Facharbeit im
Kontext von Industrie 4.0
Im Umfeld von Industrie 4.0 entstehen derweil konkrete
individuelle Umsetzungen mit denen der Mensch im Privaten und
der Arbeitswelt verstärkt konfrontiert wird. Die notwendigen
Kompetenzen für eine reflektierte Handlungs- und
Gestaltungsfähigkeit am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft
werden über die bloße klassiche Fachkompetenz eines
Ausbildungsberufs hinausgehen, u.a. bedingt durch die
Informatisierung und verschiedene neue Formen von Kommunikation
und Arbeit. Im Zuge der Schnelllebigkeit dieser Trends und des
politisch gesteigertem Bedürfnisses nach einer Akademisierung
der Fachkräfte gilt es, besonders die Ebene der Facharbeit und
deren Aus- und Weiterbildung auf den Wandel von Arbeit und
Gesellschaft kompetent und multiperspektivisch vorzubereiten.
Aus dieser Motivation heraus entstand am Berufsbildungsinstitut
Arbeit und Technik (kurz: biat) der Europa-Universität Flensburg
eine subjektorientierte und praxisnahe Unterrichtseinheit, die
das theoretische Konstrukt der Netzkompetenz als Grundlage für
die Didaktisierung eines Lehr-Lern-Arrangements zur
Sensibilisierung für 4.0-Entwicklungen nimmt. Dieses ließe sich
in die kompetenzorientierten gegenwärtigen Curricula der
gewerblich-technischen Erstausbildung integrieren. An dieser
circa sechstündigen Sensibilisierungmaßnahme nahmen über 100
Teilnehmerinnen an berufsbildenden Schulen in Flensburg und
Berlin-Spandau teil. Im Rahmen dieses Vortrags wird ein Einblick
in die Gestaltung, Durchführung und die evaluierten Ergebnisse
dieser Unterrichtseinheit gegeben. Der Vortrag versteht sich als
Impuls für die zukunftorientierte Gestaltung einer
ganzheitlicheren Berufsbildungspraxis im Kontext von Industrie
4.0.
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Jonas Gebhardt
Europa-Universität Flensburg - Berufsbildungsinstitut Arbeit und
Technik (biat)
jonas.gebhardt@gmx.de
Lernen 4.0 - passt das Konzept der Berufswissenschaft für eine
berufliche Bildung als Vorbereitung für eine Arbeit in
digitalisierten Wertschöpfungsketten?
Lernen 4.0 – was kann das Konzept
der Berufswissenschaft zur Vorbereitung auf die digitalisierte
Arbeitswelt leisten?
Nach der maschinellen Steuerung von Handhabungs – und
Produktionssystemen wird nunmehr unter den Schlagworten
„Digitalisierung“ und „Industrie 4.0“ das bestreben erkennbar,
Entscheidungsprozesse auf der Makroebene (Entscheidungen über
Logistik, Material und Nutzung der Produktionsmittel innerhalb
des Produktionsnetzwerks) wie auf der Mikroebene
(Kenndatenfestlegung für einen konkreten Produktionsschritt) zu
automatisieren.
Das bedeutet, dass das den Arbeitsprozess in seiner Ausführung
determinierende Arbeitsprozesswissen als Basis für eine
Algorithmierung mit dem Ziel der automatiserten
Entscheidungsgenerierung genutzt wird bzw. werden soll.
Facharbeit der Zukunft wird damit vor allem durch geprägt sein,
• (eigenes) Arbeitsprozesswissen reflexiv zu
vergegenwärtigen;
• dieses anhand von Ähnlichkeitsanalysen in
seiner Gültigkeit zu verifizieren;
• den daraus möglichen Grad einer
Algorithmenbildung abzuleiten und dabei
• die Unmöglichkeit der Verallgemeinerung von
individuenspezifischem Vorgehen zu erkennen.
Erwerbsarbeit in einer derartig digitalisierten Arbeitswelt
fordert also zum einen das Kennen und Anwenden
berufswissenschaftlicher Methoden zur Gewinnung von
Arbeitsprozesswissen – auch und vor allem auf der Grundlage von
Erfahrungen im realen Umgang mit Material, Produktions- und
Hilfsmitteln und dem dadurch entwickelten Verständnis von
Abläufen. Berufswissenschaft in diesem Kontext dient damit nicht
länger der didaktischen Absicherung von beruflichem Lernen,
sondern wird zu einem notwendigen Instrument beruflichen
Handelns.
Berufliche Bildung mit ihrem weiterhin nicht bestrittenen Ansatz
der Ausdifferenzierung von Handlungsregulation über die
Förderung von Gestaltungsfähigkeit bedeutet damit
• zum einen die Fähigkeit zur
domänenspezifischen Anwendung berufswissenschaftlicher Methoden
zu fördern,
• zum anderen gleichzeitig das Erkennen um die
Grenzen der Algorithmierbarkeit der dadurch gewonnenen
Erkenntnisse zu ermöglichen und vor allem jedoch
• das Verantworten einer derartigen
Automatisierung als personaler partizipativer Beitrag zur
Gestaltung von Industriegesellschaft zu ermöglichen bzw.
einzufordern.
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Univ.-Prof. Dr.phil. Ralph Dreher
Universität Siegen, Lehrgebiet Technikdidaktik am Berufskolleg
(TVD)
dreher.tvd@uni-siegen.de
Beruflichkeitsförderung durch fachdidaktische und
unterrichtspraktische Methodenkompetenz- Ergebnisse des Projekts
Modellfabrik Industrie 4.0
Die Förderung von Beruflichkeit
erfordert, dass die Arbeits- und Geschäftsprozessorientierung in
den Mittelpunkt von Lernen in beruflichen Bildungsstätten
(Berufs-, Fach und Hochschule) gerückt und umfassende berufliche
Handlungs- und Gestaltungskompetenz gefördert werden. Das
Projekt „Modellfabrik 4.0“ im Rahmen des Modules „Fachbezogenes
Projekt“, dessen Ziele die Modernisierung sowie die
Digitalisierung einer alten Automatisierungsanlage (Festo
modulares Produktionssystems (MPS)) basierend auf einer
bestehenden Anlage und unter fachlicher und fachdidaktischer
Gesichtspunkte sind, bietet berufliche Handlungs- und
Gestaltungsmöglichkeiten für Facharbeiter/in und
Berufsschullehrer/in zur Entwicklung ihrer Beruflichkeit. Um
dies zu erreichen werden fachdidaktische und
unterrichtspraktische Methoden bei der Lösung fachlicher
Aufgabenstellungen angewendet.
Im Vortrag wird gezeigt, wie das Projekt unter Anwendung
ausgewählter fachlicher, fachdidaktischer sowie
unterrichtspraktischer Methoden gestaltet wird und wie die im
Projekt erworbenen Kompetenzen (z. B.: Methodenkompetenzen)
sowie neue Kenntnisse und praktische Erfahrungen im Bereich der
Digitalisierungs- und Planungsarbeit) auf das berufliche Handeln
von Lehramtsstudenten hinsichtlich z. B. der Gestaltung
kompetenzorientierter Unterrichts auswirken.
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Dr. Eric J. Wendkouni Sawadogo
Technische Universität Dresden
Eric.Sawadogo@tu-dresden.de
Beurteilen und Bewerten von mündlichen Leistungen und
Beobachtungen im Rahmen von individualisierten Lernsettings.
Gestaltungsoffene und komplexe
Aufgaben führen in der Regel nicht zu einer einzigen richtigen
Lösung. Deshalb muss zu deren Beurteilung und Bewertung mit
Kriterien gearbeitet werden. Im Rahmen der von den Lernenden zu
erbringenden schriftlichen oder produktorientierten Leistungen
liegen hierzu fundierte Ergebnisse wie u.a. die Kriterien des
KOMET-Kompetenzmodells vor. Diese Kriterien lassen sich auch
ohne Weiteres auf gestufte Lernaufgaben anwenden, sodass
individualisierte Lernsettings gut ausgestaltet und bewertet
werden können.
Schwieriger erweist sich in diesen individualisierten wie auch
in anderen komplexen Lernsettings die Beurteilung der mündlichen
Leistungen und Beobachtungen während des Lernprozesses.
Das Team spielt eine besondere Rolle.
Es gibt nicht die pädagogische Freiheit, sondern nur eine
didaktische. Dieses Missverständnis ist im Hinblick auf
Erziehung und Wertevermittlung von jungen Menschen von zentraler
Bedeutung. Für die Lernenden ist es sehr wichtig, dass im
Lehrerteam klare Zielvorstellungen von den zu erreichenden
thematischen Kontexten und den anzustrebenden Verhaltensweisen
vorliegen. Der Versuch auf diese Herausforderungen eine
strukturelle Antwort zu finden ist ein mehrdimensionales
Beurteilungs- und Bewertungskonzept (BKK), welchen in
Zusammenarbeit mit Prof. Peter Heiniger von der Pädagogische
Hochschule Thurgau in Kreuzlingen/Schweiz für die
Teilzeitberufsschule an der Radko-Stöckl-Schule in Melsungen
erstellt worden ist.
Im Rahmen des Workshops werden der Aufbau und die Intentionen
des BKKs kurz vorgestellt. In einer anschließenden
Erarbeitungsphase sollen die Teilnehmenden in einem diskursiven
Gruppenprozess sich näher mit dem BBK auseinander setzen und die
Möglichkeiten des Einsatzes an ihrer eigenen Schule ausloten.
Abgeschlossen wird der Workshop mit einer kurzen
Ergebnispräsentation.
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StD Markus Gille
Selbstständige Berufliche Radko-Stöckl-Schule Melsungen
markus.gille@radko-stoeckl-schule.de
Neuer Wein in alten Schläuchen. Herausforderungen und
Strategien für einen berufsorientierten Berufsschulunterricht
für Kfz-Mechatroniker
Forschungsgegenstand und
Fragestellung
Im Rahmen des Habilitationsprojektes Berufsbildungskulturen im
Vergleich – soziale Praktiken im deutschen und englischen
Berufsschulunterricht in Kfz-Mechatroniker- und
Büromanagementklassen rückt in diesem Beitrag der Fokus auf den
deutschen berufsorientieren Berufsschulunterricht für sich in
der dualen Ausbildung befindende Kfz-Mechatroniker, insbesondere
mit Blick auf das Lernfeld 6 (Funktionsstörungen an Bordnetz-,
Ladestrom- und Startsystemen diagnostizieren und beheben).
Die dem Projekt übergeordneten Fragestellungen sind:
• Welche sozialen Praktiken konstituieren den
Berufsschulunterricht in Kfz-Mechatroniker- und
Büromanagementklassen in Deutschland und England?
• Welche nationalen Bildungstraditionen,
Normen und Werte bilden sich (wie) ab?
Für diesen Beitrag, der sich auf die in Sachsen-Anhalt erhobenen
Daten gründet, werden folgende Fragen in den Blick genommen:
• Welche strukturellen Rahmenbedingungen
thematisieren die Lehrkräfte bzgl. der Umsetzung eines
berufsorientieren Kfz-Mechatroniker-Berufsschulunterrichts?
• Wie motivieren die Lehrkräfte ihre Schüler
für die neuen, als schwierig wahrgenommenen Lerngegenstände?
• Wie vermitteln die Lehrkräfte diese
Lerngegenstände?
Dazu wurden Unterrichtsbeobachtungen sowie Leitfadeninterviews
mit Berufsschullehrern (für Kfz-Mechatroniker) und
Auszubildenden durchgeführt und analysiert. Die hier
präsentierten Ergebnisse basieren sowohl auf die
Unterrichtsbeobachtungen als auch die Leitfadeninterviews.
Ergebnisse
Die von den Lehrkräften thematisierten Rahmenbedingungen
betreffen neben der technischen Schulausstattung, den Zugang zu
Weiterbildungsangeboten und als besonders problematisch das hohe
Lehrdeputat.
Um die Schüler für die anspruchsvollen Lernfelder zu motivieren,
wenden die Lehrkräfte eine Vielzahl an Motivationsstrategien an.
Beispielsweise wird auf das deutsche Berufsprinzip, die hohe
Bedeutung von Berufsqualifikation und die mit den neuen
Lerninhalten einhergehende Distinktion von älteren Kollegen im
Ausbildungsbetrieb rekurriert. Zudem führen die Lehrkräfte
verschiedene Begründungen auf, warum und wie sie diese neuen
Lernfelder vermitteln. Diese Strategie ist besonders wichtig, da
die Arbeitsrealität der Schüler (Kfz-Werkstattrealität) eine
andere ist. Des Weiteren werden die ,Früchte des Lernens‘
aufgezeigt, die bspw. einen dreckigen und körperlich schweren
Beruf in einen sauberen und leichten Beruf verwandeln.
Auf der didaktischen Ebene zeigt sich, dass die Lehrkräfte
,neuen Wein in alte Schläuche‘ füllen, d.h. das neue
Technikwissen mit altbewährten Methoden vermitteln. Die
Lehrkräfte verbinden die neuen Lerninhalte mit Bekannten auf
dreierlei Art und Weise: a) Übertragung der Elektrotechnik auf
die Mechanik, b) Verbindung der neuen Elektrotechnologie mit der
Alltagswelt der Jugendlichen (Alltagsgegenstände, -situationen,
-erfahrungen, -handeln) und c) Übertragung der Elektronik auf
situativ beobachtbarem Schülerverhalten.
Sowohl die Motivationsstrategien als auch das didaktische
Handeln tragen zu einem berufsorientieren Berufsschulunterricht
für angehende Kfz-Mechatroniker bei.
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Dr. Erika Gericke
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
erika.gericke@ovgu.de
(Gruppen-)Beratung als Instrument der Personal- und
Organisationentwicklung
Die Entwicklungen im Zuge von
„Industrie 4.0“ gehen einher mit Überlegungen zur curricularen
Neu-ausrichtung der Ordnungsmittel in der beruflichen Bildung.
Diese betreffen nicht nur die berufliche Ausbildung, sondern
auch die Lehrkräfteausbildung, -Fortbildung und -Weiterbildung.
Das ohnehin anspruchsvolle pädagogische Aufgabenspektrum der
Lehrkräfte (vgl. Kultusministerkonferenz 2014) wird einmal mehr
ergänzt. Die Beantwortung der Frage, wie Fach- und Lehrkräfte
für die Zukunft qualifiziert werden müssen, ist bislang
ungeklärt (vgl. Spöttl 2017, 71). Diese Ungewissheit in
Verbin-dung mit einer stetigen Modernisierung der Schule
versetzt Lehrkräfte in permanente Anspannung. Der Mangel an
ausreichenden Ressourcen wirkt hemmend, den Impulsen kreativ und
konstruktiv zu begegnen. Für Diskussionen über das
Selbstverständnis, die Perspektiven oder Krisen des
Leh-rer*innenberufs bleibt kein Raum. Diese unverarbeiteten
Emotionen und offenen Fragen sollten sich nicht unreflektiert in
die pädagogische Arbeit „einschleichen“ (vgl. Mietz/Kunigkeit
2013, 304ff.). Mäder (2015, 143ff.) fordert daher, wie viele
andere auch, begleitende Beratungsangebote bspw. in Form von
Supervision.
Angesichts der beschriebenen Ausgangslage stellen sich die
Fragen:
• wie verbreitet Gruppenberatung und andere Beratungsformen in
beruflichen Schulen sind,
• wie der Bedarf solcher Beratungsformen für die
Professionalisierung und Schulentwicklung von den Schulen selbst
wahrgenommen wird und
• inwiefern das den Schulen zur Verfügung stehende Angebot
professioneller Beratungsange-bote den schulinternen Bedarfen
entspricht.
Ausgehend von den o. g. Fragestellungen soll eine kleine
quantitative Studie vorgestellt werden, des-sen Ziel es war,
einen ersten Überblick über das Untersuchungsfeld im Land Berlin
zu erlangen, zu dem bislang keine empirischen Untersuchungen
vorlagen.
Die vorgestellten Ergebnisse sind Teil eines größeren
Forschungsvorhabens, welches das weiterfüh-rende Ziel verfolgt,
Ansatzpunkte für eine zielgruppenspezifische Konzeption
schulischer Beratungs-angebote auszuloten. Dafür sollen die
beratungsbezogenen subjektiven Theorien von berufsbilden-den
Lehrkräfte mittels qualitativer Interviews erhoben werden.
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Nina Bröcher
TU Berlin
nina.broecher@tu-berlin.de
Workshop 2: Lernen und Lehren in einer vernetzten Welt
Richtet man den Fokus der Wahrnehmung auf die derzeit diskutierten
Entwicklungstendenzen sowohl industrieller als auch handwerklicher
Facharbeit, so besticht hier vor allem das beschriebene
Charakteristikum vielfältig vernetzter Strukturen, welche
zukünftig in allen Bereichen beruflicher Arbeit vornehmlich
vorherrschen werden. Diese Entwicklungen werfen eine Vielzahl von
Fragestellungen auf, inwieweit die Bereiche des beruflichen
Lernens und Lehrens hierauf adäquat reagieren können bzw. müssen.
Im Rahmen des Workshops wird diesbezüglich die Frage aufgeworfen,
welche Fähigkeiten des Menschen vor dem Kontext dieser
tiefgreifenden Veränderungen langfristig beruflich überhaupt noch
relevant sind (Tanja Mansfeld, Berlin).
Aus einer anderen Perspektive heraus soll aufgezeigt werden,
welche Ansätze zur spezifischen Kompetenzerweiterung durch das
Einbeziehen Social-Web-basierter digitalisierter Lernangebote
derzeit erarbeitet werden (Markus Schäfer, Menden).
Eine weitere Antwort hierzu bietet das Vorgehensmodell „SCRUM“,
welches sich an Methoden der Softwareentwicklung anlehnt (Nicolai
Heinrich, Flensburg).
Darüber hinaus soll den Fragen nachgegangen werden, inwieweit
aktuell gültige curricular beschriebene Handlungsfelder
entsprechend angepasst werden müssen (Maik Jepsen, Flensburg),
welche Kompetenzen der Jugendlichen im Umgang mit mobilen
digitalen Geräten sinnvoll in Unterrichtsprozessen genutzt werden
können (Steffen Jaschke, Siegen) und welche Bedeutung
Wissensmanagement und Kommunikationsprozessen inbesondere in
freien Kfz-Werkstätten zukommen könnte (Torben Karges, Flensburg)
Uli Neustock
Digitalisierung der Arbeit – Was kommt da auf uns zu und wie
gehen wir damit um?
1. Ausgangslage
Die fortschreitende Digitalisierung, aber auch die
Globalisierung, der demografische Wandel und der anhaltende
kulturelle und gesellschaftliche Wandel (BMAS 2016) verändern
die Arbeitswelt der Facharbeiterberufe der Metall- und
Elektrotechnik. Produktionstechnische Arbeitsabläufe erfahren
tiefgreifende Umgestaltungen. Die industrielle Fertigung
verändert sich inhaltlich und qualitativ im Hinblick auf
Anforderungen, Arbeitszuschnitte und Arbeitsbedingungen.
Zugleich erfährt das Verhältnis von Menschen und Maschinen einen
Wandel. Roboter und Rechner übernehmen Tätigkeiten von
Beschäftigten. Die konventionelle Facharbeiterausbildung gerät
damit an eine Grenze. Dies betrifft sowohl die curriculare, d.h.
inhaltliche, als auch die berufs- und fachdidaktische Seite.
2. Fragestellung
Welche Tätigkeiten könnten in Zukunft von Rechnern und Robotern
übernommen werden und welche Fähigkeiten der Menschen sind
voraussichtlich eher nicht ersetzbar? Welche Anforderungen in
Bezug auf Flexibilität werden die Unternehmen an künftige
Facharbeiter stellen? Was bedeutet dies für die berufliche
Bildung in der Metall- und Elektrotechnik?
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Prof. Dr. Tanja Mansfeld
Technische Universität Berlin
tanja.mansfeld@tu-berlin.de
Digitalisierung der beruflichen Aus- und Weiterbildungspraxis
im Handwerk
Im Hinblick auf den
Fachkräftemangel steht das Handwerk vor besonders großen
Herausforderungen. Mehr denn je kommt es darauf an, dass alle
Menschen, die sich für eine Berufsausbildung im Handwerk
entscheiden, entsprechend ihren Potentialen individuell
gefördert werden. So kann ein Beitrag dazu geleistet werden,
dass ausreichend viele Fachkräfte zur Verfügung stehen.
Die Hoffnung, dass konventionelle E-Learning-Szenarien einen
nennenswerten Beitrag zur individuellen Förderung liefern
würden, hat sich mit Blick auf die formalen Aus- und
Weiterbildungssysteme nicht erfüllt. Nach den eher ernüchternden
Befunden zur Bedeutung von konventionellen E-Learning-Angebote
in der handwerklichen Aus- und Weiterbildung könnte die
Digitalisierung praktisch aller Lebensbereiche neue Impulse
setzen. Dies auch, weil hier barrierefreie offene
Lernressourcen, etwa aus dem Social Web, mit innovativen
Augmented- und Virtual-Reality-Technologien verknüpft werden
können. Die entstehenden Settings bieten damit die Möglichkeit
strukturelle Veränderungen herbeizuführen.
Der Beitrag wird in diesem Kontext das durch das
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte
Projekt ""Inklusion in der beruflichen Bildung am konkreten Fall
des Kfz-Mechatronikers mittels Virtual Reality Technologie""
(InKraFT) vorstellen.
Das Projekt verfolgt das Ziel ein bildungstheoretisch fundiertes
und inklusionsorientiertes didaktisches Konzept für die Aus- und
Weiterbildung im gewerblichen Kfz-Handwerk zu entwickeln und zu
testen. Die Umsetzung des Konzeptes erfolgt dabei mit Hilfe
einer adaptiven Lernumgebung, die durch kognitive
Assistenzsysteme unterstützt wird. Als wesentliche Bausteine
sind die Entwicklung von inklusiven Lernszenarien mit
Zertifizierungscharakter und die Einbindung von AR und
VR-Streaming Technologie für Virtual Remote Maintenance &
Inspection zu nennen.
Als Partner ist das Unterrichtsprojekt kfz4me.de des
Fachbereichs Kfz-Technik vom Hönne Berufskolleg in Menden in das
Vorhaben integriert. Das Projekt kfz4me.de setzt einen
designbasierten Unterrichtsansatz um, der im Ergebnis eine
Vielzahl an digitalen Lernbausteinen liefert und über YouTube
zur Verfügung stellt (vgl.www.kfz4me.de). Im Rahmen des F&E
Vorhabens InKraft sollen diese Lernbausteine die realen
Lernwelten der Auszubildenden über die AR- und VRTechnologie
erweitern.
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Dr. Markus Schäfer
Hönne-Berufskolleg des Märkischen Kreises in Menden
markus.schaefer@kfz4me.de
Projektorientiertes Lernen mit Scrum im beruflichen Unterricht
nicht nur in Informationstechnik
Der Vortrag soll einen Überblick
über die Potentiale von Scrum im beruflichen Unterricht geben.
Scrum ist ein Vorgehensmodell, das aus der Softwareentwicklung
stammt und dort den agilen Methoden zugerechnet wird. Es handelt
sich also um eine besondere Art des Projektmanagements, die auf
wenigen Regeln, Rollen und Artefakten basiert und sich durch
Transparenz, eine wiederholende Überprüfung der Funktionalität
und eine Anpassung der Funktionen im Projektfortschritt
auszeichnet.
Agile Methoden wie Scrum können auch unterrichtlich in
projektartigen Settings nicht nur im IT-Unterricht, sondern auch
in anderen Entwicklungsprozessen beispielsweise der Metall- oder
Elektrotechnik sehr gut genutzt werden.
Basierend auf Beispielen und Interviews mit Lehrenden wird
exemplarisch die Umsetzung von Scrum dargestellt und ein
Ausblick auf weitere Anwendungsmöglichkeiten für schulisches
Lernen gegeben. Scrum kann dabei sowohl als Methode als auch als
fachlicher Inhalt betrachtet werden, da davon auszugehen ist,
dass projektförmige Arbeitsmethoden und die Arbeit in
heterogenen Teams durch die fortschreitende Digitalisierung für
Facharbeiter aller Fachrichtungen weiter an Bedeutung gewinnen
werden.
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Nicolai Heinrich
Europa-Universität Flensburg - biat
nicolai.heinrich@uni-flensburg.de
Identifizierung beruflicher Handlungsfelder zur Verbesserung
von IT-Weiterbildungsangeboten an Fachschulen. Daten der
Berufsforschung als Basis zur Curriculumentwicklung?
Im Rahmen des fortwährenden,
wirtschaftlichen, technischen und gesellschaftlichen Wandels
besteht die Daueraufgabe, berufliche Bildungsangebote
hinsichtlich veränderter Anforderungen weiter zu entwickeln.
Dazu besteht für die Akteure von Lehrplankommissionen die
Aufgabe, berufliche Handlungsfelder im Rahmen von Geschäfts- und
Arbeitsprozessen zu identifizieren, sie didaktisch zu bewerten
und curricular aufzubereiten u.a. (vgl. KMK 2017a, S. 30, 2017b,
S. 6). Wie diese Informationen über berufliche Inhalte fundiert
zu ermitteln sind, ist allerdings nicht klar. Derzeitige
wissenschaftliche Beiträge der Qualifikationsforschung finden
meist anlassbezogen unter einem hohen empirischen Aufwand statt.
Analysen der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung finden dabei kaum
Beachtung im Rahmen beruflicher Curriculumentwicklungsprozesse
(vgl. Petersen 2014, S. 92). Es ist derzeit noch weitgehend
ungeklärt, wie die Ergebnisse der Berufsforschung aus
Berufsbildungssicht zu bewerten sind und welchen Beitrag sie im
Rahmen der Curriculumentwicklung leisten können.
An dieser Stelle setzt dieses Forschungsvorhaben an. Es wird
geleitet von der übergeordneten Fragestellung, wie Inhalte und
Anforderungen beruflicher Arbeit identifiziert werden können, um
die Curriculumentwicklung beruflicher Bildungsangebote zu
unterstützen. Exemplarisch wird die Analyse vor dem Hintergrund
der Entwicklung schulischer IT-Weiterbildungsangebote an
Fachschulen betrachtet.
Das Ziel einer ersten Analyse besteht darin, Informationen über
die Struktur, Inhalte und Aktualität der Datenbank für
Ausbildungs- und Tätigkeitsbeschreibungen, Klassifikationen und
Statistiken der Bundesagentur für Arbeit/IAB darzustellen und zu
bewerten. Der methodische Zugang erfolgt über die qualitative
und quantitative Auswertung dieser Daten. Diese Ergebnisse
beeinflussen den methodischen Zugang weiterer Untersuchungen mit
dem Ziel, berufliche Aufgaben und Tätigkeitsbereiche der Gruppe
„Informatik und IKT-Berufe“ darzustellen.
Literaturverzeichnis
KMK (2017a): Handreichung für die Erarbeitung von
Rahmenlehrplänen der Kultusministerkonferenz für den
berufsbezogenen Unterricht in der Berufsschule und ihre
Abstimmung mit Ausbildungsordnungen des Bundes für anerkannte
Ausbildungsberufe. Sekretariat der Ständigen Konferenz der
Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland
(KMK). Berlin.
KMK (Hrsg.) (2017b): Rahmenvereinbarung über Fachschulen.
(Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 07.11.2002 i.d.F. vom
19.05.2017). Sekretariat der Ständigen Konferenz der
Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland
(KMK).
Petersen, A. Willi (2014): Struktur- und Profilwandel der
Elektro- und IT-Ausbildungsberufe als systemischer Gegenstand
der Berufs- und Berufsbildungsforschung. In: Eckart Severing und
Reinhold Weiß (Hrsg.): Weiterentwicklung von Berufen.
Herausforderungen für die Berufsbildungsforschung. 1. Aufl. s.l:
W. Bertelsmann Verlag (Berichte zur beruflichen Bildung), S.
79–97.
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Maik Jepsen
Europa-Universität Flensburg
maik.jepsen@biat.uni-flensburg.de
Entmystifizierung des Internets der Dinge - Fächerverbindender
Unterricht der Höheren Berufsfachschule IT-Systeme
Jugendlichen und jungen Erwachsenen
im Alter von 16-19 Jahren kann in der Regel eine positive
Haltung gegenüber der elektronischen Vernetzung von Geräten des
Alltags zugeschrieben werden (Initiative D21 e. V., 2016). Die
Lernenden der höheren Berufsfachschule IT-Systeme, welche
überwiegend zu dieser Gruppe gehören, verwenden ihre smarten
Geräte intuitiv, allerdings auch unreflektiert hinsichtlich
Informationsfluss und deren zugrundeliegenden Funktionsweisen
(Feierabend, Karg & Rathgeb, 2016). Um eine digitale
Kompetenz auszubilden, bedarf es schulformunabhängig eines
lebensweltnahen und anwendungsorientierten
Informatikunterrichts. Dieser muss das Ziel verfolgen, die
komplexen und als Blackbox betrachteten Systeme der digitalen
Lebens- und Arbeitswelt zu entmystifizieren. Dies kann gelingen,
wenn durch die Gestaltung eigener vernetzter Systeme deren
Komponenten und Verbindungen transparent und beherrschbar
werden.
In dem hier vorgestellten Lernszenario werden die Fächer
Biologie (Klasse des Beruflichen Gymnasiums mit dem Schwerpunkt
Technik) und Informatik (Klasse der Höheren Berufsfachschule
IT-Systeme mit dem Schwerpunkt Systemintegration)
Klassenübergreifend verbunden. Die Problemstellung umfasst die
Konstruktion eines Terrariums, welches sich klimatisch an das
natürliche Habitat von Bartagamen anpassen kann. Dieses Szenario
soll Lernende anregen das Terrarium selbstständig durch eigene
Ideen weiterzuentwickeln.
Hard- und Software Konfiguration
Unterrichtshilfen für die technische Informatik (Lego-Roboter
etc.) sind in der Regel kostenintensiv und nicht speziell für
das Thema Internet der Dinge konzipiert. Daher wurde aufbauend
auf der Vorerfahrung der Klasse mit dem Einplatinenrechnern
Raspberry Pi1 die in Abbildung 1 gezeigte Konfiguration
aufgebaut.
Als Knoten wurden NodeMCU2 genutzt, welche über USB programmiert
werden. Unterstützt werden unter anderem One-Wire, I2C,
Pulsweitenmodulation, Analog/Digital-Wandung sowie der
DeepSleep-Modus, mit einer Stromaufnahme von unter 10μA, was
einen Batteriebetrieb ermöglicht.
Die Java-basierte Serversoftware Blynk3 dient dem Fernsteuern
von Geräten sowie dem Auslesen, Speichern und Visualisieren von
Sensordaten und bietet eine Bibliothek zur Programmierung der
SoCs sowie eine App für Smartphones. So müssen Lernende die
Client-Server-Kommunikation nicht selbst implementieren und
können sich auf die eigentliche Problemstellung des jeweiligen
Lernszenarios fokussieren.
Erste Erprobungen und Ausblick
Nach mehreren Experimenten der Lernenden, angefangen von einer
Wetterstation über eine Alarmanlage bis hin zur
Beleuchtungssteuerung, berichteten diese, dass das System ihnen
die Zusammenhänge zwischen einzelnen Teilgebieten verdeutlicht
hätte. Sie hätten bereits erworbene Kompetenzen, u.a. aus dem
Digitaltechnik- und Softwareentwicklungsunterricht, anwenden und
vertiefen können. Besonders die Interaktion mit der Hardware war
für die Lernenden erkenntnisreich und motivierte Sie dazu
Projekte in ihrer Freizeit, voranzutreiben und zu erweitern.
Neben dem Projekt „Ein neues Zuhause für Berthold (die
Bartagame)“ planen Lernende bereits weitere eigene kleine
Projekte, die sie im Rahmen ihres Abschlussprojekts umsetzen
möchten.
Für zukünftige Erweiterungen ist es notwendig, Lernszenarien zum
Thema REST-API zu entwickeln, durch deren Nutzung sich andere,
meist proprietäre, Geräte ansprechen lassen (Integration von
Sprachsteuerungen und Heimkinoanlagen). Somit würde es möglich,
die vollständige Vernetzung des Alltags und ihrer Lebenswelt
selbst zu gestalten.
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Dr. Steffen Jaschke
Universität Siegen
steffen.jaschke@uni-siegen.de
Wissensmanagement und Kommunikationsprozesse im Kfz-Service –
Bedeutung und Perspektiven für die Facharbeit in Kfz-Werkstätten
Gegenstand des Vortrags ist die
Bedeutung von Wissensmanagement und Kommunikationsprozessen für
das Arbeiten und Lernen von Fachkräften in freien und
herstellergebundenen Kfz-Werkstätten. Die Betrachtung erfolgt
aus einer technik- und einer humanorientierten Perspektive und
zeigt die Probleme bei der Informations- und Wissensversorgung
für eine erfolgreiche Kfz-Facharbeit auf, die unmittelbar auch
eine wirtschaftliche Relevanz für die Kfz-Werkstätten haben. Die
derzeit 37.740 Kfz-Werkstätten(1) in Deutschland stellen die
Schnittstelle der Automobilindustrie zu den Kunden dar und sind
insbesondere in herstellergebundenen Autohäusern der
Betriebsteil, der über die Arbeitsleistung maßgeblich für die
Kundenbindung verantwortlich ist. Dem Kfz-Service kommt zudem
eine hohe wirtschaftliche Bedeutung zu, da auf ihn knapp ein
Fünftel (2016: 32 Mrd.1) des Umsatzes im Kraftfahrzeuggewerbe
entfällt. Besonders in freien Werkstätten besteht für eine
zukunftsfähige Facharbeit ein Bedarf an einer ausreichenden
Versorgung mit qualitativ hochwertigen Informationen und Wissen
sowie an arbeitsprozessgerechten Möglichkeiten für ein
Wissensmanagement.
Zum Inhalt des Vortrags:
Im ersten Teil werden ausgewählte Aspekte zur Interdependenz von
Wissen, Kommunikation und Facharbeit im Kfz-Service dargestellt.
In diesem Kontext werden Theorien und Methoden des
Wissensmanagements auf ihre Anschlussfähigkeit überprüft und
ihre Relevanz für berufliche und betriebliche Lernprozesse
diskutiert. Im folgenden Teil zeigen empirische Ergebnisse einer
Onlinebefragung von Kfz-Fachkräften (n = 626, bundesweit) und
aus zwölf Fallstudien in freien und herstellergebundenen
Kfz-Werkstätten auf, dass - einem wachsenden Informations- und
Wissensbedarf derzeit eine einseitige Abhängigkeit von
Informationsangeboten spezialisierter Anbieter oder der
Fahrzeughersteller gegenübersteht,
- eine Kollaboration zwischen Kfz-Fachkräften sowie ein
Austausch und eine Sicherung bestehenden Erfahrungswissens nur
vereinzelt in informeller Form stattfinden,
- Lernen und Arbeiten überwiegend als dichotome Sphären
aufgefasst werden.
Damit wird zum einen das Potential des in Kfz-Werkstätten
verfügbaren Wissens ignoriert und zum anderen ein Lernen durch
Kommunikation und Reflexion im Arbeitsprozess verhindert. Im
dritten Teil werden die identifizierten Ansätze aus den
Werkstätten reflektiert und zu einem Modell verdichtet sowie
Perspektiven für die Implementierung eines Wissensmanagements
zur Unterstützung der Facharbeit und des Lernens in
Kfz-Werkstätten aufgezeigt.
Die Schlussfolgerungen des Vortrags:
Die Ergebnisse zeigen zunehmende Probleme bei der Informations-
und Wissensversorgung in Kfz- Werkstätten auf, von denen
insbesondere die freien Werkstätten betroffen sind. Dennoch
werden im Kfz-Service – ähnlich wie in anderen handwerklich
organisierten Branchen – die Notwendigkeit und die Potentiale
eines Wissensmanagements nur vereinzelt erkannt und
dementsprechend nicht angemessen berücksichtigt. Besonders die
eingeschränkte Weitergabe und ausbleibende Nutzung des
Erfahrungswissens der Kfz-Fachkräfte stellt eine große
Einschränkung dar. Eine reine Informationsdistribution, wie sie
derzeit im Kfz-Service üblich ist, kann die stetig wachsende
Menge an Informationen und notwendigem Wissen aufgrund von
Entwicklungen in der Fahrzeugtechnik nicht mehr in ausreichender
Qualität und arbeitsprozessgerecht zur Verfügung stellen.
Stattdessen ist ein optimierter Umgang mit den Wissensressourcen
des Personals in den Kfz-Werkstätten für eine zukunftsfähige
Diagnose und Reparatur von Kraftfahrzeugen sowie die
Anschlussfähigkeit der Betriebe an die technologische
Entwicklung notwendig. Dabei sollten technische Möglichkeiten
der künstlichen Intelligenz (zum Beispiel das bereits in
Grundzügen eingesetzte Case-Based-Reasoning) mit etablierten
Verfahren des humanorientierten Wissensmanagements verknüpft
werden, um insbesondere das wertvolle Erfahrungswissen der
Kfz-Fachkräfte zu explizieren und zu kommunizieren.
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Dr. Torben Karges
Europa-Universität Flensburg, Berufsbildungsinstitut Arbeit und
Technik - biat
torben.karges@biat.uni-flensburg.de
Workshop 3: Digitalisierung in den Inhalten von Ausbildung und
Unterricht
Der Workshop betrachtet Folgen der Digitalisierung in und für
Ausbildung und Unterricht aus ver-schiedenen Blickrichtungen. In
den Impulsreferaten und den anschließenden Diskussionen werden die
Digitalisierung von Arbeitsprozessen und das berufliche Lernen mit
digitalen Hilfsmitteln und Werkzeugen gleichermaßen berührt. Ein
erster Zugang wird geschaffen durch eine fächer- und
branchenübergreifende, bilanzierende Beschreibung des derzeitigen
Umgangs mit Anforderungen und Chancen, die die zunehmende
Digitalisierung für berufsbildende Schulen mit sich bringt. Die
Darstellungen beziehen sich auf ein Bundesland, das sich in der
Diskussion als tendenziell stellvertretend oder als wegweisend für
andere erweisen kann.
Die weiteren Impulsvorträge greifen Einzelaspekte und konkrete
Umsetzungsbeispiele auf. Sie befassen sich mit der Nutzung von
Online-Plattformen in der transnationalen
Berufsbildungszusammenarbeit, mit der Förderung der
Medienkompetenz von Lehrkräften durch Erstellung und Nutzung von
Web-Apps, mit der Entwicklung und dem Einsatz von komplexen
automatisierten Anlagen im Unterricht, aber auch exemplarisch mit
berufsspezifischen Folgen von Digitalisierungstendenzen. Die
Beiträge schildern Erfahrungen, förderliche und hinderliche
Rahmenbedingungen der Umsetzung im berufsschulischen Unterricht
und in der Lehrkräftebildung und geben dadurch Anregungen für
Transfer und Weiterentwicklung. Ob und wieweit sich die
Darstellungen mit den Erfahrungen der Teilnehmerinnen und
Teilnehmer des Workshops decken oder ob es aus der Praxis andere
Erfahrungen und/oder weitere Ansätze und Vorschläge gibt, werden
die Diskussionen zeigen.
Bernd Mahrin
Berufsschulen in Baden-Württemberg auf den Weg zur
Berufsbildung 4.0 – eine Zwischenbilanz
Gegenstand
des
Beitrages
Um die beruflich qualifizierten Fachkräfte auf die zukünftigen
Anforderungen von Industrie 4.0 vorzubereiten, förderte das
Ministerium für Finanzen und Wirtschaft in Baden-Württemberg die
Einrichtung von 15 „Lernfabriken 4.0“ an Beruflichen Schulen im
Land mit insgesamt 6,5 Mio. Euro. Zielgruppen der „Lernfabriken
4.0“ sind einerseits Auszubildende in dualen Ausbildungsgängen
der Fachbereiche Metall- und Elektrotechnik sowie
Fachschülerinnen und -schüler der Technikerschulen
Windelband/Faßhauer 2017). Andererseits sind sie über
ausdrücklich eingeforderte Kooperationen mit betrieblichen und
anderen außerschulischen Partnern zur Entwicklung von regionalen
klein- und mittelständischen Unternehmen (KMU) ausgelegt. Die
„Lernfabrik 4.0“ soll die Möglichkeit einer realitätsnahen bzw.
didaktisch-reduzierten Abbildung von Fertigungsprozessen in
einer Lernumgebung geben. Jedoch soll die komplexe Arbeitswelt
genauso abbildbar sein. Die Lernfabrik wird dabei als ein Labor
gesehen, das im Aufbau und in der Ausstattung industriellen
Automatisierungslösungen gleicht und eine praxisnahe
Vorbereitung auf die komplexen, vernetzten Produktionsprozesse
liefern soll. In den Lernfabriken werden ganz konkrete
Werkstücke hergestellt, die vom ersten Entwurf bis zur Fertigung
im gesamten Wertschöpfungsprozess bearbeitet werden.
Fragestellung
Der Beitrag soll als Zwischenbilanz beleuchten, wie der aktuelle
Stand der Umsetzung der Berufsschulen in Baden-Württemberg auf
den Weg zur Berufsbildung 4.0 ist. Werden die aktuellen
Herausforderungen der Digitalisierung, etwa eine stärkere
Prozessorientierung (vgl. Zinke et al. 2017) oder ein
kompetenter Umgang mit der Vernetzung der Geschäfts- und
Arbeitsprozesse (vgl. bayme vbm 2016), die in Studien der
Berufsbildungsforschung identifiziert wurden, eingelöst? Wie
wird die Lernfabrik ganz konkret im Unterricht eingesetzt? Wie
werden die Lehrkräfte auf die neuen Anforderungen in der
Weiterbildung in Baden-Württemberg vorbereitet?
Ergebnisse
Ausgehend aus den Ergebnisse der bayme vbm-Studie werden die
aktuellen Entwicklungen in Baden-Württemberg bewertet und
Interviews mit Verantwortlichen der Lehrerweiterbildung in
Baden-Württemberg ausgewertet. Gleichzeitig werden aktuelle
Überlegungen aus dem Projekt „Didaktik 4.0 – SmartFactory“
(Förderung durch Landesmittel) der PH Schwäbisch Gmünd mit
jeweils drei Berufsschulen und Partnerunternehmen zur konkreten
Unterrichtsgestaltung eingebracht. Insgesamt soll die
Zwischenbilanz Wege aufzeigen, um die Herausforderungen einer
digitalen Arbeitswelt langfristig zu meistern.
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Prof. Dr. Lars Windelband
Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd
lars.windelband@ph-gmuend.de
Praxisorientierte Kompetenzentwicklung in der
Produktionstechnik durch Kooperation
Dieses Abstract gibt Auskunft über
das vom EFRE geförderte und seit März 2017 laufende
sächsisch-tschechische Kooperationsprojekt „POKROK.digital“ mit
dem Fokus auf Zielgruppen zerspanungstechnischer Auszubildender
in beiden Ländern.
Ausgangslage und
Problemstellung
Auszubildende beider Länder bringen heute zu wenig praktisches
Wissen und Können mit in die Ausbildung. Sie können zudem
aufgrund zu hoher Ausfall- und Reparaturkosten bei
Fehlbedienungen kaum Erfahrungen an den Produktionsmaschinen der
Unternehmen machen. Die in der Tschechischen Republik typische
allein schulische Berufsausbildung begrenzt den Aufbau
berufspraktischer Kompetenzen obendrein. Auf beiden Seiten fehlt
es somit an praktischen Kenntnissen und Fähigkeiten ohnehin
knapper Fachkräfte. Dies wirkte sich in den Unternehmen der
Regionen beider Länder bisher ausgesprochen negativ aus, zumal
bei der Schlüsselrolle der dortigen metallverarbeitenden
Industrie. Künftige Fachkräfte beider Länder sollten in der Lage
sein, Zerspanungsprozesse - sowohl im Detail an einzelnen
Maschinen, als auch komplette Durchläufe für mehrere Maschinen -
planen und durchführen zu können.
Lösungsansatz
Die Auszubildenden sollen zum einen an realen Arbeitsaufgaben
lernen, wie sie in den Unternehmen tatsächlich vorliegen. Zum
zweiten werden Lehr- und Lernarrangements unter Nutzung einer
webbasierten digitalen Lernplattform beabsichtigt, die
einerseits ein reichhaltiges Angebot an Lernmedien bietet und
womit andererseits vielfältige Erfahrungen gemacht werden
sollen.
Geplantes Vorgehen und
Methodeneinsatz
Zu Beginn werden die Ordnungsmittel der Auszubildenden mit dem
Schwerpunkt zerspanungstechnische Tätigkeitsdomänen gezielt nach
relevanten Kompetenzen der Planung und Steuerung von
Fertigungsaufträgen untersucht. In Defizitanalysen wird erhoben,
welche Mängel in der Kompetenzentwicklung erkennbar sind:
einerseits bei Jungfacharbeitenden in Unternehmen und
andererseits bei Lernenden in berufsbildenden Schulen. Zum
dritten schließlich werden Arbeitsprozessstudien in Unternehmen
und Einrichtungen auf beiden Seiten des Grenzgebietes
durchgeführt, um die betrieblich-berufliche Praxis der
Facharbeit in all ihren Facetten zu erheben.
Dieser Phase empirischer Studien schließen sich dann
Konzeptualisierungsüberlegungen an, wofür Fragestellungen
handlungsleitend sind, wie: Wie kann die Integration
betrieblicher Praxis in eine digitale Lernplattform gelingen?
Wie können geeignete Lehr- und Lernarrangements zur Ausbildung
relevanter Kompetenzen zur Planung und Steuerung von
Fertigungsaufträgen überhaupt aussehen? Welche Lern- und
Arbeitsaufgaben, insbesondere welche Aufgabenstellungen, sind
für die Nutzung überhaupt geeignet? Wird eine derartige
Plattform von Lehrenden und Lernenden akzeptiert, angenommen und
als bereichernd empfunden? Es wird deutlich, dass nach der
Konzeptionierungsphase auch eine Erprobung inklusive Evaluation
stattfinden wird.
Die digitale Lernplattform wird schließlich an zentraler Stelle
hinterlegt, um einen uneingeschränkten Zugang zu den
Projektergebnissen zu gewährleisten. Die „open-source“-
Konzeptionierung der Projektergebnisse ermöglicht deren künftige
Weiterentwicklung und ihren Ausbau.
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Dipl.-Berufspädagoge Dirk Wohlrabe
Technische Universität Dresden
dirk.wohlrabe@tu-dresden.de
Web Apps im berufsfachlichen Unterricht - Entwicklung der
Medienkompetenz angehender Lehrer/innen im Lehr-Lern-Labor
Web Apps im berufsfachlichen
Unterricht - Entwicklung der Medienkompetenz angehender
Lehrer/innen im Lehr-Lern-Labor
Digitale Medien im berufsfachlichen Unterricht sind eine
Herausforderung nicht nur für die Infrastruktur von
Berufsschulen und Oberstufenzentren, sondern vor allem für die
Planung und Steuerung von Unterricht und damit für die
Professionalisierung von Lehrkräften in der universitären
Ausbildungsphase. Vor diesem Hintergrund soll ein Einblick in
ein aktuelles fachdidaktisches Forschungsprojekt im Rahmen der
Qualitätsoffensive Lehrerbildung an der TU Berlin im Fachgebiet
der Beruflichen Fachdidaktik erfolgen. Im Zentrum steht das
Lehr-Lern-Labor Elektrotechnik, curricular eingebettet in ein
gemeinsames Projekt von Fachdidaktik und Fachwissenschaft, das
sich im Sinne des Forschenden Lernens mit der Implementation
digitaler Medien sowie fachdidaktischer Entwicklungsaufgaben
beschäftigt.
Im Fokus ist die Entwicklung der Medienkompetenz der
Studierenden durch Entwicklung und Auseinandersetzung mit
digitalen Medien und computergestützten Lehr-Lern-Arrangements.
Hierbei besteht ein großer Bedarf in der Lehrkräftebildung. Die
Studierenden setzen sich in diesem Modul mit verschiedenen Web
Apps auseinander. Web Apps sind auf Basis von CSS, Javascript
oder HTML5 entwickelte Anwendungen. Sie müssen nicht auf
Endgeräten installiert werden. Die Bereitstellung, Verarbeitung
und Auswertung der Daten erfolgt auf einem Webserver. Für die
Nutzung wird ausschließlich ein Internetbrowser benötigt. Es
kamen bspw. Web Apps zur Simulation elektrischer Schaltungen,
Web Apps zum Entwurf elektrischer Schaltungen, Web Apps zum
kollaborativen Arbeiten und Web Apps für klassische Büroaufgaben
zum Einsatz. Die verwendeten Web Apps waren kostenfrei und
standen teilweise auch unter einer Open Source-Lizenz. Die
Studierenden sollen einschätzen, welche Einsatzmöglichkeiten im
Unterricht sinnvoll sind und welche Potentiale und Grenzen es
geben kann.
Aus den bisherigen Vorüberlegungen und dem aktuellen
Forschungsstand stellen sich folgende Forschungsfragen:
Können Lehr-Lern-Labore Lehramtsstudierende dazu befähigen,
digitale Medien hinsichtlich ihrer didaktischen Eignung,
Potentialen und Grenzen zu beurteilen?
Können Lehr-Lern-Labore Lehramtsstudierende dazu befähigen,
computergestützter Lehr- Lern-Arrangements zu entwerfen und
zielgerichtet einzusetzen?
Ziele: Erwerb von Medienkompetenz durch Einführung neuer
Studienformate und Reflexion von Unterrichtskonzepten.
Die Studierenden sollen auf der Ebene der Sachanalyse an das
Themenfeld bspw. Simulation elektrischer Schaltungen
herangeführt, zudem mit fachdidaktischen Standards der
Unterrichtsplanung und -durchführungen konfrontiert werden. Eine
Schulkooperation garantiert die Durchführung des geplanten
Unterrichts am Ende des Semesters und dessen Evaluation.
Forschungsdesign: Als Datengrundlage zur Beantwortung der
Forschungsfragen dienen die Planungsdokumente, Interviews mit
Studierenden zu Beginn des Semesters bzw. schriftliche
Reflexionen der Studierenden am Ende des Semesters. Diese werden
mit ATLAS.ti 8.0 mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach
Mayring (2010) ausgewertet.
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Christian Stoll
TU-Berlin
christian.stoll@tu-berlin.de
I 4.0 - Unterrichtsumsetzung an einer von Schülern
selbstgebauten Abfüllanlage
Die vierte industrielle Revolution
beinhaltet unterschiedlichste Themen und Technologien, die wir
verstehen und anwenden lernen müssen. Dazu ist an der BBS 2
Wolfsburg mit Studierenden eine Industrie-4.0-Abfüllanlage
entwickelt worden, die verschiedene Technologien sehr
anschaulich zur Anwendung bringt. Wichtig war bei der
Realisierung, dass die eingesetzten Technologien auch auf
industrielle Anlagen und Prozesse übertragen werden können.
Weiterhin soll der Lernträger die Lernenden begeistern und dort
abholen können, dass ein verständlicher Einstieg in komplexe
Technologien durchführbar ist. Dies bedingt die Erstellung von
Lernmitteln, die auch auf den von Jugendlichen genutzten Geräten
wie Smartphone und Tablet ermöglicht.
Die Anlage fokussiert sich dabei nicht nur auf Technologien
sondern setzt sich auch mit einem ganzheitlichen
Produktionsprozess von der Arbeitsplanung, Qualitätssicherung
bis zur Kundenintegration auseinander.
Wie ein solches, kompaktes Konzept aussehen kann, zeigt die
realisierte Industrie-4.0-Anlage und der Vortrag.
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Stefan Manemann
BBS 2 Wolfsburg und Festo Didactic SE
jessica.baumer@festo.com
Digitalisierung im (traditionellen) Handwerk der Augenoptik
Digitalisierung im (traditionellen)
Handwerk der Augenoptik
Die Augenoptik ist traditionell im Handwerk verortet. Unter dem
Einfluss technologischer Innovation und im Diskurs einer
Neupositionierung befindet sie sich auf dem Weg in eine
veränderte Arbeitsumwelt. Der Beruf des/der Augenoptiker*in
verändert sich aufgrund der Digitalisierung in den
Tätigkeitsbereichen von Verkauf und Beratung, der Fertigung und
der optometrischen Dienstleistung. Es vollzieht sich eine
Neuorientierung vom traditionell handwerklichen Berufsbild zur
optometrisch ausgerichteten Dienstleistung einschließlich neuer
Handlungsfelder und spezifischer Qualifikationen.
Aus den bisherigen Vorüberlegungen, einer Sekundäranalyse und
dem aktuellen Forschungsstand stellen sich folgende
Forschungsfragen:
> Welche Veränderungen ergeben sich aktuell für die
handwerkliche Facharbeit der Augenoptiker*innen?
> Welche zukunftsorientierten Aufgabenfelder sind für die
Augenoptiker*innen zu erwarten?
> Wie verändern sich langfristig die
Qualifikationsanforderungen?
> Welche Auswirkungen hat der Wandel der Facharbeit bezüglich
der Organisation und Struktur der Berufsausbildung?
Ziel der Forschung ist es, die Dynamik handwerklicher
Tätigkeitsbereiche und optometrischer Dienstleistung für die
Ausbildung von Augenoptiker*innen aufzuzeigen und vor diesem
Hintergrund die prospektive Gestaltung eines
Ausbildungsberufsbildes zu ermöglichen.
Um die Forschungsfragen beantworten zu können, sind Methoden
nötig, die den Wandel der (Fach)Arbeit – aktuelle Situation und
Zukunftsentwicklung – sowie die Details des
Untersuchungsgegenstandes erschließen. Mithilfe
berufswissenschaftlicher Forschungsinstrumente nach Becker/
Spöttl (2015) werden die Handlungsfelder der Facharbeit, die
Arbeitsorganisation und „neue“ Tätigkeitsfelder auf der
Grundlage von Branchenerhebungen, Expertenworkshops unter
Anwendung des Roadmap-Verfahrens sowie Beobachtungen der
Geschäfts- und Arbeitsprozesse erhoben. Das Sample umfasst zehn
Fallstudien. Die Protokolle der Beobachtungen und der
Fachinterviews aus den Fallstudien liegen vor und werden aktuell
mit ATLAS.ti 8.0 mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach
Mayring (2010) ausgewertet.
Im abschließenden Expert*innen-Workshop wurde basierend auf
herausgearbeiteten Qualifikations- und Entwicklungsbedarfen die
zukünftige Strukturierung und Organisation der Berufsausbildung
in drei Szenarien diskutiert.
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Carolin Lohse
Technische Universität Berlin
c.lohse@tu-berlin.de
Online-Prüfung im Kfz-Handwerk
Die Berufliche Schule
Fahrzeugtechnik und die Innung des Kfz-Handwerks in Hamburg sind
im Prüfungswesen der Kfz-Branche bundesweit Vorreiter für
Onlineprüfungen.
Zweimal im Jahr werden die angehenden Kfz-Mechatroniker/-innen
am Elbcampus in Hamburg-Harburg direkt am PC auf ihre Kenntnisse
in den beiden Teilen der theoretischen Gesellenprüfung
online geprüft. Die Aufgaben werden einem stetig wachsenden Pool
entnommen, der an der Berufsschule editiert und gepflegt wird.
Hamburg hat diese Prüfungsform als einziger Landesverband
dauerhaft installiert und führt sie mit Erfolg und hoher
Prozesssicherheit durch.
Bis zu 300 Auszubildende bearbeiten drei bzw. fünf
handlungsorientierte Prüfungsaufgaben mit Hilfe des ebenfalls
rechnergestützten Esi[tronic)-Werkstattinformationssystems. Die
Schüler verwenden dieses Tool, um Fehler in Fahrzeugen
auszulesen und Testwerte für Diagnosen zu erlangen, ähnlich wie
sie es aus der Praxis gewöhnt sind. Die Prüfungsleistungen
werden anschließend weitestgehend vollautomatisiert ausgewertet.
Eine Ausnahme stellt hierbei das Prüfungsfach „Wirtschaft und
Gesellschaft“ (Politik) dar.
Der geringe Bedarf an Betreuungs- und Aufsichtspersonal und die
Tatsache, dass die Prüfungen verhältnismäßig
zeitunabhängig stattfinden können, führen darüber hinaus in der
Schule dazu, dass kein weiterer Unterricht ausfallen muss. Dies
ist ein weiterer großer Vorteil und macht den Aufwand an
Entwicklung- und Organisationarbeit für eine Online-Prüfung mehr
als wett.
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Michael von Werder, Andreas Weingart
Berufliche Schule Fahrzeugtechnik Hamburg (BS 16)
frank.loenne-hoelting@hibb.hamburg.de
Workshop 4: Strukturelle Verankerung der Nachhaltigkeitsidee
in der Berufsbildungspraxis
Bereits seit längerer Zeit wird darüber diskutiert, wie
Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung (BBnE) die Fachkräfte
dazu befähigen kann, durch ihre Berufsarbeit bewusst einen Beitrag
zu leisten, die globalen Probleme des übermäßigen
Ressourcenverbrauchs und der ungleichen Chancen der
Wellbevölkerung zu verringern. Zahlreiche Nachhaltigkeitsprojekte
haben Impulse gesetzt und Wege aufgezeigt, aber es ist bisher noch
nicht gelungen die Leitidee der nachhaltigen Entwicklung
strukturell in der Berufsbildung zu verankern.
Nach Abschluss der UN-Dekade wurde 2015 das
UNESCO-Weltaktionsprogramm Bildung für nachhaltige Entwicklung
(BnE) gestartet. Dieses fünfjährige Programm (2015-2019) zielt
darauf ab, langfristig eine systemische Veränderung aller Bereiche
des Bildungssystems zu bewirken und Bildung für nachhaltige
Entwicklung darin strukturell zu verankern. Damit soll ein
wesentlicher Beitrag zur Umsetzung der Agenda 2030 geleistet
werden, die im September 2015 von den Vereinten Nationen
verabschiedet wurde und die 17 Ziele nachhaltiger Entwicklung –
die Sustainable Development Goals (SDGs) – umfasst. Da
Berufsarbeit immer Ressourcennutz nutzt und in der globalisierten
Wirtschaft vernetzt ist, hat die Befähigung zur „Mitgestaltung der
Arbeitswelt und Gesellschaft in sozialer, ökonomischer und
ökologischer Verantwortung“ (KMK 2011, S. 14) in der Ausbildung
eine wichtige Funktion zur Erreichung der 17 SDGs inne.
In dem Workshop sollen – anknüpfend an dem Plenumsvortrag
„Entwicklung nachhaltiger Lernorte“ von Kl.-D. Mertineit – Ansätze
zur strukturellen Verankerung der Nachhaltigkeitsidee in der
Berufsbildungspraxis diskutiert und konzipiert werden. Anregungen
sollen zwei Impulsvorträge zur „nachhaltigkeitsbezogenen
Lehrerfortbildung“ und zur „Didaktik der BBnE“ sowie eine
Kurzpräsentation über Erklärvideos zum Thema geben.
Thomas Vollmer & Sören
Schütt-Sayed
Didaktische Umsetzung der Leitidee der Nachhaltigkeit im
Beruflichen Unterricht
Für eine strukturelle Orientierung
der Berufsbildung an der Leitidee der nachhaltigen Entwicklung
ist die Frage zu klären, wie dies didaktisch erfolgen kann. Mit
diesem Impulsvortrag wird ein Didaktik-Ansatz vorgestellt, der
im Rahmen des BiBB-Förderprogramms „Berufsbildung für
nachhaltige Entwicklung (BBnE)“ erarbeitet wurde mit dem Ziel
BBnE vom „Kopf auf die Füße“ zu stellen. Das heißt, der hier
vorgestellte Ansatz der BBnE-Didaktik geht von realen
beruflichen Handlungssituationen aus, wobei sich die Gestaltung
der Lehr-Lern-Arrangements an der Leitidee der nachhaltigen
Entwicklung orientiert. Nachhaltigkeitsorientierte
Bildungsprozesse setzen demnach Handlungssituationen mit
ökonomischen, sozialen und ökologischen Zusammenhängen auf
lokaler, regionaler, nationaler und globaler Ebene in Beziehung.
Ziel ist die Förderung nachhaltigkeitsbezogener
Reflexionsfähigkeit als Teil der Handlungskompetenz, die ein
ganzheitliches Verstehen dieser Zusammenhänge ermöglicht und
Berufsarbeit in den Kontext ihrer gesellschaftlichen
Wechselwirkungen stellt. Zur Planung solcher
BBnE-Lernsituationen werden Analysekriterien vorgestellt, die es
ermöglichen, über die berufliche Mitwirkung an der
Zukunftsgestaltung nachzudenken und damit eine positive
Berufsidentität zu erlangen. Dieser Impulsvortrag ist als
Anregung gedacht, für die Erarbeitung konzeptioneller
Überlegungen zur strukturellen Verankerung von Nachhaltigkeit in
die Berufsbildung.
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Prof. i. R. Dr. Thomas Vollmer
Universität Hamburg
vollmer@bag-elektrometall.de
Lehrerfortbildung zur Gestaltung nachhaltigkeitsbezogener
Lehr-Lern-Arrangements
Für die Berufliche Bildung für
nachhaltige Entwicklung (BBnE) haben Fortbildungen für
praktizierende Lehrerinnen und Lehrer eine wesentliche
Bedeutung: „Fortbildungen zu einem Thema sind die Voraussetzung,
dass sich später die Schulgremien mit diesem Thema
auseinandersetzen können“ (Michelsen et al. 2012, S. 158).
Allerdings gibt es kaum Lehrerfortbildungen im Bereich der
beruflichen Bildung, welche sich mit der Leitidee der
nachhaltigen Entwicklung beschäftigen und an die Gegebenheiten
der Praxis orientieren. Es wird konstatiert, dass die
„Schlüsselfunktion des Berufsbildungspersonals bislang zu wenig
strategisch genutzt“ wird für BBnE (Mohorič 2014, S. 189-191),
dabei werden die Lehrer als Schlüssel zur Etablierung der
Leitidee der nachhaltigen Entwicklung in die Gesellschaft
angesehen (Michelsen et al. 2012, S. 30).
Um diese Lücke zu schließen, wurde eine Fortbildungsreihe für
Lehrkräfte zur Umsetzung einer Beruflichen Bildung für eine
nachhaltige Entwicklung konzipiert, durchgeführt und evaluiert.
Dieser Impulsvortrag stellt das Konzept dieser praktisch
erprobten BBnE-Fortbildungsreihe vor als ein Schlüssel zur
strukturelle Verankerung der Nachhaltigkeitsidee in der
Berufsbildungspraxis. Damit soll eine Anregung für den Workshop
gegeben werden, die dazu beiträgt, gemeinsam Ansätze für eine
nachhaltigkeitsorientierte Berufsbildung zu entwickeln.
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Sören Schütt-Sayed
Universität Hamburg
soeren.schuett@uni-hamburg.de
Entwicklung und Einsatz von barrierefreien Erklärvideos zum
Thema Energiewende
Der Impulsvortrag stellt ein
Beispiel für die mediendidaktische Gestaltung von
nachhaltigkeitsorientierten Lernsituationen vor. Die
barrierefreien Erklärvideos zum Thema Energiewende wurden im
Wintersemester 2017/2018 von Studierenden in einer erstmalig
durchgeführten Lehrveranstaltung entwickelt mit dem Ziel, die
Erklär- und Medienkompetenz der angehenden Lehrkräfte zu
fördern. Die produzierten Erklärfilme sollten barrierefrei
gestaltet werden, um der aktuell vorgegebenen inklusiven Bildung
gerecht zu werden. Das Thema „Energiewende“ stellt dabei einen
aktuellen gesellschaftspolitischen Bildungsanspruch dar, der
besonders in den gewerblich-technischen Berufen einen hohen
berufspraktischen Bezug hat. Fachlich haben sich die
Studierenden mit nachhaltigkeitsbezogenen Themen wie der
E-Mobilität und der Brennstoffzelle befasst.
In diesem Impulsvortrag werden anhand von Beispielen
Gesichtspunkte der Planung und Erstellung von Erklärvideos
vorgestellt, wie sie für die Berufsbildung für nachhaltige
Entwicklung (BBnE) genutzt werden können. Der Einsatz dieser
Medien knüpft an die Gewohnheiten Jugendlicher im beruflichen
Umgang mit modernen Informationstechnologien wie Smartphone und
Tablets an. Erklärvideos können im Unterricht nicht nur zur
Veranschaulichung nachhaltigkeitsrelevanter Zusammenhänge
dienen, sondern von den Lernenden auch selbst produziert werden.
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Dr. Wilko Reichwein
Universität Hamburg
reichwein@gmx.net