ABSTRACTS 15. Hochschultage
Berufliche Bildung 2008, Fachtagung 03.1/2
(Elektrotechnik-Informatik/Metalltechnik)
Neue Medien und Lernkonzepte (AK1)
Kompetenzbedarf
erkennen, Kompetenz entwickeln: Herausforderungen für Lehrer und
Ausbilder(Schwerpunkt: Berufsfeld Elektrotechnik Informatik/AK2)
Qualität
der Ausbildung in der
Großserienfertigung (AK3)
Qualität in der Ausbildung – Erreichtes, Defizite, Handlungsansätze in
Schule und Betrieb (AK4)
Learning on the Job (AK5.1)
Learning
on the Job (AK5.2)
Förderung selbstgesteuerten und kooperativen Lernens im
elektrotechnischen, informationstechnischen und metalltechnischen
Unterricht (AK6)
Qualitätssicherung im Rahmen von Ausbildungs- und Unterrichtsmodellen
(AK7)
Mediengestütztes berufliches Lernen: Tradition
und Wandel
Welche Funktionen haben Medien heute in der Berufsbildung und wie
unterstützen sie einen prozessorientierten Lehr-/Lernprozess? – Um
Antworten auf diese Fragen zu finden, wird zunächst ein
historischer Bezug insbesondere zu solchen entwickelten und erprobten
Medienkonzepten hergestellt, die eng mit der Entwicklung des vor genau
100 Jahren gegründeten Deutschen Ausschusses für technisches Schulwesen
(DATSCH) und dem heutigen Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)
verbunden sind. Medien werden dabei unterschieden als Lehrmittel,
Lernmittel, Wissensmanagementwerkzeug und Arbeitsmittel. In diesen
unterschiedlichen Funktionen unterstützen sie auf unterschiedliche
Weise Lehr-/Lernprozesse und verändern die Rollen der Lernenden und
Lehrenden.
In einem zweiten Schritt wird dargestellt, dass der auf Systemebene
heute geltende Anspruch an Berufsbildung zur Entwicklung von Handlungs-
und Prozesskompetenz auf der operationalen Ebene noch keineswegs
durchgängig durch adäquate Lern- und Medienkonzepte praktiziert wird,
selbst nicht automatisch dort, wo vorhandene Medienkonzepte dies
erlauben. Empirische Grundlage dafür sind Untersuchungsergebnisse, die
in einem BIBB-Projekt und in Zusammenarbeit mit dem ITB Bremen und der
TU Hamburg-Harburg zum Medieneinsatz im Berufsfeld Elektrotechnik
entstanden sind. Insofern wird (wieder einmal) gezeigt, wie schwierig
und langwierig Veränderungsprozesse gerade auf operationaler Ebene sind.
Aus der Erfahrung dieser Arbeit wird abschließend unter Verwendung
eines didaktischen Planungs- und Prozessmodells ein Ansatz abgeleitet,
bei dem der Einsatz von Lern- und Medienkonzepten als Indikator zur
Bestimmung der Prozessqualität in der Berufsbildung genutzt werden kann.
________________________________________
Dr. Gerd Zinke
Bundesinstitut für Berufsbildung BIBB
Arbeitsbereich 4.3.2
Robert-Schuman-Platz 3
53175 Bonn
Tel.: 0228/107-1429
e-Mail: zinke@bibb.de
Planung
und Teil-Projektierungen einer KNX/EIB-Lösung für das
Elektrogebäude der Walther-Lehmkuhl-Schule (WLS)
Ein arbeitsprozessorientiertes
Lernprojekt im Ausbildungsberuf Elektroniker/in Fachrichtung Energie-
und Gebäudetechnik (EEGT-04)
Projekt- und Auftragsbeschreibung:
Die konventionelle Elektroinstallation der WLS soll auf eine
busgesteuerte Anlage umgestellt werden. Gründe hierfür sind der höhere
Komfort, räumliche Flexibilität der Beleuchtung, ra¬tioneller
Energieeinsatz, Sonnenschutz durch außenlichtab¬hängige
Jalousiesteuerung usw. Der handwerksnahe Kunden¬auftrag umfasst die
wesentlichen beruflichen Aufgaben vom ersten Kundengespräch zur Analyse
der Kundenanforderungen und Angebotserstellung bis zur Übergabe der
Anlage. Im Zent¬rum des Unterrichts stehen die Planung sowie
exemplarische Projektierungsaufträge mit der entsprechenden
ETS-Software.
Curricular-didaktische Einordnung des Projektes:
Im Jahre 2003 wurden die Elektroberufe neu geordnet und für den
berufsbezogenen Unterricht in der Berufsschule Lernfelder eingeführt.
Curriculare Vorgabe des Unterrichtsprojektes ist das Lernfeld 9. Darin
sollen aktuelle Kommunikationssysteme in Wohn- und Zweckbauten geplant
und realisiert werden. Hin¬sichtlich der technischen Anforderungen und
auftragsorientier¬ten Arbeitsweise zur Gebäudesystemtechnik kann auf
Lern¬feld 7 zur Programmierung von Steuerungen aufgebaut werden.
Projektumsetzung und Lernprozessgestaltung:
Kern des Projektes ist eine geschäfts- und arbeitspro¬zessorientierte
Unterrichtsplanung, -umsetzung und -evaluation. Entsprechend des
Arbeitsplans werden da¬her zunächst von den Schülern in Absprache mit
dem Kunden (Lehrer) die Anwendungen des KNX/EIB-Systems im Hinblick auf
Leistungsfähigkeit, Komfort und Sicherheit genauer festgelegt. Hierbei
müssen gemäß den Zielsetzungen des Lernfeldes die betrieblichen,
wirt¬schaftlichen und rechtlichen Möglichkeiten berücksichtigt werden.
Zwei betriebliche Arbeitsstudien stützen die Er¬gebnisse. Besonderer
Wert wird auf der Grundlage des Gebäudegrundrisses auf die Bustopologie
(Etagen-Liniestruktur) sowie die Auswahl der erforderlichen
EIB-Geräte bzw. Busteilnehmer gelegt. Darauf basierend kann im Rahmen
der Projektierung das Zusammenwir¬ken von Gerätefunktionen,
Anwendungsprogrammen und Buskommunikation gemäß Produktkatalog
erarbeitet werden. Die erarbeiteten Lösungen werden in einer
Anlagen-Dokumentation zusammengestellt.
________________________________________
Dr. Carsten Wehmeyer
Jürgen Ahrens
Walther-Lehmkuhl-Schule Neumünster
Roonstraße 90
24537 Neumünster
Tel.: (04321)25092-0
e-Mail: cwehmeyer@wls.neumuenster.de
e-Mail: jahrens@wls.neumuenster.de
Geschäftsprozesse
als Gegenstand beruflichen Lernens: IT-gestützte Produktion in der
Druckvorstufe
Die Herstellung von Druckerzeugnissen hat sich durch die Einführung von
IuK-Technologien für die ganze Druckindustrie grundsätzlich verändert.
Es werden zunehmend neue Anforderungen an die Wertschöpfung der
Unternehmen und somit an deren Geschäftsprozesse gestellt. Das sind
neben der schnellen technologischen Entwicklung vor allem:
Preisverfall, Kostendruck, Internationalisierung der Märkte, kürzere
Produktlebenszyklen sowie steigende Ansprüche der Kunden etc. Die
wachsenden Anforderungen an Zeit, Qualität, Kosten und Flexibilität
können Unternehmen nur begegnen, wenn sie um ihre wertschöpfenden
Geschäftsprozesse wissen und diese aktiv gestalten.
Mit den Methoden des Geschäftsprozessmanagements können Unternehmen
flexibel auf die Anforderungen reagieren und erforderliche Anpassungen
vornehmen. Das Wissen um Geschäftsprozesse ist daher für Unternehmen
zunehmend wertvoller und somit für das berufliche Lernen zukünftig
unverzichtbar.
Für die Berufsbildung ist die Analyse von Geschäftsprozessen sowie
deren didaktische Transformation schon lange ein aktuelles Thema. Dabei
wird in der beruflichen Praxis von Lehrkräften häufig die Frage
gestellt, mit welchen Instrumenten die Analysen von Geschäftsprozessen
durchgeführt und verständlich beschrieben werden können und welche
Verbindung die Arbeitsprozesse einzelner Berufe zu den
Geschäftsprozessen der Unternehmen besitzen.
Im Rahmen meines Dissertationsvorhabens habe ich ein Instrument zur
Analyse und Beschreibung von Geschäfts- und Arbeitsprozessen zum Aufbau
gestaltungsorientierter Berufsbildungsmaßnahmen entwickelt. Das
Instrument wurde bereits erfolgreich in einem Forschungs- und
Entwicklungsprojekt mit einem Druckmaschinenhersteller eingesetzt, der
damit Geschäftsprozessanalysen durchgeführt hat und darauf aufbauend
Weiterbildungsmaßnahmen entwickelt hat.
In dem Beitrag wird das Instrument am Beispiel eines Arbeitsprozesses
aus der IT-gestützten Produktion in der Druckvorstufe vorgestellt sowie
dessen Verbindung zu den Geschäftsprozessen des Druckunternehmens und
die darauf aufbauende Lern- und Arbeitsaufgabe.
________________________________________
Henning Klaffke
TU Hamburg-Harburg
Institut für Technik, Arbeitsprozesse und Berufliche Bildung (G-3)
Eißendorfer Straße 40
21073 Hamburg
Tel.: (040) 42878 3607
e-Mail: h.klaffke@tu-harburg.de
Aktuelle
Lernkonzepte in der gewerblich-technischen Berufsbildung: eine
Bestandsaufnahme
Die Herausbildung ganzheitlicher beruflicher Handlungskompetenz ist das
Leitziel der beruflichen Bildung. Damit korrespondiert die Forderung
nach einer handlungsorientierten Umsetzung von Unterricht.
Handlungsorientierung wird mittlerweile seit mehr als zwei Jahrzehnten
als Gestaltungsprinzip beruflicher Lernprozesse diskutiert. Nach wie
vor sind die Diskussionen facettenreich und vielschichtig, oft jedoch
auch unübersichtlich.
Die konzeptionellen Modifizierungen beruflicher Bildung, wie sie u.a.
im Lernfeldkonzept und in der Prozessorientierung deutlich werden, sind
als Reaktion auf veränderte Bedingungen in der Produktion anzusehen.
Durch Veränderungen in der Organisation der Arbeit und die ihnen
zugrunde liegenden Konzepte betrieblicher Re-Organisierung ist die
umfassende Handlungskompetenz der Beschäftigten gefordert. Die gesamte
Wertschöpfungskette betrachtend, gehen die neuen betrieblichen
Organisationskonzepte von einem ganzheitlichen Ansatz aus. Die
Produktion wird nach prozess- und kundenbezogenen Kriterien
reorganisiert. Dies setzt bei den Beschäftigten eine hohe betriebliche
Prozess- und Systemkompetenz voraus, die ihnen durch berufliche
Ausbildung zu vermitteln ist. Hierzu benötigt die Berufsbildung ein
gemeinsames Verständnis von Prozesshaftigkeit und detaillierte
Kenntnisse über komplexe berufliche Prozessabläufe. Erst wenn die
berufliche Handlungskompetenz sich zu einer umfassenden
Gestaltungskompetenz erweitert und neben der Berufswelt auch die
Lebenswelt integriert, wird es gelingen, die Veränderungen aus der
Organisation der Arbeitswelt erfolgreich zu bewältigen. Die
Herausforderung für die berufliche Bildung liegt also darin, eine
umfassende Gestaltungskompetenz bei den Auszubildenden zu fördern.
In der gewerblich-technischen Bildung stehen sich unterschiedliche
Konzepte gegenüber: Die Spannbreite erstreckt sich dabei von
fachsystematischer bis hin zu arbeitsorientierter Ausbildung. Erstere
ist allerdings in den letzten Jahren zunehmend in die Kritik geraten.
Berufswissenschaftliche Erkenntnisse finden immer mehr Berücksichtigung
in der gewerblich-technischen Bildung. Das Hauptaugenmerk liegt dabei
auf der beruflichen Arbeit und auf den betrieblichen Arbeits- bzw.
Geschäftsprozessen. Auch das in den letzten Jahren entwickelte
Lernfeldkonzept setzt bei den beruflichen Tätigkeiten und Handlungen im
Beschäftigungssystem an. Die Neuordnung vieler Ausbildungsberufe
fordert den Übergang zu einer handlungsorientierten Ausbildung, die an
den Geschäfts- und Arbeitsprozessen ausgerichtet ist. Damit werden die
exemplarischen Aufgaben eines Berufes in das Zentrum der Ausbildung
gestellt. Zugleich soll die Bereitschaft und Fähigkeit zu
selbstgesteuertem und lebenslangem Lernen gefördert werden.
Untersuchungen machen allerdings deutlich, dass bei der schulischen
Umsetzung der Lernfelder nach wie vor der Frontalunterricht dominiert.
Dieser ist nach Meinung der Lehrkräfte am besten geeignet,
Begriffswissen zu erarbeiten und der Stofffülle der Lehrpläne gerecht
zu werden. Handlungsorientierte Lernarrangements werden deutlich
seltener eingesetzt. Auch ist der Klassenunterricht die häufigste
Sozialform und klassische Unterrichtsmedien wie z.B. Tafel und
Arbeitsblätter finden am häufigsten Verwendung.
Thema dieses Vortrags ist die es, einen Einblick in aktuelle und
bereits erfolgreich umgesetzte Lernkonzepte in der
gewerblich-technischen Berufsbildung zu geben und Tendenzen und
Entwicklungslinien aufzuzeigen. Modellversuche und einschlägige
Literatur führen sehr schnell vor Augen, dass die konzeptionelle Ebene
beruflicher Didaktik gut durchdacht ist, allerdings auf der
Umsetzungsebne keine flächendeckende Transferwirkung hat. Die
gegenwärtigen Lern- und Schulkulturen fördern noch in zu geringem Maße
ein aktives und selbstgesteuertes Lernen bei den Auszubildenden. Die
Bildungsinstitutionen stehen vor der Herausforderung, sich hinsichtlich
der in ihnen gelebten Lern- und Schulkulturen grundlegend zu wandeln,
um den Auszubildenden eigenverantwortliche und selbstbestimmte
Lernprozesse zu ermöglichen.
________________________________________
Petra Gerlach
Universität Bremen
Institut Technik und Bildung ITB
Informationstechnik und Bildungsprozesse
Am Fallturm 1
28359 Bremen
Tel.: (421) 218-4644
e-Mail: pgerlach@uni-bremen.de
Das
berufswissenschaftliche Konzept der Kompetenzwerkst@tt - vom Lernfeld
zur Lern- und Arbeitsaufgabe
Die Kompetenzwerkst@tt ist ein umfassendes, berufswissenschaftlich
begründetes E-Learning-Konzept. Es richtet sich in erster Linie an
Lehrer und Ausbilder im gewerblich-technischen Bereich sowie an
Studierende einer gewerblich-technischen beruflichen Fachrichtung.
Ihnen soll es Hilfestellungen und Anregungen für die Planung,
Gestaltung und Auswertung von multimedial gestütztem, projektförmigem
beruflichem Lernen geben. Dabei eignet sich die Kompetenzwerkst@tt
nicht nur für den Unterricht an Berufsschulen und die Erstausbildung in
Betrieben und an Überbetrieblichen Bildungsstätten, sondern sie lässt
sich grundsätzlich für den gesamten Bereich der gewerblich-technischen
Berufsbildung einsetzen, von der Berufsvorbereitung bis hin zur
Weiterbildung. Je nach Anwendungsbereich können die Elemente des
Konzepts an die spezifischen Voraussetzungen, Rahmenbedingungen und
Erwartungen angepasst werden.
Zentrale Bestandteile der Kompetenzwerkst@tt sind im Einzelnen
― ein ganzheitlicher didaktischer Ansatz, der auf
aktuellen handlungs- und arbeitsprozessorientierten Ansätzen in der
Berufsbildung und Erkenntnissen der Situierten Kognition basiert,
― ein Analyseinstrument (Arbeitsprozessmatrix), mit
der sich berufliche Arbeitsprozesse analysieren und als Grundlage für
die Gestaltung arbeitsprozessorientierten Lernens detailliert
beschreiben lassen,
― ein Instrument zur Präzisierung und
(Re)Interpretation von Lernfeldern bzw. Zeitrahmen, den curricularen
Strukturelementen von Rahmenlehrplänen bzw. Ausbildungsrahmenplänen,
― das didaktische Konzept der softwaregestützten
Lern- und Arbeitsaufgaben für eine projektförmige, handlungsorientierte
berufliche Bildung sowie
― eine arbeitsprozessbezogene, interaktive und
modular gegliederte Lernsoftware, die integrativ in Lern- und
Arbeitsaufgaben einsetzbar ist.
Der geplante Beitrag für den Arbeitskreis 2 der Fachtagung
Elektrotechnik-Informatik skizziert in der gebotenen Kürze das
Gesamtkonzept der Kompetenzwerkst@tt und seine zentralen
konzeptionellen Elemente. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der
Darstellung, wie Lehrer und Ausbilder in der Bewältigung der neuen,
weit reichende Herausforderung unterstützt werden können, aus offenen
curricularen Vorgaben konkrete berufliche Bildung zu gestalten. Lehrer
und Ausbilder müssen interpretieren, welche beruflichen Aufgaben hinter
einem Lernfeld bzw. einem Zeitrahmen stehen, welche Relevanz sie für
die Ausbildung bzw. den Beruf besitzen und wie sie sich in Unterricht
und Ausbildung, z.B. in Form von Lern- und Arbeitsaufgaben, umsetzen
lassen. In diesem Zusammenhang wird auch knapp auf die
Kompetenzwerkst@tt-Lernsoftware eingegangen, die integrativ in solche
Lern- und Arbeitsaufgaben eingebunden werden kann. Der Beitrag schließt
mit der Zusammenfassung der bisher in verschiedenen
Projektzusammenhängen gewonnenen Erfahrungen mit der
Kompetenzwerkst@tt.
Informationen zum Konzept der Kompetenzwerkst@tt finden sich unter
www.kompetenzwerkstatt.net.
________________________________________
Prof. Dr. Falk Howe
Universität Bremen
Institut Technik und Bildung ITB
Informationstechnik und Bildungsprozesse
Am Fallturm 1
28359 Bremen
Tel.: (0421) 218-4647
e-Mail: howe@uni-bremen.de
Kompetenzerwerb
im Kundengespräch – Kundenaufträge als Brücke zwischen den Lernorten
(erste Ergebnisse aus dem Modellversuch EMU)
Die neuen und neu geordneten Berufe im Bereich der Elektro- und
Informationstechnik spiegeln die Veränderungen in Wirtschaft und
Gesellschaft wider. So führten eine erhöhte Komplexität der beruflichen
Handlungsfelder und die Flexibilisierung von Berufsfeldern zu
einer stetig zunehmenden Übertragung von Verantwortung für
Arbeitsprozess und die eigene qualifikatorische Entwicklung auf das
Individuum. Um den Anforderungen der veränderten Berufswelt gewachsen
zu sein, gewinnt flexibles und eigenverantwortliches Handeln in
sozialen Kontexten zunehmend an Bedeutung. Die Schnelllebigkeit des
Wissens und die Profilierung der neuen und neu geordneten Berufe führen
allerdings allzu häufig zu einer Priorisierung der Fachlichkeit im
berufspädagogischen Handeln, obwohl gerade dort formal die
Schlüsselkompetenzen fokussiert werden.
Der im Vortrag vorzustellende Modellversuch EMU „Externes Management
gestaltungs-offener Ausbildung in neuen und neu geordneten Berufen in
KMU“ im Bildungszentrum Handwerk in Duisburg-Neumühl will sich daher
vornehmlich der so kontrovers diskutierten Entwicklung von
„Sozialkompetenz“ im beruflichen Handeln widmen. Euler definiert
Sozialkompetenzen als Kompetenz zur wertbewussten Kommunikation mit
anderen Menschen über bestimmte Inhalte in spezifischen Typen von
Situationen (Euler 2004,11).
Der im Modellversuch fokussierte Situationstypus sind Kundengespräche,
die im Rahmen eines handlungsorientierten lernortübergreifenden
Kundenauftrages im Rollenspiel erprobt und von den Auszubildenden
ausgewertet und reflektiert werden. Eine besondere Herausforderung im
Modellversuch ist die Vernetzung der Lernorte Betrieb, Überbetriebliche
Ausbildungseinrichtung und Berufliche Schule im Sinne externen
Ausbildungsmanagements.
Der Vortrag bietet zunächst einen Überblick der
Modellversuchsaktivitäten in Duisburg, der Schwerpunkte der
wissenschaftlichen Begleitung und der ersten Ergebnisse und
Konsequenzen. Ferner sollen erste Thesen auf folgende Fragestellungen
dargelegt und diskutiert werden:
• Welche Bedeutung besitzt eine verstärkte
Kundenorientierung von Auszubildenden bei ausbildenden Unternehmen?
• Welche Erkenntnisse lassen sich aus dem Verfahren
ableiten?
• Welche Möglichkeiten der konkreten Zusammenarbeit
im Lernprozess zwischen ÜBS, Betrieb und Berufsschule sind durch die
exemplarische Bearbeitung der Kundenaufträge möglich, nötig und
sinnvoll?
________________________________________
Jörg Zinn
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Institut für Berufs- und Betriebspädagogik (IBBP)
Lehrstuhl Fachdidaktik technischer Fachrichtungen
Zschokkestr. 32
39104 Magdeburg
Tel.: (03 91) 67 - 1 63 69
e-Mail: joerg.zinn@gse-w.uni-magdeburg.de
Berufs-
und subjektbezogene Kompetenzentwicklung im Kontext von Geschäfts- und
Arbeitsprozessorientierung - Prospektive Kompetenzmodelle und -konzepte
der Berufsbildungsforschung in europäischer Perspektive
Der Kompetenzbegriff hat in der (beruflichen) Bildungsdiskussion
insbesondere mit Blick auf die Beschreibung von europäischen
Ausbildungsstandards eine erhebliche theoretisch-hermeneutische wie
praktisch-empirische Bedeutung erlangt. Hierbei steht zunächst die
Frage im Raum, welche curricular-didaktischen Vorzüge der
Kompetenzbegriff etwa gegenüber dem Qualifikationsbegriff hat. In der
deutschen Diskussion ist mit dem neu¬en Berufsbildungsgesetz überdies
der Begriff der beruflichen Handlungsfähigkeit gefestigt worden, in dem
Kompetenz eine Dimension darstellt. Im Kontext der Geschäfts- und
Arbeitsprozessorientierung steht die Be¬rufsbildungsforschung vor der
Herausforderung, prospektive Kompetenz- bzw. Fähigkeitsmodelle in
europäi¬scher Perspektive zu entwickeln sowie diese berufs- und
subjektbezogen umzusetzen. So stellt sich etwa ganz konkret die Frage,
ob die national zu entwickelnden Rahmenwerke mit dem europäischen
Qualifikationsmodell
- kurz EQF - korrespondieren bzw. die Anforderungen dieses Ansatz
erfüllen können. Das betrifft neben den angesprochenen Dimensionen vor
allem auch die erforderliche Levelzuordnung.
1. Entwicklung und Förderung beruflicher
Handlungsfähigkeit als neues Leitziel der Aus- und Weiterbildung
(Begriffe und Modelle)
Die neue Leitperspektive der Entwicklung und Förderung beruflicher
Handlungsfähigkeit erfordert zunächst einen terminologischen
Klärungsversuch, und zwar mit Blick auf die Abgrenzung der Begriffe
Kompetenz und Qualifikation. So wird in dem europäischen EQF-Modell
Qualifikation aus Kenntnissen, Fertigkeiten und Kom¬petenzen gebildet.
Berufliche Handlungsfähigkeit hingegen fasst nach BBiG 2005 Kenntnisse,
Fertigkeiten und Fähigkeiten zusammen. Hinzu kommt wie oben angedeutet
das Problem einer Levelzuordnung, auf die exem¬plarisch für die
berufliche Fachrichtung eingegangen werden soll.
2. Berufs- und arbeitsprozessorientierte
Kompetenzstandards als didaktischer Bezugspunkt berufs- und
pra¬xisnaher Kompetenzentwicklung
Einen Beruf kann man in der Wechselwirkung von Beschäftigung und
Qualifizierung als „Qualifikationsbün¬del“ oder „Kompetenzbündel“
begreifen. Traditionell ist hierbei zwischen arbeitsplatzgebundenen
Anforderun¬gen und personenbezogenen Qualifikationen zu unterscheiden.
Mit Blick auf die Gestaltung moderner Curricula und Lernkonzepte gilt
es berufs- und subjektbezogene Kriterien erwarteter Lern- und
Arbeitsleistungen zu erar¬beiten (Kompetenzstandards). Entsprechende
Ergebnisse können für die IT-Ausbildung vorgestellt werden, die auf
umfassenden empirischen, europäisch vergleichenden Untersuchungen in
Betrieben und Bildungseinrich¬tungen zur Beschreibung von
Kompetenzstandards basieren. Gemäß neuer europäischer Rahmenvorgaben
geht es um arbeitsprozessorientierte Ergebnisse für kompetenzbasierte
Ausbildungsordnungen.
3. Berufliche Kompetenzentwicklung in der
Wissensgesellschaft mit dem Ziel individueller und lebenslanger
Lernprozesse
Ein prospektives Kompetenzentwicklungskonzept umfasst die Anerkennung
formal und informell erworbener Kompetenzen bzw. Berufsqualifikationen
(Kompetenzstandards und ECVET), die Berücksichtigung individuel¬ler
Förderbedarfe (Zusatzunterricht, flexible Kompetenzerwerbsdauer,
Lernpatenschaften). arbeits- und hand¬lungsorientierte Lernkonzepte und
Kompetenzmessung: „Kompetenz und Performanz in berufsspezifischen
Kontexten und Aufgaben“ (LSA) sowie eine transparente Dokumentation der
Kompetenzentwicklung (z. B. Europass Mobilität). Begleitende Maßnahmen
umfassen etwas die Qualifizierung des Bildungspersonal zur Umsetzung
arbeitsprozessorientierter Lernprozesse sowie die entsprechende
Weiterentwicklung von Lernorten und Lernumgebungen im Hinblick auf die
Förderung selbstorganisierter Lernprozesse.
________________________________________
Dr. Carsten Wehmeyer
Walther-Lehmkuhl-Schule Neumünster
Roonstraße 90
24537 Neumünster
Tel.: (04321)25092-0
e-Mail: cwehmeyer@wls.neumuenster.de
Unterstützung
Von KMU im IT-Bereich durch adaptive Lernmodule - Grundansatz
Curriculumentwicklung, Umsetzung mit Bildungsträgern der
Ausbildungsregion Braunschweig/Magdeburg
Die demografische Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland und die
immer schneller werdende technologische Entwicklung insbesondere in der
IT-Branche führen immer häufiger zu Qualitätseinbußen in der
beruflichen Bildung. So klagen Unternehmen, dass Berufsausbildung zu
langsam und zu wenig auf die technologischen Entwicklungen eingeht.
Weiterhin wird immer wieder vor dem zu erwartenden Fachkräftemangel
gewarnt. Die Verbesserung in der Ausbildungsqualität stellt also gerade
für einen Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Deutschland ein immens
wichtiges Themengebiet dar.
Der Modellversuch „V-Net Von der Verbundausbildung zum überregionalen
Bildungsnetzwerk“ des BIBB-Programms „Flexibilitätsspielräume für die
Aus- und Weiterbildung“ hat sich zum Ziel gesetzt, die
Ausbildungsqualität mit Hilfe eines Bildungsangebotes zu verbessern,
das den Anforderungen der regionalen Betriebe gerecht wird und
gleichermaßen die Eingangsvoraussetzungen der Lernenden individuell
einbezieht.
In diesem Konsens wurde ein theoretisch fundiertes Konzept Adaptiver
Lernmodule entwickelt, welches die Grundlage dieses Bildungsangebotes
darstellt. So wurden bei in der Wirtschaftsregion
Braunschweig/Magdeburg ansässigen KMU der IT-Branche mittels einer
Sektorstudie Daten zu Unternehmens- und Ausbildungsstrukturen,
Kundenprofilen sowie Einstellungen der Betriebe zu
Qualifikationsmaßnahmen ermittelt und in sich anschließenden
Expertenworkshops spezifiziert. Weiterhin erfolgte eine Identifikation
von für die erfolgreiche Bewältigung des Berufsalltags erforderlichen
Kompetenzen. Diese Daten bilden das inhaltliche Grundgerüst für ein
dreidimensionales Modulkonzept, bei dem Problemlösefähigkeit und
selbstgesteuertes Lernen entwickelt werden sollen. Wie sieht dieses
Konstrukt konkret aus? Wie wird hier die betriebliche Wirklichkeit
abgebildet und wie können die o. g. Fähigkeiten entwickelt werden?
Diese Fragen sollen im Beitrag diskutiert werden.
________________________________________
Nadine Möhring-Lotsch
Detlef Mielke
Institut für Berufs- und Betriebspädagogik
Otto-von-Guericke-Universität
Zschokkestraße 32
39016 Magdeburg
Tel.: (03 91) 67-16 639
e-Mail: nadine.moehring@gse-w.uni-magdeburg.de
Veränderung
der Berufsausbildung von Industriemechaniker/-innen im Kontext eines
ganzheitlichen und standardisierten Produktionssystems –
Konzeptentwicklung und Qualifizierung der Ausbilder
Ganzheitliche standardisierte Produktionssysteme (GPS) in der Industrie
sollen die Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig verbessern. Ein
ganzheitlicher prozessorientierter Gestaltungsansatz bildet dabei den
Handlungsrahmen, um Fertigungsabläufe im Rahmen von Zielvereinbarungen
fortlaufend, umfassend und im Einklang mit der Technik
weiterzuentwickeln. Dazu sind Elemente der Arbeits- und
Prozessorganisation in einen systematischen Zusammenhang gebracht
worden, die unter Einbeziehung der operativ tätigen Mitarbeiter bei der
Setzung und kontinuierlichen Verbesserung von Standards zu einem
entscheidenden Erfolgsfaktor im globalen Wettbewerb geworden sind.
Moderne Produktionssysteme erfordern, dass dem Arbeitshandeln selbst
Standards zugrunde liegen, ohne die erwünschte Kreativität und
Problemlösefähigkeit einzuschränken. Hierfür sind Methoden und
Verfahren entwickelt worden, die von den Beschäftigten beherrscht
werden müssen mit dem Ziel, die Standards ständig zu überprüfen und
infrage zustellen, um auf diese Weise zielorientiert an der
kontinuierlichen Verbesserung der Produktionssysteme mitzuwirken.
In der industriellen Berufsausbildung werden diese neuen und
ambivalenten Anforderungen auch nach der letzten Neuordnung weitgehend
vernachlässigt. Mit dem Anfang 2006 begonnenen Projekt „GPSKomp -
Kom¬petenzentwicklung für ganzheitliche und standardisierte
Produktionssysteme“ wird die Lücke geschlossen. Es soll den ak¬tuellen
Entwicklungen mit einer darauf abgestimmten Konzeption am Beispiel der
Ausbildung von In¬dustriemechaniker/-innen besser entsprochen und
Auszubildende gezielter auf ihre künf¬tige Ar¬beitspraxis vorbereitet
werden. Projektnehmer ist die Volkswagen Coaching GmbH, Nie¬derlas¬sung
Kassel, die wissenschaftliche Begleitung erfolgt durch das Institut für
Berufs- und Wirt¬schaftspädagogik der Universität Hamburg.
Im Rahmen des Projektes werden zur Curriculumentwicklung qualitative
Interviews mit Führungs¬kräften auf unterschiedlichen Hierarchieebenen
weitentwickelter Fertigungsabteilun¬gen im Werk Kassel der Volkswagen
AG durchgeführt, um die absehbaren Entwicklungsten¬denzen sowie die
künftigen Anforderungen an die Berufsausbildung zu erfassen. Mit einer
standardisierten Befra¬gung der Beschäftigten in den ausgewählten
Fertigungen werden deren Erfahrungen in ganzheit¬lichen und
standardisierten Produktionssystemen sowie ihre Einschät¬zung der
diesbezüglichen Berufsbildungsbedarfe aufgenommen. Die Ergebnisse
dieser Erhe¬bungen sowie teilnehmende Be¬obachtungen in der Fertigung
und Analysen relevanter Dokumente und Unterla¬gen bilden die Grundlage
für die Entwicklung einer an ganzheitlichen und standardisierten
Pro¬duktionssystemen orientierten Kon¬zeption für die Weiterentwicklung
der Ausbildung in fertigungsnahen industriellen Berufen – erprobt
zunächst am Beispiel der Ausbildung der Industriemechaniker/-innen.
Mit diesem Projekt werden die Veränderungen in modernen Produktionen
aufgegriffen und ein Beitrag geleistet zur Weiterentwicklung der
fertigungsnahen industriellen Berufsbildung. Die Projektziele sind
darauf gerichtet, die Ergebnisse auf ihre Bedeutung für kleine und
mittlere Unternehmen zu überprüfen und den Transfer anzubahnen. Der
Vortrag stellt die GPS-Merkmale und -Anforderungen sowie einige
Erhebungsergebnisse vor und präsentiert die auf dieser Grundlage
entwickelte didaktische Konzeption, die in anschließenden Referaten
beispielhaft konkretisiert wird.
________________________________________
Prof. Dr. Thomas Vollmer
Leitung der wissenschaftlichen Begleitung GPSKomp
Universität Hamburg
Institut für Berufs- und Wirtschaftspädagogik (IBW)
Sedanstraße 19
20146 Hamburg
Tel.: (040) 42838-3740
e-Mail: vollmer@ibw.uni-hamburg.de
Entwicklung
und Anwendung eines TPM-Konzeptes im Rahmen der Ausbildung für
Ganzheitliche Produktionssysteme
Um der Einführung eines Ganzheitlichen Produktionssystems (GPS) bei
Volkswagen (hier speziell der Volkswagenweg im Werk Kassel) auch in der
Berufsausbildung gerecht zu werden, sind in dem Projekt GPSKomp Ansätze
entwickelt worden, Methoden und Werkzeuge des GPS bei Volkswagen in der
Ausbildung zu vermitteln und anzuwenden. Einbezogen werden hierbei die
Lernorte Volkswagen (Werk Kassel), Herwig-Blankertz-Schule und der
Projektnehmer Volkswagen Coaching GmbH, Niederlassung Kassel.
Beispielhaft wurde bislang mit der Umsetzung der GPS-Elemente
Arbeitsplatzorganisation, Qualitätsprozesse, Gruppenarbeit,
Verbesserungsprozesse und TPM (Total Produktive Maintenance) begonnen.
In Kooperation mit der wissenschaftlichen Projektbegleitung wurden
Kompetenzen im Zusammenhang mit Ganzheitlichen Produktionssystemen
formuliert, die Auszubildende im Verlauf der Berufsaubildung erlangen
sollen, um die veränderten betrieblichen Anforderungen bereits nach dem
Ende der Berufsausbildung zu erfüllen. Dafür wurde eine integrativer
Ansatze gewählt, d. h. die Modifikation der Ausbildung erfolgte im
Rahmen der Verordnung der industriellen Metallberufe. Dieses Vorgehen
soll am Beispiel des GPS-Elements TPM dargestellt werden.
TPM ist in der betrieblichen Praxis eine Methode, um Instandhaltung
effektiv zu ge¬stalten und die Anlagenverfügbarkeit und
Prozesssicherheit zu erhöhen. Maßgeblich ist hierbei die vorbeugende
Instandhaltung, um ungeplante Anlagenausfälle eines größeren Ausmaßes
zu verhindern. Hierzu gehören u. a. die Anwendung anlagenspezifischer
standardisierter Wartungs- und Reinigungspläne und die Nutzung von
TPM-Software zur Planung und Dokumentation von Instandhaltungsmaßnahmen.
Während der Ausbildung zu Industriemechaniker/innen in der Kasseler
Niederlassung der Volkswagen Coaching GmbH werden Lerninhalte zu dem
GPS-Element TPM an allen Lernorten mit unterschiedlichen
Intensivierungsstufen vermittelt:
VW Coaching-Seminar: Qualifizierungsbaustein
Grundlagen TPM mit dem Ziel einer ganzheitlichen Betrachtung im Rahmen
eines Produktionssystems.
Berufsschule: Vermittlung theoretischer Inhalte der
TPM zugeordneten Methoden und Werkzeuge.
Fertigungsabteilungen im Betrieb: Erleben der
TPM-Praxis in der Fabrik unter Realbedingungen.
VW Coaching-Ausbildungswerkstatt: Durchführung von
TPM bei der Instandhaltung der Werkzeugmaschinen auf verschiedenen
Ebenen.
________________________________________
Thomas Schmidt
Projekte/Modellversuche
Volkswagen Coaching GmbH, Nd. Kassel
Postfach 1451
34219 Baunatal
Tel.: (0561) 490-2187
e-Mail: thomas.schmidt1@volkswagen.de
Wertstromanalyse
als Instrument zur Optimierung von Prozessen in der
Serienfertigung
Im Volkswagenwerk Kassel werden zurzeit erhebliche Anstrengungen
unternommen, um ein modifiziertes volkswagenspezifisches Modell eines
ganzheitlichen Produktionssystems (VPS) einzuführen. Parallel dazu
sollen Elemente des VPS in die berufliche Erstausbildung durch das
Projekt GPSKomp (Kompetenzentwicklung für ganzheitliche und
standardisierte Produk¬tionssysteme) integriert werden. Die
Herwig-Blankertz-Schule Wolfhagen (Bereich Industrie¬mechaniker) ist
seit einigen Jahren an Modellversuchen beteiligt zur Entwicklung und
Umset¬zung einer arbeits- und geschäftsprozessorientierten Ausbildung.
Das Projekt GPSKomp ist in die aktuelle Curriculumentwicklung an der
Berufsschule eingebunden und es werden Ele¬mente des VPS in den
schulischen Lehrplan für Industriemechaniker aufgenommen.
Das VPS Element „Verbesserungsprozesse“ ist ein wesentliches Element
von Produktions¬systemen und bietet sich daher für eine didaktische
Umsetzung im Rahmen des Lernfelds „Optimieren technischer Systeme“ an,
zumal hier neben der Entwicklung von Fachkompetenz auch verstärkt die
Entwicklung von überfachlichen Kompetenzen angestrebt wird. Eine
Methode zur Realisierung betrieblicher Verbesserungsprozesse stellt die
Wertstromanalyse (value stream design) dar, die daher als ein zentrales
Element zur Entwicklung eines Unterrichts¬projekts genutzt wird.
Die Projekteinführung erfolgt durch die Wertstromanalyse einer
betrieblichen Produktionsli¬nie aus dem Bereich der Zahnradfertigung.
Aus den realen Wertstrom-Datenblättern eines betrieblichen
Optimierungsteams wird im Unterricht eine Wertstromanalyse entwickelt
und grafisch dargestellt. Aus der Wertstromgrafik entwickelt sich in
der Regel eine lebhafte Dis¬kussion über die Problemlagen innerhalb der
Produktionslinie und es werden erste Verbesse¬rungsansätze entwickelt.
Allerdings kann hier noch nicht die Methode der Wertstromanalyse für
die Auszubildenden erfahrbar und die Zielrichtung der Wertstromanalyse
nur theoretisch erfasst werden, denn praktische Optimierungsversuche
durch Wertstromanalysen sind für Auszubildende in der laufenden
Massenfertigung nicht oder kaum möglich. Fachkompetenz,
Methodenkompetenz, Problembewusstsein und Lösungsstrategien müssen in
der Schule daher anhand geeignete Lernumgebungen entwickelt werden. Für
den Unterricht wurde ein Modell für eine Serienmontage entwickelt, mit
dem die genannten Ziele didaktisch erreicht werden können.
Die didaktische Umsetzung der Optimierungsmethode Wertstromanalyse
erfolgt durch die Serienmontage von handelsüblichen
Schutzkontaktsteckern. In einer ersten Montagerunde werden die Stecker
nach einem vorgegebenen Standard (Arbeitsanweisungen für
Montageschritte, Montagereihenfolge, Logistik und Qualitätskontrolle)
montiert. Anschließend werden Wertstrom-Datenblätter für das
Montageergebnis erstellt und erste Problemlagen erfasst, dis¬kutiert
und Verbesserungsmöglichkeiten entwickelt. Diese
Montageoptimierungen werden in einer zweiten Montagerunde umgesetzt und
erneut durchgespielt und analysiert. Nun wird der Verbesserungsprozess
z.B. durch ein Brainstorming erneut gestartet und eine nächste
opti¬mierte Montagerunde geplant, durchgeführt und ausgewertet.
Stichwortartig können hier ab¬schließend einige typische Problemlagen
genannt werden: Logistik, Qualitätskontrolle, Be¬stände,
Leerlauf, Stress/Fehler, Arbeitsorganisation, Montageschritte,
Montagefolge, Monta¬gewerkzeuge. Die Optimierungsansätze ergeben sich
daraus fast von selbst.
________________________________________
Horst Tröller
Koordination Modellprojekte (IM)
Herwig-Blankertz-Schule Wolfhagen
Liemeckestraße 4
34466 Wolfhagen
Tel.: (05692) 9889-0
e-Mail: horst.troeller@t-online.de
Konzeption
und Evaluation eines Lernzirkeis für den IT- Unterricht zum Thema
"Multitasking", "Multiprocessing" und "Multithreading" mit dem
Schwerpunkt "E- Medien"
Selbstgesteuertes Lernen mit neuen Medien findet immer stärker Einzug
in modernen Unterricht an berufsvorbereitenden Schulen. Am Beispiel
eines Lernzirkels soll eine Unterrichtsmethode vorgestellt werden,
durch die es möglich ist, auf schülergemäße Art Auszubildende in mit
E-Medien gestützte Selbstlernprozesse einzuführen und eine
Medienkompetenz zu entwickeln, die eine berufliche Handlungsfähigkeit
sicherstellt.
Der Lernzirkel wurde für Fachinformatiker/ Systemintegration im 2.
Ausbildungsjahr konzipiert. In einer vierstündigen Unterrichtssequenz
werden dabei aufbauend auf rudimentären Vorkenntnissen in zehn
praxisnahen Vorgängen aus dem täglichen Arbeits- und Erfahrungsumfeld
der Facharbeiter die Begriffe veranschaulicht und die zugehörige
Theorie vermittelt. Der Schüler ist angehalten nach
konstruktivistischen Prinzipien in Einzel-, Partner oder
Kleingruppenarbeit zu lernen. Dabei wird er unterstützt von E- Medien
wie einem speziell abgestimmten Glossar und den speziell konzipierten
Wissensfloatern. Hot Potatoes- Aufgaben festigen das Wissen und geben
dem Schüler ein zusätzliches Feedback.
In sechs wahlfreien Grundstationen werden folgende Themen vorgestellt:
An der Stationen 1 bis 6 werden „Lebenszyklus eines Tasks“,
„Unterschied Programm-Prozess“, „Vorgänge nach dem Programmstart“,
„Singletasking vs. Multitasking“, „Sheduling Strategien“ und
„Multiprocessing“ erarbeitet.
In einem Additum von vier wahlfreien Stationen kann der Schüler sein
erworbenes Wissen spielerisch, fachlich theoretisch bzw. aus einer
praktisch-verkäuferischen Sicht vertiefen:
Neben der Lösungsstation zur eigenständigen Kontrolle der erarbeiteten
Fragen an den Stationen sind Selbstlernkontrollen in Form von
Zielangaben in den Informationsblättern an den Stationen mit den
zugehörigen Fragen der Lernzielkontrolle, sowie Hot Potatoes-Übung zur
Kontrolle während und via Internet außerhalb des Lernzirkels
vorgesehen.
Zur Auflockerung ist eine zusätzliche Station „Kommunikationsecke“
vorgesehen, die durch Karikaturen und kritischen Anregungen zum
Themenbereich in Freiphasen die Schüler zum fachlichen Smalltalk über
die erarbeiteten Themen animieren soll und durch eine geschickte
Platzierung der Station noch arbeitende Schüler nicht in ihrer
Konzentration stört.
Großer Wert wurde auf die ansprechende Ausgestaltung der
Arbeitsunterlagen und der individuellen Gestaltung des Desktops gelegt.
Da im Lernzirkel der PC ein Arbeits- und Visualisierungsinstrument ist,
galt es Medien möglichst abwechslungsreich einzusetzen und
Arbeitsumgebungen am PC zu schaffen, die stationsspezifisch sind. Die
Arbeitsblätter an den Stationen lassen sich zu einem Gesamtskript, das
die Basis der Gesamtlernzielsicherung bildet, zusammenfassen.
Die Gesamtzielkontrolle des Lernzirkels findet in einer nachgelagerten
Unterrichtseinheit statt. Die Klasse kocht im Multiprocessing-,
Multitasking- und Multithreading-Betrieb Spaghetti mit Tomatensauce.
Die zentralen Begriffe des Lernzirkels werden dabei auf das Kochen
übertragen. Der Schüler erkennt die Parallelen zwischen der
Funktionsweise eines modernen PCs und effizientem, planvollem Arbeiten.
________________________________________
Stefan Weinzierl
Werner-von-Siemens Str. 11
91052 Erlangen
e-Mail: deshi@web.de
Arbeit mit
Vergleichsklassen bei der Ausbildung zum Elektroniker für Betriebtechnik
In der Planungsphase der Modellversuchsumsetzung wurde in Thüringen ein
Vergleich von Schülern, die durch veränderte Unterrichtsgestaltung
(TUSKO-Klassen) hinsichtlich Teamfähigkeit und Selbstlernkompetenz
gefördert wurden, und Referenzklassen (Unterricht nach den
„klassischen“ Methoden als Lernfeldunterricht) angestrebt. Als
Instrumentarium der Einschätzung des Kompetenzzuwachses wurden neben
den Befragungen, die durch die wissenschaftliche Begleitung
durchgeführt wurden, Selbstevaluierungsfragebögen von allen am
Modellversuch beteiligten Schülern und den entsprechenden
Referenzklassen beantwortet.
Die Komplexe „Gestaltung des Unterrichts“, „Lehrerverhalten“,
„Menschliche Aspekte“ und „Lehrerbeurteilung“ waren in Schulnoten 1
„sehr gut“ bis 5 „unbefriedigend“ von jedem einzelnen persönlich
gefärbt zu benoten. Der Komplex „Systematische Beobachtung des
Unterrichts“ diente dem Vergleich mit dem „Durchschnittsunterricht an
der AGS“, es gab die Beurteilungskriterien in Schulnoten 1 „besser“, 3
„durchschnittlich“ und 5 „schlechter“. In den beiden Projektklassen
erfolgte deshalb während der Projektphase eine dreimalige Befragung, um
Tendenzen und Veränderungen aufzeigen zu können.
Die teilweise schlechtere Selbstbeurteilung der Klassen kann man, auch
gestützt auf persönliche Aussagen der Lehrlinge, auf den zunehmend
kritischeren Blick auf die eigene Teamkompetenz und Selbstlernkompetenz
zurückführen. Auch die Ergebnisse der Fremdeinschätzung der Klassen
durch die unterrichtenden Fachlehrer bestätigt diese Vermutung.
Die qualitativen Unterschiede beider Beurteilungen sind relativ
konstant, die quantitativen Unterschiede resultieren wohl aus
unterschiedlicher Perspektive, Erwartungshaltung und der völlig
verschiedenen Erlebenshaltung im durchlaufenen Lernprozess.
1. Unterschiede resultieren aus unterschiedlicher
Sozialkompetenz und Leistungsstand, hierbei sind Unterschiede zwischen
den Klassen eines großen Unternehmens (TUSKO-Klasse) und den
Referenzklassenfestzustellen. Durch unterschiedliche Erfahrungen am
Beginn der dualen Ausbildung wurde die Erwartungshaltung
unterschiedlich vorgeprägt. Die Projektklassen sind bereits für die
Bereiche Team- und Selbstlernkompetenz durch den dualen
Ausbildungspartner vorgeprägt und diesen Maßnahmen auch im
Berufsschulalltag einerseits aufgeschlossen, andererseits begleiten sie
diesen Prozess kritischer.
2. Bezüglich der Projektklassen konnte eine leicht
bessere Reflexion in den meisten untersuchten Bereichen bei der
Zweitbefragung erreicht werden, dies verstetigte sich in der
Endbefragung (Frühjahr 2007). Ein weiteres Verbessern konnte nicht
festgestellt werden. Die angewandten Unterrichtskonzepte wurden
zunehmend kritischer eingeschätzt, da ein Großteil der Lehrlinge ihren
nicht immer zufrieden stellenden Leistungsstand mit der Überforderung
durch diese Methoden in Verbindung bringen.
3. Die Mehrheit der Lehrlinge stand den neuen
Methoden des Unterrichts anfangs sehr skeptisch gegenüber, am Ende des
Lehrjahres 2005/2006 zeigte sich allerdings meist Aufgeschlossenheit.
4. Der entstandene hohe Erwartungsdruck führte in der
letzten Projektphase am Ende des Lehrjahres 2006/2007 zu einer gewissen
Ernüchterung, da nicht jede Erwartungshaltung durch gewisse materielle
und personelle Probleme im realen Unterrichtsgeschehen erfüllt werden
konnte.
Die selbständiger orientierten leistungsbereiten Lehrlinge fühlen sich
zunehmend aktiver integriert, werden leistungswilliger und übernehmen
gern Führungsaktivitäten in der Gruppe. Die leistungsschwächeren
Lehrlinge bekommen zusätzliche Probleme durch das jetzt offenbarer
gewordene Leistungsdefizit, ein Teil dieser Lehrlinge wird aufgrund
ihres Leistungswillens zusätzlich von den Besseren unterstützt. Nicht
unerwähnt bleiben darf, dass aber einige Lehrlinge zunehmend den
Anschluss verlieren, diese sehnen sich nach den klassischen „gewohnten“
Unterrichtsmethoden zurück.
Es ist nicht gelungen, einen allen Lehrlingen gerecht werdenden
Mittelweg im Unterricht zu organisieren.
________________________________________
Jens Rose
Andreas-Gordon-Schule Erfurt
Weidengasse 8
99084 Erfurt
Tel.: (0361) 657-8400
e-Mail: JensNelke@aol.com
Standards
für die Qualitätsentwicklung von Unterricht im Berufsfeld Metalltechnik
Die Sicherung einer hohen Qualität des Unterrichts in der Beruflichen
Bildung steht ganz oben auf der nationalen wie internationalen Agenda
der Berufsbildungsdiskussion. Dabei rückt die Institution
„Berufsschule“ immer stärker in das Blickfeld, welche bei zunehmender
Eigenverantwortung ihr Handeln zunehmend gegenüber Staat und
Gesellschaft rechtfertigen muss. Qualitätssicherungssysteme aus der
Wirtschaft wie ISO 9000 und EFQM werden seitdem von den Berufsschulen
eingeführt, was auch die Arbeit der Lehrkräfte verändert. Diese widmen
sich mehr und mehr organisatorischen Aufgaben, ohne dadurch – so die
vorliegenden empirischen Erkenntnisse – den Unterricht zu verbessern.
Die Qualitätsanforderungen an beruf¬lichen Unterricht sind in ihrem
Wesen stark verschieden von unternehmensbezogenen
Qualitätsanforderungen, die mit Hilfe von Qualitätsmanagementsystemen
erfüllt werden sollen. Qualität in der Schule im Sinne der Optimierung
des Unterrichts ist die Folge ständiger Verbesserungsprozesse zur
Optimierung der Lernprozesse und der Kompetenzentwicklung der
Auszubildenden und Schüler. Lehrkräfte und Ausbilder/innen sind die
tragenden Säulen der Qualitätsentwicklung in der Berufsausbildung.
Nationale und internationale Diskussionen stellen hier bislang den
Aspekt der Qualitätssicherung in den Vordergrund – insbesondere wenn es
um die Anwendung von Instrumenten geht. Diese Instrumente sind jedoch
nur für die Systemebene geeignet. Im Leonardo-da-Vinci Projekt QualiVET
wurde daher ein Instrument geschaffen, welches der Qualitätsentwicklung
des beruflichen Unterrichts auf der Basis von gestaltungsorientierten
Ma߬nahmen dient.
Der vorzustellende QualiVET Qualitätsentwicklungsrahmen (QER)
respektiert die Besonderheiten der Lernumgebungen mit dem Schwerpunkt
auf Prozessorientierung, Gestaltung und Entwicklung. Übergeordnetes
Ziel des QER ist es, ein neues, entwicklungsorientiertes Verständnis
von Qualität zu entwickeln. Lehrkräfte und Ausbilder/innen sollen in
die Lage versetzt werden, Qualitätsansprüche in der Metallausbildung
aus übergeordneten Anfor¬derungen (z. B. Curricula) heraus zu
kon¬kretisieren und somit in einem bottom-up-Prozess für eine
Verbesserung der Lernangebote durch eine Orientierung an
Qualitätsindikatoren zu sorgen. Entwicklungsorientierte
Qualitätsstandards benennen die Notwendigkeiten für Veränderungen und
die Ansprüche an Gestaltungsmaßnahmen. Ausrichtung und praktische
Anwendung der Standards sollen im Beitrag vorgestellt und zur
Diskussion gestellt werden.
________________________________________
Prof. Dr. Matthias Becker
Juniorprofessor für die berufliche Fachrichtung
Metalltechnik/Systemtechnik an der Universität Flensburg
Berufsbildungsinstitut Arbeit und Technik – biat
Auf dem Campus 1
24943 Flensburg
Tel.: (0461) 805-2160
e-Mail: becker@biat.uni-flensburg.de
Lernortkooperation
als Beitrag zur Qualitätsentwicklung betrieblicher Ausbildung
Die Sicherung der Qualität der Schule und auch des Unterrichts ist in
den letzten Jahren vermehrt in den Fokus des Interesses gerückt.
Unterstützt wurde dieses durch mehrere Modellversuche innerhalb der
einzelnen Länder. Demgegenüber sind derzeit nur wenige Initiativen
erfolgt, welche auf die Sicherung und Steigerung der betrieblichen
Ausbildungsqualität fokussieren. Im Zuge der Reform des
Berufsbildungsgesetzes im Jahre 2005 hat der Deutsche Bundestag die
Bundesregierung dazu aufgefordert, die an der Berufsbildung Beteiligten
dabei zu unterstützen, die Praxis der Qualitätssicherung
weiterzuentwickeln und ihnen dazu geeignete und praktikable Instrumente
zur fortlaufenden Qualitätssicherung und zum Qualitätsmanagement zur
Verfügung zu stellen. Zur Umsetzung des Auftrags des Deutschen
Bundestages plant das Bundesministerium für Bildung und Forschung
(BMBF) eine Modellinitiative zur Qualitätsentwicklung und -sicherung in
der Berufsausbildung in Klein- und mittelständischen Betrieben.
Um diese Modellinitiative vorzubereiten, hat das Institut Technik und
Bildung (ITB) der Universität Bremen den Auftrag erhalten, Förder- und
Entwicklungsbedarfe hinsichtlich geeigneter und praktikabler
Qualitätssicherungsinstrumente für ausbildende Klein- und
mittelständische Unternehmen zu identifizieren und
Gestaltungsvorschläge auszuarbeiten. Hierzu wurden über Fallstudien in
Betrieben unterschiedlicher Regionen und Branchen sowie Workshops mit
Kammervertretern, Schulen und Sozialpartnern das Verständnis
betrieblicher Ausbildungsqualität und der derzeitige Einsatz von
Instrumenten zur Sicherung und Weiterentwicklung der betrieblichen
Ausbildung erfragt. Festgestellt wurde, dass bei den Dualpartnern kein
einheitliches Verständnis von Ausbildungsqualität im Sinne einer
gemeinsamen Zielperspektive vorliegt. Qualitätssicherungs- und
Entwicklungsmaßnahmen sowohl in der Schule als auch im Betrieb fanden
bisher unabhängig voneinander statt. Vor diesem Hintergrund wurde in
einem Zusatzauftrag der Frage nachgegangen, inwiefern die
Intensivierung der Lernortkooperation Bemühungen zur Qualitätssicherung
und -entwicklung sowohl auf betrieblicher als auch auf schulischer
Seite stärken kann. Hieraus abgeleitet eröffnet sich die Perspektive,
in welcher Form Instrumente und Maßnahmen der Dualpartner aufeinander
abgestimmt werden sollten. Der Zusammenhang von Lernortkooperation in
der beruflichen Ausbildung und qualitätsverbessernden Maßnahmen der
Dualpartner werden unter dem Blickwinkel ausgewählter Studien zur
Lernortkooperation analysiert und Ausblicke in eine gemeinsame,
gegenseitig unterstützende Qualitätssteigerung der dualen
Berufsausbildung diskutiert.
________________________________________
Dipl.-Hdl. Gritt Fehring
Universität Bremen
Institut Bildung und Technik (ITB)
Am Fallturm 1
28359 Bremen
Tel.: 0421 / 218-3317
e-Mail: fehring@uni-bremen.de
Dr. Lars Windelband
Universität Bremen
Institut Bildung und Technik (ITB)
Am Fallturm 1
28359 Bremen
Tel.: 0421 / 218-9012
e-Mail: lwindelband@uni-bremen.de
Fingerspitzengefühl
und Sensibilität für feine qualitative Unterschiede bleiben
Schlüsselkompetenzen: Forschungsergebnisse zum handwerklichen Können
von Fachkräften im Werkzeug- und Formenbau
Die arbeitswissenschaftliche Forschung war sich bisher einig: die
manuellen Tätigkeiten werden zunehmend von einer intelligenter
werdenden Technik verdrängt. Die handwerkliche Geschicklichkeit
verliert mit fortschreitender Automatisierung und Informatisierung von
Produktionssystemen an Bedeutung, so eine verbreitete These. Im Bereich
der wettbewerbsentscheidenden Hochtechnologie kommt es danach vor allem
auf IT-Kompetenz und nicht mehr auf manuelle Arbeit an. Ob diese
verbreitete und unhinterfragte These von der qualifizierten Handarbeit
als einer sich gegen Null verringernden Restgröße der Facharbeit
zutrifft oder ob es eine prinzipielle Grenze gibt, an der die
"intelligente" Technik scheitert und nach wie vor das
Fingerspitzengefühl geübter Handarbeit gilt, war Gegenstand eines
Vorhabens zur Qualifikationsforschung.
Bei einer Untersuchung hochautomatisierter Prozesse in der
Automobilherstellung traten erstaunliche Ergebnisse zu Tage. Sowohl im
Finish der Einarbeitung von Presswerkzeugen als auch in der Nacharbeit
von Formwerkzeugen gilt die manuelle Facharbeit nicht nur als
unverzichtbarer Bestandteil der Facharbeit. Ihre Bedeutung wird sogar
eher zunehmen. An empirischen Beispielen wird aufgezeigt, dass die
Automatisierung der Handarbeit an Grenzen stößt, die nicht zu
überwinden sind. Mit dieser Untersuchung ist die Forschung zum
praktischen Wissen einen entscheidenden Schritt vorangekommen. Darüber
hinaus hat dieses Forschungsergebnis weit reichende Bedeutung für die
Ausbildung von Fachkräften in zahlreichen Berufsfeldern. Praktisches
Wissen und Können sind und bleiben zentrale Dimensionen beruflicher
Kompetenz und Kompetenzentwicklung. Die populäre Vorstellung, dass es
in der wissensbasierten Ökonomie vor allem auf das E-Learning und das
explizite Wissen ankomme, wird mit den neueren Untersuchungen
relativiert.
________________________________________
Dr. Bernd Haasler
Universität Bremen
Institut Technik und Bildung (ITB)
Am Fallturm 1
28359 Bremen
Tel.: (0421) 218-9013
e-Mail: bhaasler@uni-bremen.de
Die
neue Maschinenrichtlinie und ihre Umsetzung in der Entwicklung und
Nutzung von Maschinen und Anlagen – Ein Weiterbildungskonzept für
betriebliche Fachkräfte
Die Umsetzung der MaschRL bzw. des CE-Kennzeichnungsverfahrens bereitet
vielen Herstellern große Schwierigkeiten. Vor dem Hintergrund eines
präventiven Arbeits- und Gesundheitsschutzes ist es jedoch notwendig,
die von der Maschine ausgehenden Gefahren so früh wie möglich zu
erkennen und gegenzusteuern. Das Projekt „Interaktive Module zur
Umsetzung der Maschinenrichtlinie in der Entwicklung und Nutzung von
Maschinen und Anlagen (IMMMA)“ hat sich zum Ziel gesetzt,
Methoden und Werkzeuge zur Unterstützung des
CE-Kennzeichnungsverfahrens von Maschinen zu entwickeln, die im
gesamten Produktlebenszyklus angewandt werden können. Zu diesem Zweck
werden virtuell interaktive Maschinenmodelle auf Basis neuester
VR-Technologien entwickelt, die beim Hersteller und/oder Anwender
eingesetzt werden können. Es werden interaktive Module der Maschinen
exemplarisch realisiert und Lernsituationen didaktisch gestaltet, die
auf andere Maschinen und Anlagen übertragen werden können. Die
VR-gestützten Lernmodule sollen die Entwicklung von beruflicher
Handlungskompetenz im Arbeits- und Gesundheitsschutz insbesondere in
den Bereichen Bedienung, Wartung und Reparatur ermöglichen und fördern.
Die hierfür relevanten fachlichen Inhalte sollen bereits in der
Entwicklungsphase der Maschinen und Anlagen abgeleitet werden.
Aus dieser Zielstellung ergeben sich u. a. folgende Fragen: Welchen
Beitrag können virtuell-interaktive Lernmodule in Verhaltenstrainings
zum Arbeitsschutz leisten? Wie kann hierbei berufliche
Handlungskompetenz gefördert werden? Wie sollten interaktive
Handlungsanleitungen zu diesem Zweck gestaltet sein? Wie können die
Zielgruppen sinnvoll in die Entwicklung der VR-Module einbezogen
werden? Vor diesem Hintergrund sollen im Beitrag die Ansätze des
Projektes und die bisher vorliegenden Ergebnisse vorgestellt und
diskutiert werden.
________________________________________
Maria Kondratjuk
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Institut für Berufs- und Betriebspädagogik (IBBP)
Lehrstuhl Fachdidaktik technischer Fachrichtungen
Zschokkestr. 32
39104 Magdeburg
Tel.: (0391) 67–16621
e-Mail: maria.kondratjuk@ovgu.de
Daniela Lucas, M. A.
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Institut für Berufs- und Betriebspädagogik (IBBP)
Lehrstuhl Fachdidaktik technischer Fachrichtungen
Zschokkestr. 32
39104 Magdeburg
Tel.: (0391) 67-16621; (0391) 40 90-725
e-Mail: daniela.lucas@ovgu.de
Alexander Kroys
Fraunhofer IFF
Sandtorstraße 22
39106 Magdeburg
Tel.: (0391) 4090-0
Jürgen Reiner
STAEDTLER Mars GmbH
Nürnberg
Qualifizierung
von mittleren Führungskräften für nachhaltiges Handeln –
Industriemeisterausbildung anhand IT- gestützter Simulation eines
Gießereiprozesses
Der durch die Globalisierung forcierte Wettbewerbsdruck führt zu einer
verstärkten Verlagerung von Entscheidungskompetenzen auf die Ebene der
mittleren Führungskräfte. Fertigungs- und Instandhaltungsprozesse
werden rationalisiert, gleichzeitig steigen die Anforderungen an das
betriebliche Umweltmanagement sowie den Arbeits- und Gesundheitsschutz.
Im Wirtschaftsmodellversuch „Förderung des nachhaltigen Handelns von
mittleren Führungskräften - Entwicklung fachbezogener und
-übergreifender Kompetenzen zur nachhaltigen Gestaltung von
Produktionsprozessen mit Hilfe computersimulierter
Produktionsszenarien“ wurde die Lernsoftware „SimGieß“ geschaffen, eine
interaktive Darstellung eines simulierten Gießereiprozesses. In
verschiedenen Subsystemen können die Lernenden durch die Einstellung
bestimmter Parameter einen Produktionsprozess gestalten. Das
didaktische Konzept beinhaltet mehrere Lernsituationen, in denen der
Gießereiprozess nach bestimmten Rahmenbedingungen simuliert wird. Die
Ergebnisse unterschiedlicher Szenarien werden anschließend unter
Aspekten einer nachhaltigkeitsorientierten Gestaltung des
Produktionsprozesses analysiert.
Im Rahmen des Vortrages soll eine virtuell-interaktive Simulation eines
Gießereiprozesses im Kontext eines Lernkonzeptes präsentiert werden.
Daran anknüpfend sollen die Ziele und wissenschaftlichen
Fragestellungen des Modellversuchvorhabens diskutiert werden: Bieten
die in den Lernprozessen erzielten Handlungsergebnisse Erkenntnisse zur
nachhaltigen Gestaltung von Produktionsprozessen? Lassen sich die
Handlungsergebnisse auf andere Berufsbereiche bzw. Domänen übertragen?
________________________________________
Wilhelm Termath, Dipl.-Päd.
Stefan Kumetz
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Institut für Berufs- und Betriebspädagogik (IBBP)
Lehrstuhl Fachdidaktik technischer Fachrichtungen
Zschokkestr. 32
39104 Magdeburg
Tel.: (0391) 40 90-129
e-Mail: wilhelm.termath@ovgu.de
Eine
„LAN – Party“ für das Verstehen technischer Dokumente
Personen, die sich das Funktionieren von technischen Systemen
gedanklich gut vorstellen können, verfügen über so genannte mentale
Modelle. Mentale Modelle sind Gedächtnisstrukturen, in denen bildliche
Vorstellungen und sprachliches Wissen eng miteinander verbunden sind.
Sie ermöglichen mentale Simulationen z. Bsp. zum Fehlerfinden, zum
Optimieren oder sogar zum Erfinden.
Die Ausbildung von mentalen Modellen kann durch zahlreiche Lern- und
Denkprozesse unterstützt werden. Zentral ist der „Envisioning -
Prozess“, der im selbständigen Erschließen des Zusammenwirkens der
Systemkomponenten besteht. Damit sich der Envisioning - Prozess im Kopf
des Lernenden vollziehen kann, müssen die einzelnen Komponenten und
Relationen schnell und mühelos im Arbeitsgedächtnis repräsentiert
werden.
Vor dem Hintergrund der Theorie der mentalen Modelle haben wir
multimediale Lern- und Trainingsprogramme entwickelt. Diese werden im
Vortrag präsentiert und es wird gezeigt, dass man mit ihnen eine
motivierende LAN – Party gestalten kann.
Bezüglich der Programme unterscheiden wir zwischen spielerischen
Übungsprogrammen und Wettbewerbsspielen. Bisher existieren die
spielerischen Übungsprogramme GLIEVIS (Gliedern und Visualisieren) und
LEO (Lesen Einprägen Ordnen) und das damit verbundene multiplayer
Lernspielsystem STUDY BUDDY.
GLIEVIS und LEO dienen der Vertrautmachung der Komponenten und Begriffe
zum Zwecke der mühelosen und schnellen Vorstellung. Das STUDY BUDDY –
System dient der Ausbildung der mentalen Modelle und der Nachhaltigkeit
der Lernprozesse. Im Zusammenhang mit der Nachhaltigkeit werden
neurowissenschaftliche Erkenntnisse und das SIE-VA-WIE (siebenfache
variiernde Wiederholung) erläutert.
Im Vortrag werden die Programme anhand des Themas
„Schraubenverbindungen“ skizziert und das Arrangement der Programme zur
LAN – Party wird zur Diskussion gestellt.
________________________________________
Prof. Dr. Hermann Rüppell
Universität zu Köln
Pädagogische Psychologie
Albertus-Magnus Platz
50923 Köln
Tel.: (0221) 470-4443/5811
e-Mail: hermann.rueppell@uni-koeln.de
Distance
Learning-Strategie bei Mercedes-Benz
- DaimlerChrysler Global Training -
Lerntechnologien -
Global Training hat sich zum Ziel gesetzt, zum einen die Kompetenz der
Mitarbeiter im weltweiten Vertrieb weiter zu entwickeln, zum anderen
den Anstoß für einen Wissenstransfer untereinander und miteinander zu
geben. Dies erfordert ein Angebot an Informationen, die auf die
Bedürfnisse der Mitarbeiter zugeschnitten werden müssen.
Selbstverständlich sollten diese Informationen so oft wie möglich bei
der täglichen Arbeit eingesetzt werden. Es ist daher nahe liegend, nach
neuen Wegen zu suchen, um Wissen schnell und effizient in die Fläche zu
streuen.
Um diesen Ansprüchen nachzukommen, hat Global Training "Distance
Learning" zu einem zentralen Bestandteil des Wissenstransfers erklärt.
Dabei wurden existierende Verfahren wie CBT (Computer Based Training)
und AKUBIS® in eine e-learning-Gesamtstrategie eingebunden.
Zur Umsetzung dieser Strategie wurde eigens ein
Internet/Intranet-e-learning Projekt ins Leben gerufen. In diesem
Projekt sollen zum Beispiel Sales-, Service- und Management- Wissen in
eine Wissensdatenbank gespeichert, und schnell wieder gefunden werden
(Mediathek).
Außerdem wird eine zentrale Lernplattform entworfen, auf der
Mitarbeiter mit Hilfe des Internets/Intranets geschult und trainiert
werden (Global Training Portal). Ziel dieses e-learning Projektes ist
auch, unter wirtschaftlichen und vermarktungsstrategischen
Gesichtspunkten, eine qualitative, kostenbewusste und kundenorientierte
Lösung zu schaffen (Business Case).
________________________________________
Bernd Weber
Daimler AG
Mercedes-Benz Global Training
Technical Training Mercedes-Benz Passenger Cars, Telematic
GBM/GTTP - HPC: Z484
70546 Stuttgart
Tel.: (0711) 17-7 70 35
e-Mail: bernd.g.weber@daimler.com
Qualitätssicherung
in der Lehrerfortbildung – Konzept einer Anwenderschulung
Berufsschulunterricht ist u. a. ein fortschreitender Prozess zur
Vermittlung verschiedener Kompetenzen Schlüsselqualifikationen. Die
Aktualität des Fachwissens, zumindest aber die Kenntnis aktueller
Technologien ist dabei ein wesentlicher Faktor zur Erzielung von
Fachkompetenz. Das verpflichtet den Berufsschullehrer, sein Wissen über
die fortschreitende Entwicklung stetig zu erweitern. Das hier
dargestellte Modell aus der Automobilindustrie, das in der
überregionalen Lehrerfortbildung als “Multiplikatorenmodell” bezeichnet
wird, ist eines von vielen, das aufzeigt, wie Herstellerschulungen, die
auf einem Selbstlernkonzept beruhen, unmittelbar in die technische
Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern eingebunden werden können.
Hierbei wurden erstmals Fortbilderteams aus Berufskollegs einer Region
gezielt über einen längeren Zeitraum zu einem definierten Thema
(Elektromagnetische Verträglichkeit im Fahrzeug) bei einem einzigen
Hersteller geschult. Ziel war es, auf dieser Basis einen regionalen
Fortbildungsstandort an einem Berufskolleg zu etablieren, der genau
diese Expertise vermittelt.
Methodisch folgte das Konzept dem Distance-Leaning von Mercedes-Benz,
das dem Lerner eine hohe Eigenverantwortung im Lernprozess zuweist. Im
Sinne des Modellhandelns begibt sich während dieser Phase der Moderator
in die Lernerrolle, die ihm ihm exakt die Perspektive ermöglicht, die
er auch bei seinem späteren Kursteilnehmer respektive Schüler vorfinden
wird. Hierdurch erfährt sein eigener Lernprozess eine Modulation, die
ihm auf der Basis der eigenen Erfahrung den Zugang als Helfer und
Berater im Selbstlernprozess der künftigen Teilnehmer seiner eigenen
Kurse erleichtert.
Die von den auf diese Weise vorbereiteten Moderatoren angebotenen
Lehrerfortbildungen werden um die Komponente der unterrichtlichen
Umsetzung erweitert. Somit konnten die Teilnehmer der Lehrerfortbildung
an einem der regionalen schulischen Fortbildungszentren neben aktuellem
technischen Knowhow auch Hilfen und Anregungen für die Organisation
eines selbstgesteuerten Lernens, die Einbidung ins Lernfeldkonzept und
damit für die Ausrichtung auf Arbeitsprozesse erhalten.
Ein nicht von der Hand zu weisender Vorteil dieses Verfahrens besteht
darin, dass die Vorbereitung der Moderatoren den werksinternen
Standards folgte. Hierdurch wurde auch informelles Wissen über
innerbetriebliche Lernprozesse erworben, dass gerade für die
Athentizität im schulischen Lernprozess von entscheidender Bedeutung
sein kann.
Es darf aber auch nicht übersehen werden, dass hierdurch
Lehrerfortbildung eine stark produktbezogene Komponente erfährt.
________________________________________
Till Kaster
Moderator in der Lehrerfortbildung der Bezirksregierung Köln
Nicolaus-August-Otto-Berufskolleg
Eitorfer Str. 16
50679 Köln
Tel.: (0221) 221-91141
e-Mail: till.kaster@web.de
Möglichkeiten
und Grenzen der Unterstützung arbeitsprozessorientierten Lernens durch
den Einsatz von Lernsoftware im Berufsfeld Fahrzeugtechnik –
Erfahrungen aus dem Leonardo Da Vinci Projekt BLCM
Bei der Umsetzung der Neuordnung in den metalltechnischen und
fahrzeugtechnischen Berufen stehen der Prozessbezug und die Zielsetzung
des Kompetenzerwerbs für das berufliche Handeln im Mittelpunkt. In der
betrieblichen Ausbildung wie im berufsbildenden Unterricht stellt sich
somit die Frage, wie ein entsprechend auf die Arbeitsprozesse bezogenes
Lernen unterstützt werden kann.
So heißt es in der Verordnung über die Berufsausbildung in den
industriellen Metallberufen: „Die in dieser Verordnung genannten
Fertigkeiten und Kenntnisse (Qualifikationen) sollen prozessbezogen
vermittelt werden. Die Qualifikationen sollen so vermittelt werden,
dass die Auszubildenden zur Ausübung einer qualifizierten beruflichen
Tätigkeit im Sinne des § 1 Abs. 2 des Berufsbildungsgesetzes befähigt
werden, die insbesondere selbständiges Planen, Durchführen und
Kontrollieren sowie das Handeln im betrieblichen Gesamtzusammenhang
einschließt“ (BAVO Metall 2004). Nicht ganz so deutlich fällt die
Formulierung in der Ausbildungsordnung zum Kfz-Mechatroniker aus. In
den Rahmenlehrplänen der neugeordneten Berufe ist diese Orientierung
als didaktischer Grundsatz festgeschrieben: „Lernen in der Berufsschule
vollzieht sich grundsätzlich in Beziehung auf konkretes berufliches
Handeln …“ (vgl. exemplarisch RLP Kfz 2003, S. 5). In den
berufsbezogenen Vorbemerkungen wird diese Orientierung und die
Fokussierung auf Arbeitsprozesse noch verstärkt (ebd., S. 6).
Gleichzeitig wird im Zuge des „lebenslangen Lernens“ von den Lernenden
eine höhere Eigenständigkeit und Selbstverantwortung beim Lernen
erwartet. In der Berufsschule soll auch diese Fähigkeit gefördert
werden. Es gilt mittlerweile als Erkenntnis, dass zur Einlösung solcher
Ansprüche Ansätze des „gemäßigten Konstruktivismus“ und des situierten
Lernens am Erfolg versprechendsten sind. Für das eLearning sind solche
Ansätze durch den Modebegriff des „Blended Learning“ gekennzeichnet,
bei dem Selbstlernen mit unterstützten Präsenzlernphasen kombiniert
wird (vgl. Mandl/Kopp 2006).
Der Beitrag befasst sich mit den Möglichkeiten und Grenzen, mit Hilfe
von Lernsoftware ein arbeitsprozessorientiertes Lernen unter Beachtung
dieser didaktischen Grundsätze in der beruflichen Bildung zu
unterstützen. Am Beispiel der Lernmodule, die im Rahmen des Leonardo Da
Vinci Projektes „BLCM – Blended Learning Konzept für Auszubildende im
Sektor Car-Mechatronic“ entwickelt werden, wird aufgezeigt, wie sich
geeignete Lern- und Arbeitsaufgaben konzipieren lassen. Dazu ist jedes
Lernmodul in Arbeitsprozessphasen gegliedert und behandelt eine
betriebliche Aufgabenstellung. Grenzen sind durch die methodische
„Starrheit“ eingesetzter Lernprogramme für die Erstellung von Web Based
Trainings (WBT), die ungeklärte Integration in lernfeldbezogene
Unterrichtsphasen und Sicherstellung von auf berufliche
Handlungskompetenz ausgerichtete Lernerfolgskontrollen von
Selbstlernphasen gegeben. Neue Möglichkeiten für den eLearning Einsatz
werden durch die Ausrichtung der Inhalte an beruflichen
Arbeitsprozessen und eine Öffnung der Lernkontexte geschaffen, so dass
der Transfer in praktisches Können befördert wird. Das besondere an den
internetbasierten Lernmodulen ist auch die Ausrichtung am europäischen
Car-Mechatronic Curriculum (vgl. Rauner/Spöttl 2002). So können
ansatzweise auch curriculare und entwicklungslogische Ansprüche
eingelöst werden.
________________________________________
Prof. Dr. Matthias Becker
Juniorprofessor für die berufliche Fachrichtung
Metalltechnik/Systemtechnik an der Universität Flensburg
Berufsbildungsinstitut Arbeit und Technik – biat
Auf dem Campus 1
24943 Flensburg
Tel.: 0461-805-2160
e-Mail: becker@biat.uni-flensburg.de
Einsatz
eines High-Tech Hochfrequenz-Remote-Labors im Elektrotechnik-Unterricht
Die Elektrotechnik-Ausbildung im Bereich der Kommunikationstechnik
unterliegt einem stetigen Wandel (Einführung von DVB,
Wireless-Techniken, Bluetooth usw.). Grundlagen sind nach wie vor
geeignete Modulationsverfahren und die physikalische Übertragung, die
jedoch seit Jahr¬zehnten in immer höhere Frequenzbereiche ausgeweitet
wird. Damit verbunden sind vor allem im Mikrowellenbereich Effekte, die
nur durch den Einsatz neuer Messverfahren und hoch entwi¬ckelter,
teurer Messgeräte nachzuweisen sind, welche teilweise hohe
Investitionen nach sich ziehen. Es liegt auf der Hand, dass Berufliche
Schulen nicht für jedes Szenario entsprechendes Equip¬ment vorhalten
können. Um diese Lücke im HF-Bereich zu schließen, wird im Rahmen des
eu¬ropäischen Projektes „European Remote Radio Laboratory“ (ERRL, URL:
http://errl.evtek.fi) an einer internetbasierten Plattform gearbeitet,
die verschiedenste Mess-Szenarien in Form von vorbereiteten
Experimenten abbildet. Diese orientieren sich hinsichtlich ihres
Anspruchsniveaus an den verschiedene Ebenen des Europäischen
Qualifikationsrahmens (EQF) und sind damit neben dem Hochschulbereich
auch auf das Berufsbildungssystems (VET-Level) ausgerichtet. Damit
werden auch komplexe Messverfahren und teure Geräte einer breiten
Anzahl von Ler¬nenden zugänglich. Außerdem wird Ihnen die Möglichkeit
eingeräumt, auch außerhalb der schulischen Präsenzzeiten das
Remote-Labor zu nutzen und die Experimente durchzuführen. Eingebettet
in geeignete Unterrichtskonzepte ist es das Ziel, neben der Vertiefung
des Fach¬wissens und des Sammelns fachpraktischer Erfahrungen
insbesondere auch die Selbstlern¬kompetenz zu fördern. Parallel zum
Entwicklungsprozess der Remote-Experimente wird ein
Qualitätssicherungskon¬zept ausgearbeitet, mit dem der Unterrichtsbezug
und die Passgenauigkeit des Angebots zu evaluieren ist. Außerdem wird
die Lernerfolgs-Analyse für weitere Optimierungen und Akzentu¬ierungen
herangezogen.
In dem Beitrag soll ausgehend von einer empirische Bedarfsanalyse,
unter anderem an acht beruflichen Schulen aus Schleswig-Holstein und
einer Curriculum-Analyse der Lehrpläne der Elektro-Berufe und
elektrotechnischen Berufsbildungsgänge zunächst der (abnehmende)
Be¬darf der HF-Ausbildung thematisiert werden. Anschließend wird der
technische Aufbau und der Zugriff auf das Remote-Labor erläutert. Vor
dem Hintergrund der in der Bedarfsanalyse ermittelten Experimente und
Geräte werden praxis¬nahe Mess-Szenarien vorgestellt, die sich
didaktisch an arbeitsprozessorientierten Messaufga¬ben orientieren. Es
wird Wert gelegt auf eine möglichst offene Durchführung der Messaufgabe
mit detaillierter Ergebnisdiskussion. Selbstkontrollmöglichkeiten der
erfolgreichen Experiment¬durchführung runden das Lernangebot ab. Vor
dem Hintergrund erster Erfahrungen an beruflichen Schulen ist zu
diskutieren, ob ein derar¬tiges Labor-Angebot dem offensichtlichen
Trend einer abnehmenden Bedeutung von HF-Basistechnologie in der dualen
Berufsausbildung entgegenwirken kann und soll und ob die Nut¬zung eines
Remote-Labors in der vorliegenden Form eine spezifische Bedeutung für
die Ent¬wicklung beruflicher Handlungskompetenz hat.
________________________________________
Bodo Reiner, Dipl.-Berufspäd. Dipl.-Ing. (FH)
Berufsbildungsinstitut
Arbeit und Technik
Universität Flensburg
Auf dem Campus 1
24943 Flensburg
Tel.: (0461) 805-2115
e-Mail: reiner@biat.uni-flensburg.de
Wartung
eines Wärmezentrums - Selbstgesteuertes Lernen und praktisches Tun im
Unterricht der Berufsschule
Für Schülerinnen und Schüler des Ausbildungsberufes Anlagenmechaniker
Sanitär-/Heizungs- und Klimatechnik im dritten Ausbildungsjahr wurde
ein berufspraktisches Lehr-/Lernarrangement gestaltet und erprobt.
Gegenstand ist die Wartung eines Wärmezentrums (Dalinghaus 2007). Für
die Ausführung der Arbeitsaufgabe stand im Labor der Berufsschule 3 der
Region Hannover eine Vaillant VCW 204 XEU zur Verfügung.
Das Lehr-/Lernarrangement wurde eingesetzt zur Entwicklung von
Handlungskompetenz, speziell zum Erwerb der Kompetenzen, die im
Lernfeld 14 des Rahmenlehrplanes für die Ausbildung von
Anlagenmechanikern: „Instandhalten von versorgungstechnischen Anlagen
und Systemen“ beschrieben sind.
Innerhalb des Unterrichts wurde ausgehend von einem Kundenauftrag die
Arbeitsplanung für die Wartung des Wärmezentrums erstellt, die Wartung
im Labor der Schule durchgeführt und der Problemlöseprozess ausgewertet.
Die Lernaufgabe sieht den Erwerb von Kenntnissen über den Aufbau und
die Funktion des Wärmezentrums sowie die Planung der Wartung vor. Für
den selbstgesteuerten Erwerb der Kenntnisse sowie für die
Strukturierung der Arbeit wurden umfangreiche Arbeitsmittel ausgewählt
und selbst erstellt. Die Anleitungen sind als Leitfragen aufgebaut. Der
seitens des Herstellers vorliegende Wartungsplan wurde entsprechend dem
Kenntnisstand und den Bedürfnissen der Schüler eingesetzt. Zur
Erarbeitung der Kenntnisse wurde die Unterrichtsform Gruppenpuzzle
eingesetzt.
Die Wirksamkeit des Lehr-/Lernarrangements wurde mit Methoden der
Aktionsforschung untersucht. Mit Hilfe eines Fragebogens wurde der
Zuwachs an Kenntnissen innerhalb des Lehr-/Lernarrangements erhoben.
Bereitschaft und Erfolg des selbstgesteuerten Lernen wurde durch
teilnehmende Beobachtung festgestellt.
Im Rahmen des Vortrags soll das Lehr-/Lernarrangements dargestellt
werden. Insbesondere soll erörtert werden, in welchem Umfang Medien und
Unterrichtsformen eingesetzt wurden, die den Auszubildenden das
selbstgesteuerte Lernen ermöglichen.
________________________________________
Andreas Weiner, AOR
Zentrum für Didaktik der Technik
Leibniz Universität Hannover
Appelstraße 9°
30167 Hannover
Tel.: (0511) 762-4845
e-Mail: weiner@zdt.uni-hannover.de
Selbstgesteuertes
Lernen - Förderung durch eine prozessqualitative Curriculmentwicklung
Projekt „Promotion of Renewable Energy“
Ziel dieses Projekts ist es, ein Trainingszentrum für Photovoltaik in
Khulna / Bangladesh aufzubauen. Neben der Breitstellung des Gebäudes
gehören hierzu auch die Entwicklung prototypischer Lösungen mit den
Kollegen vor Ort sowie die Entwicklung von Ausbildungscurricula und die
Implementierung eines Train-the-Trainer-Konzepts. Das Projekt wird von
der EU im Rahmen des Programms ProAsia II mit insgesamt . 500.000 ¤
gefördert.
Bedingt durch die Tatsache, dass ein neues Curriculum für eine bis dato
nicht existierende Berufsbildungsmaßnahme entwickelt werden soll,
besteht für Berufswissenschaftler die optimale Chance eines völlig
freien Gestaltungsraums. Gleichzeitig stellt sich damit aber die Frage,
wie ein so hoher Gestaltungsspielraum optimal genutzt werden kann, wie
also der Prozess der Konzeptentwicklung,- umsetzung und –evaluation
insgesamt immanent gesteuert werden kann. Erste Forschungsfrage ist
damit, wie die Chance eines solchen Gestaltungsraums genutzt werden
kann und gleichzeitig die Risiken durch mangelnde Orientierung (keine
Erfahrungswerte / Eckpunkte) minimiert werden kann. Die zweite
Forschungsfrage betrifft die geplante Implementierung eines
arbeitsprozessorientierten Lernens. Der darin implementierte Weg des
informellen Lernens hat in Bangladesh keine Tradition; hier dominiert
ein hierarchieverstärkendes formales Lernen. Zu fragen ist daher, wie
ein solcher (von außen herangetragener und nicht als Notwendigkeit von
den Akteuren als notwendig) Paradigmenwechsel der Lernkultur
vorbereitet werden muss und in welchen Schritten ein solcher
Entwicklungsprozess ablaufen muss, dass er von den Akteuren nicht als
überfordernd empfunden wird (Welche Methodik und Didaktik sind
notwendig um die Informalisierung des formellen Lernens und die
Formalisierung des informellen Lernens adressatengerecht zu verbinden?)
Qualitätskonzept 1: Einsatz einer Bedarfsanalyse
Die Wirksamkeit dieser Steuerung wurde dabei von den Projektbeteiligten
als wesentliches Qualitätsmerkmal definiert.
Ins Zentrum der Qualitätssicherung wurde dabei das Instrument der
Bedarfsanalyse („Baseline Survey“ gestellt), das so angelegt wurde,
dass sowohl
- die Energiebedarfe (und damit die
Anlagenausführungen) in Privathaushalten und KMU erfasst werden konnten
als auch
- die Vorqualifikation der Mitarbeiter in
handwerklichen Metall- und Elektrobetrieben beschrieben werden konnte.
Qualitätskonzept 2: Prozessevaluative Curriculumentwicklung
Darauf aufbauend (und die Ergebnisse ständig berücksichtigend) wurden
dann lokal bedarfsgerechte technische Lösungen entwickelt, die dann
wiederum als Grundlage zur Curriculumentwicklung genommen wurden. Das
Curriculum selbst besteht aus entwicklungslogisch angeordneten Modulen,
die dem Lernfeldkonzept folgen. Parallel hierzu wird dann das
Train-the-Trainer-Konzept entwickelt, welches ebenfalls
entwicklungslogisch strukturiert ist und darauf abzielt, diese neue
Lernkultur vor Ort durch eigenes Erleben zu implementieren.
Es sollen sowohl die Idee der Bedarfsanalyse und der prozessevaluativen
Curriculumentwicklung als QM-Element als auch ihre Umsetzung
(Darstellung der Ergebnisse „Baseline-Survey“, Curriculumstruktur,
Train-the-Trainer-Konzept) vorgestellt werden.
________________________________________
Dr. Ralph Dreher
Universität Bremen
Institut Bildung und Technik (ITB)
Am Fallturm 1
28359 Bremen
Tel.: (0421) 218-4423
e-Mail: rdreher@uni-bremen.de
Qualitätssicherung
im Rahmen von Ausbildungs- und Unterrichtsmodellen
AGENDA 21 im Leo-Sympher-Berufskolleg ist ein lokales Aktionsprogramm
für die nachhaltige Entwicklung von umweltentlastenden Verhaltensweisen
u.a. am Beispiel Energie-Effizienz durch "Tageslichtabhängige
Beleuchtungsregelung" im Elektro-Laborraum H330.
Mit Hilfe einer Techniker-Projektarbeit wurde dort eine Lichtregelung
installiert, die die elektrische Raumbeleuchtung in Abhängigkeit vom
Sonnenlicht exakt nur auf jenen Wert einstellt, der zum Erreichen der
nach DIN vorgeschriebenen Beleuchtungswerte notwendig ist. Integriert
in ein modernes Bus-System zur Übertragung von Daten der
Automatisierungstechnik werden die Verbrauchs- und Einspardaten
protokolliert und über eine Datenbank zur Auswertung auf allen
Schüler-PCs des Leo-Sympher-Berufskollegs zur Verfügung gestellt.
Passend zu den EU-Energieeffizienz-Anstrengen steht damit für die
SchülerInnen des LSBK eine Lernumgebung zur Verfügung, mit der der
verantwortungsbewusste Umgang mit Energie und damit die Vermeidung von
CO2- Emissionen zur Rettung der Umwelt direkt erfahren werden kann.
Ergänzend erfolgte jetzt auch eine Übernahme der
"Tageslichtabhängigen Beleuchtungsregelung" in eine Lernsituation im
Rahmen der Dualen Berufsausbildung "Elektroniker für Betriebstechnik"
und der dort praktizierten Lernortkooperation mit selbstentwickeltem
19"-Lernträger-System (siehe BAG-Fachtagung Bremen 2006). Damit folgt
die "AGENDA21-Schule in NRW" der wissenschaftlichen Erkenntnis, dass
ein mentaler Wandel in den Köpfen der Menschen notwendig ist, damit sie
mehrheitlich bereit sind, Tag für Tag ihren persönlichen Beitrag zum
Klimaschutz zu leisten. Aber genau diese womöglich nur sehr kleinen
persönlichen Verhaltensänderungen sind dringend notwendig, damit der
längst nicht mehr aufzuhaltende Klimawandel auf erträgliche Werte
begrenzt wird. Die vom Lehrerteam des Fachbereiches Elektrotechnik
unter Beteiligung der "dualen Ausbildungsmeister" erarbeiteten
Lernobjekte, die von allen Auszubildenden im Lernort Betrieb im Rahmen
der Lernortkooperation real erstellt werden, werden konkret
vorgestellt. Sie können mit wenig Aufwand auf andere Berufskollegs
übertragen werden.
________________________________________
Reinhard Geffert
Leo-Sympher-Berufskolleg Minden
Habsburgerring 53b
32425 Minden
Telefon: (0571) 83701-34
e-Mail: e-elektro@lsbk.de
Projekt:
Multifunktionales Klassenzimmer
Basierend auf den Erfahrungen unseres Kooperationspartners (der Firma
Siemens) gründet eine Berufsschulklasse quasi ein eigenständiges
Unternehmen. Als so genanntes Juniorteam bearbeitet die Klasse an sie
gestellte Anfragen für reelle Projekte mit echten Kundenanforderungen
(Auftraggeber ist die Schule). Die Arbeit des Juniorteams umfasst dabei
u. a. Angebotserstellung, Angebotspräsentation, Auftragsplanung,
Auftragsrealisierung, Einweisung des Kunden, Übergabe an den Kunden und
die Rechnungserstellung.
Das Handeln des Juniorteams erfolgt nach branchenüblichen Kriterien.
Die Auszubildenden bringen ihre Erfahrungen aus den
Ausbildungsbetrieben mit ein und die Ausbilder der Ausbildungsbetriebe
(z. B. von Siemens) können als Berater fungieren. Die Ergebnisse des
Juniorteams werden nach DIN ISO 9001 dokumentiert und an nachfolgende
Klassenstufen weitergereicht, damit das nächste Juniorteam von den
Erfahrungen der Vorgänger profitieren kann.
Die Schüler bilden in diesem Projekt quasi ein eigenständiges
Unternehmen und entwickeln damit unternehmerische Kompetenz. Durch die
integrierten ökonomischen Aspekte (wie etwa Kalkulation und Projekt-
und Ressourcenmanagement) zeigt der fachübergreifende Unterricht den
Schülern auf, welche Problemstellungen auch in der Praxis zu bearbeiten
sind.
Wie in der Arbeitswelt ist der Ausgangspunkt des Projekts ein
Kundenauftrag, den die Schüler eigenverantwortlich durchführen, wobei
sie von den Lehrern und Ausbildern durch die Bereitstellung des
organisatorischen Rahmens und durch die Vermittlung des benötigten
Lehrstoffs unterstützt werden.
Der Kundenauftrag ist ein realistischer Auftrag, wie er in der Praxis
des Berufslebens vorkommt. Er sichert damit die Förderung von
anwendungsorientiertem, praxisnahem und lebensbezogenem Lernen. Die
Konzeptionen der Ausführung des Kundenauftrags (hier der Ausbau eines
Schulungsraums) wird von den Schülern allein erarbeitet und praktisch
umgesetzt. Zur Qualitätssicherung werden Feedbackrunden eingebaut und
entsprechende firmenübliche Qualitätsabnahmen durchgeführt, u.a. werden
Datenleitungen durchgemessen und zertifiziert, Dokumentationen erfolgen
nach DIN ISO 9001.
Die Auszubildenden unterbreiten die von ihnen erarbeiteten
Konzeptionsvorschläge dem Kunden (dem TGBBZ I), der dann (im Rahmen
einer Kundenpräsentation) eine entsprechende Auswahl trifft. Die
Umsetzung des geplanten Projektes übernehmen die Auszubildenden selbst.
Sie werden hierbei durch die Ausbildungsunternehmen unterstützt, die u.
a. Unterweisungen übernehmen können, Werkzeuge bereitstellen oder für
spezielle Fachfragen bereit stehen. Im Rahmen dieses Projekts bilden
die Klassen quasi zeitlich und inhaltlich begrenzte Schülerfirmen.
Die Teilnahme am Projekt und der Umfang der dabei erbrachten Leistungen
wird durch ein vom TGBBZ I ausgestelltes Zertifikat belegt, das den
Schülern als Zusatzqualifikationen bei Bewerbungen einen Vorteil
verschaffen soll.
________________________________________
Stefan Reuter
TGBBZ1 Saarbrücken
Am Mügelsberg
66111 Saarbrücken
Tel.: (0681) 9334-10
e-Mail: Stefan.Reuter@t-online.de