Sind Berufe eigentlich noch gefragt und eine berufliche Ausbildung noch notwendig?
Die mit der Digitalisierung einhergehende hohe Innovationsdynamik führt zu einem Trend der Höherqualifizierung. Dennoch legen die Betriebe großen Wert auf gewerblich-technische Berufe, ohne die anspruchsvolle Aufgaben in der Produktion und Dienstleistung nicht bewältigt werden können. Eine Berufsausbildung in einem metalltechnischen, elektrotechnischen oder informationstechnischen Beruf gewinnt gleichermaßen an Bedeutung wie ein Studium einer Ingenieurwissenschaft. Die Zahl der Geringqualifizierten sinkt dagegen. Die Anforderungen an gewerblich-technische Berufe haben sich allerdings gravierend verschoben. Die disziplinorientierte Berufsausbildung (etwa als Industriemechaniker/-in) genügt diesen Anforderungen immer weniger. Gefragt sind hybride Berufe, die metalltechnische, elektrotechnische und informationstechnische Inhalte miteinander verzahnen. Eine Berufsbildung der jeweiligen Ergänzung aus den Disziplinen lässt sich nicht mehr bewältigen – weder von den Auszubildenden noch von den Lehrkräften und Ausbilder/-innen. Daher sind einige wesentliche Dinge in der Berufsausbildung und in der Berufsschule neu zu denken:

  • Die Grundbildung darf nicht mehr disziplinorientiert erfolgen, sondern muss sich an Kernaufgaben für den Beruf ausrichten. Die erfolgreiche Bewältigung dieses Perspektivwechsels kann nach dem Vorbild der mechatronisch geprägten Berufsausbildung zum Kfz-Mechatroniker / zur Kfz-Mechatronikerin erfolgen.
  • Berufe sollten Aspekte der Digitalisierung und Verschmelzung der Berufsfelder wie selbstverständlich aufgabenbezogen aufnehmen. Wir schlagen daher eine/n so ausgerichtete/n Industriemechatroniker/-in vor, der nach dem Kernberufekonzept konzipiert sein sollte.
  • Die Art und Weise, wie heute junge Menschen lernen, muss in der dualen Berufsausbildung hinsichtlich der Informationsquellen, der Prozesse für die Informationsbeschaffung sowie der Zeit-, Ort- und Institutionenunabhängigkeit in Form einer modernen Beruflichkeit neu konzipiert werden.

Einige Beispiele aus der Forschung sollen die Bedeutung und Begründung dieser Vorschläge verdeutlichen. Bislang bereits vorgenommene Veränderungen im Berufsbildungssystem und in der Berufelandschaft werden gewürdigt und reflektiert.