Beruf und Beruflichkeit – Ende oder Neuanfang?

Folgen veränderter Facharbeit und relevante Gestaltungsgrößen für die Zukunft

Ausgangslage

Angesichts der Digitalisierung, Automatisierung und Nachhaltigkeit industrieller und handwerkli-cher Arbeitsprozesse verschärft sich die wiederholt diskutierte Frage, ob der Beruf noch eine zu-kunftsfähige Referenzgröße und Ordnungskategorie für Wirtschaft, Gesellschaft, Individuum und Bildungssystem darstellt. In der Literatur findet sich die These, dass „traditionelle Elemente des Berufs einer Erosion unterliegen“, was auch durch aktuelle Entwicklungen wie der digitalen Trans-formation belegt wird. Ob damit das Prinzip „der Beruflichkeit“ für gewerblich-technische Berufe infrage zu stellen ist und wie zukunftsfeste Berufe aussehen sollten – das sind zu klärende Fra-gen, die im Plenum der BAG aus verschiedenen Perspektiven diskutiert werden sollen.

Fragestellung

Es sollen verschiedene Problemfelder im Zusammenhang mit Beruflichkeit und der Gestaltung von Berufen diskutiert werden, um folgende Fragen zu beantworten:

1.     Lassen Entwicklungen und Veränderungen in der Arbeitswelt Rückschlüsse auf die Bedeutung von Beruflichkeit zu?

a.     Welche Rolle spielt Beruflichkeit aufgrund der Veränderungen in der Arbeitswelt im Rahmen der Gestaltung von Berufen?

c.     Handelt es sich bei der verstärkten Nutzung des Beruflichkeitsbegriffs eher um einen nicht klar umrissenen Mythos, der als Rettungsanker für den Beruf herhalten soll?

c.     Ist die beruflich organisierte Arbeitswelt für die Berufsbildung noch eine zentrale Ziel-Dimension?

2.     Organisiert sich die betriebliche Praxis und die Berufsausbildung (noch) anhand traditioneller Berufskriterien?

a.     Wie entwickelt sich die Beziehung von Beruf und Beruflichkeit in Anbetracht der sich verändernden Arbeitswelt?

3.     Sind moderne Berufe und eine moderne Beruflichkeit durch Elemente gekennzeichnet, die bislang in der bildungspolitischen Debatte als Auflösungserscheinungen des Berufs diskutiert wurden?

a.     Soll der Begriff Beruflichkeit von den konkreten Berufsstrukturen abstrahiert werden, um Gestaltungsfreiheit für eine vom Arbeitsmarkt gesteuerte Kompetenzentwicklung zu ermöglichen?

b.     Welche Bedeutung wird dem Beruf und der Beruflichkeit in der sich verändernden Arbeitspraxis – vor allem durch Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) – beigemessen?

4.     Erweist sich der Beruf weiterhin als tragende Struktur für Individuen, Erwerbsarbeit und Gesellschaft? Wie muss dieser zukünftig verstanden und organisiert werden, damit er nicht zu einem Mythos verkommt?

Insbesondere für die gewerblich-technische Berufsbildung und die Berufe in den Berufsfeldern ET, IT und MT steht hier folgende Frage im Mittelpunkt:

Welche Rolle spielen strukturgebende Elemente wie Stoffe (Metalle bei Metallberufen) und Technologien (Informationstechnologie bei IT-Berufen; Elektrotechnik bei ET-Berufen) für Berufsprofile? Was ist heute und zukünftig strukturbildend?

Forschungs-/Entwicklungsmethode, Ansatz und Durchführung

Zur Bedeutung des Berufes sind in verschiedenen empirischen und theoretischen Studien differenzierende Argumentationsrichtungen auszumachen. Meist werden dabei Wechselbeziehungen zwischen Beruf, arbeitsplatzgebundenen Anforderungen, Arbeitsorganisation und personengebundenen Qualifikationen und Biographien betrachtet. Dabei werden einerseits eher subjektbezogene Analyseansätze, andererseits aber auch soziologische, systemische oder gesellschaftsbezogene Ansätze zur Untersuchung herangezogen. Im Plenum soll die Bedeutung von Beruf und Beruflichkeit aus verschiedenen Perspektiven für die Berufsbildung herausgearbeitet und diskutiert werden.

Methodisch werden Bedeutungsmuster hinsichtlich

  • der „Funktion des formalen Systems der beruflichen Aus- und Weiterbildung“ / des dualen Systems
  • biografischer Bedeutung bzw. Bedeutung für die Entfaltung einer beruflichen Identität und
  • der Organisation von Arbeit und den dazugehörigen Kompetenzanforderungen und Aufgabenzuschnitten im Betrieb

betrachtet.