Plenum
(► Präsentation) Losgröße 1 – Methoden der Analyse beruflicher Handlungs-prozesse und der Planung beruflicher Kompetenzentwicklung vor dem Hintergrund von Industrie 4.0
(► Präsentation) Industrie 4.0 in der Facharbeit und Konsequenzen für die produktionstechnischen Berufe
(► Präsentation) Internet der Dinge im Handwerk
(► Präsentation) Auswirkungen der Digitalisierung auf Arbeitstätigkeit und technische Bildung
(► Präsentation) Digitalisierung der Arbeitswelt – Herausforderungen aus gesellschaftlich-politischer Sicht
Workshop 1: Industrie 4.0 – Neue Ausbildungs- und Unterrichtspraxis!?
(► Präsentation) Facharbeiter – sind sie die Verlierer bei Industrie 4.0?
(► Präsentation) Digital ist besser!? - Herausforderungen für die Facharbeit und die Berufsbildungspraxis
(► Präsentation) Informationstechnik als Querschnittsthema gewerblich-technischer Facharbeit
(► Präsentation) Medien anwenden und produzieren – Entwicklung von Medienkompetenz in der Berufsausbildung
(► Präsentation) Erstellung von Virtual-Reality-Inhalten zur Entwicklung der Medienkompetenz in der beruflichen Bildung
Workshop 2: Handwerk, Digitalisierung und das Internet der Dinge
(► Präsentation) Digitalisierung im Handwerk
(► Präsentation) Digitalisierung von Gesellschaft und Wirtschaft -was bedeutet das für das Handwerk?
(► Präsentation) Das moderne Zuhause im Zusammenspiel mit Smart Grid
(► Präsentation) Lernfabrik 4.0 in der beruflichen Erstausbildung - Die Herausforderung der didaktischen Reduktion
(► Präsentation) Industrie 4.0 - Folgen für die Ausbildung
(► Präsentation) Entwicklung arbeitsprozessbasierter Curricula auf der Basis elektrotechnischer Berufsinhalte für die Ausbildung chinesischer Arbeiter im Sektor Photovoltaik
Workshop 3: Lehrerbildung 4.0?
(► Präsentation) Grundlegende Gedanken zur Digitalisierung an Beruflichen Schulen in Baden-Württemberg mit Umsetzungsbeispielen aus dem Schulversuch tabletBS
(► Präsentation) Lernfabrik 4.0
(► Präsentation) Lehramtsausbildung „Informationstechnik“: Herausforderungen der Praxis
(► Präsentation) Lehrerbildung im Mechatronik Studium an der FH Hamm-Lippstadt
(► Präsentation) „Netzkompetenz“ als Querschnittskompetenz in der Lehrerbildung
(► Präsentation) Befähigung von Lehrkräften zur Umsetzung einer Beruflichen Bildung für eine nachhaltige Entwicklung
(► Präsentation) Industrie 4.0 im Mittelstand – Lehrerbildung 4.0 als Herausforderung an die universitäre Disziplin der gewerblich-technischen Fachdidaktik? (Beitrag ausgefallen)
Die Arbeits- und Berufswelt befindet sich in starken Veränderungen. Nach der dritten industriellen Revolution – die durch Einsatz der Automatisierung der Produktion und der Abwendung von tayloristischen Fertigungsstrukturen auch als „Digitale Revolution“ bezeichnet wurde – zeichnet sich erneut ein Paradigmenwechsel ab. Industrie 4.0 steht für ein Konzept, die industrielle Produktion durch das „Internet der Dinge“ immer stärker zu flexibilisieren – bis zur Losgröße Eins – und die qualifizierte Facharbeit durch hochgradig vernetzte Technologie in ihren immer komplexer werdenden Aufgaben zu ergänzen. Damit steigen die Anforderungen an unsere betrieblichen Fachkräfte; es wird aber auch befürchtet, dass durch diese Entwicklung menschliche Arbeit weiter ersetzt wird.
Gleichzeitig verändert sich auch die Arbeit im Handwerk. Das „Internet der Dinge“ greift weit in den Arbeitsalltag ein. Geräte und Systeme auch aus unserem Alltag werden in zunehmendem Maß vernetzt; die Informationstechnik ist aus unserer Alltagswelt immer weniger wegzudenken. Aktuelle Kraftfahrzeugkonzepte in Verbindung mit permanenter Internetvernetzung und neuen Fahrer-Assistenzsystemen geben einen Einblick in die Entwicklungen, die auch in einer erste Vision sichtbar werden lassen, wie in einigen Jahren bspw. unsere vernetzten Gebäude aussehen könnten. Gleichzeitig zeichnet sich bereits jetzt ab, dass die Segmentierungen der alten Berufsfelder keine Gültigkeit mehr haben und die Berufsbilder zusammenwachsen werden.
Was bedeutet diese Entwicklung für die berufliche Facharbeit in den Elektro- und Metallberufen? Wie kann eine moderne Berufsbildung auf die neu entstehenden Anforderungen vorbereiten? Was können wir von aktuellen Ausbildungs- und Unterrichtsansätzen lernen? Und wie können wir Anforderungen begegnen, denen die Ausbilder/-innen und Lehrer/-innen beruflicher Schulen sich mehr und mehr gegenübersehen, wenn bspw. auch in den klassischen Elektro-, Metall- und Kfz-Berufen nichts mehr ohne Informationstechnik geht? Und schließlich: Wie kann das alles funktionieren unter den Bedingungen des demografischen Wandels und einer weiter zurückgehenden Zahl der Schulabsolventen? Gleichzeitig benötigt ein immer größerer Anteil der jungen Menschen Unterstützung für einen erfolgreichen Ausbildungsabschluss, während sich die Anforderungen an die Fachkräfte rasant weiterentwickeln und schon jetzt ein Fachkräftemangel beklagt wird.
Die Fachtagung will diesen Diskurs aufnehmen und aus der Perspektive unserer Disziplinen beleuchten.
Bremen, 22.04.2016
Für den Vorstand
der Bundesarbeitsgemeinschaften
Ulrich Schwenger
Ausgehend von der Frage, was das Konzept von „Industrie 4.0“ für die betroffenen Beschäftigten bedeutet und welche Kompetenzanforderungen an sie gestellt sind, soll mit Hilfe einer – kurz skizzierten – Reflexionsstufentheorie nachgezeichnet werden, wie die technische Entwicklung und die Arbeitsprozessgestaltung in vorhergehenden „industriellen Revolutionen“ strukturell angelegt waren, auf was sie sich stützten, um so zu verstehen, was insbesondere bzgl. der Kompetenzen das Besondere an einer „Industrie 4.0“ ist. Es wird herausgearbeitet, welche Konsequenzen zu erwarten sind, worauf sich Berufsbildung einstellen muss. Dem Konzept „Industrie 4.0“ liegt in diesem Beitrag das folgende Verständnis zugrunde: Produktion und (technische) Dienstleistung werden zunehmend vernetzt, Subsysteme in größere Systemzusammenhänge eingebettet. Dadurch sind auf konkrete Bedingungen, spezifische Funktionen und Anforderungen ausgelegte Produkte und zunehmend individualisierte Lösungen für Unternehmen und Privatleute vor Ort gefordert. Die komplex angelegten Aufgabenstellungen erfordern ein Kompetenzprofil, dass die Funktionsfähigkeit und Angemessenheit der Lösungen garantiert. Im Arbeitsprozess kann u.a. mit Hilfe von Assistenzsystemen den Anforderungen an die Kompetenzen im Arbeitsprozess genüge getan werden. Die Entwicklung hat wichtige Konsequenzen für die Berufsbildung, kann auch die Tendenzen der Akademisierung in der Berufsbildung und der Verberuflichung in akademischen Berufen erklären.
Prof. Dr. Martin Hartmann Institut für Berufspädagogik und Berufliche Didaktiken Technische Universität Dresden D-01062 Dresden E-Mail: martin.hartmann@tu-dresden.de |
„Industrie 4.0“ ist zu einem Leitbegriff für eine neue Entwicklungsstufe in der Technologie- und Organisationsentwicklung von Unternehmen geworden.
Bereits jetzt ist erkennbar, dass die fortschreitende Digitalisierung mit einer immer höheren Vernetzung aller Systeme zu Veränderungen in der Arbeitswelt sowie in den Anforderungen der Facharbeit führen.
Zunehmend werden Passungsprobleme zwischen den vorhandenen produktionsorientierten Ausbildungsberufen und den aktuellen und zukünftigen Arbeitsaufgabenprofilen im Kontext von Industrie 4.0 erkennbar. Sie betreffen, abhängig vom jeweiligen Ausbildungsberuf und Arbeitsplatz, auf der einen Seite Defizite in Bezug auf fachliche Einzelkompetenzen, wie informationstechnische Kenntnisse und Fähigkeiten oder das Wissen zur Analyse, Überwachung und Erweiterung von Produktionsnetzwerken. Auf der anderen Seite konnten grundsätzliche Schwierigkeiten in der Herangehensweise zur Problemlösung in der vernetzten Arbeitswelt festgestellt werden. Die geforderte berufliche Handlungsfähigkeit für die Arbeitsaufgabenprofile im Kontext der Industrie 4.0 setzt ein immer mehr umfassendes, erfahrungsbasiertes und prozessbezogenes Systemverständnis voraus. Gründe dafür sind die mit der Digitalisierung einhergehende steigende Komplexität der technischen Systeme, das Wechselspiel von virtuellen und realen Systemen und der Gebrauch von durchgängigen Automatisierungslösungen.
Wie ist die Berufsausbildung auf diese Herausforderungen vorbereitet? Beobachtungen und Analysen zeigen, dass die Entwicklung von Prozess- und Systemverständnis in der gegenwärtigen Ausbildungsgestaltung häufig nur eine nachgeordnete Rolle spielen. Brauchen wir also neue Berufe? Benötigen wir eine konzeptionelle Wende in der beruflichen Bildung, um den neuen beschriebenen Anforderungen von Industrie 4.0 gerecht zu werden?
Prof. Dr. Lars Windelband Professur Technik und ihre Didaktik Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd Institut für Bildung, Beruf und Technik Abteilung: Technik Oberbettringer Straße 200 73525 Schwäbisch Gmünd E-Mail: lars.windelband@ph-gmuend.de
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Dr. Gert Zinke Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) Wissenschaftlicher Mitarbeiter Arbeitsbereich “Unternehmens- und personenbezogene Dienstleistungsberufe“ Robert‐Schuman‐Platz 3 53175 Bonn E-Mail: zinke@bibb.de |
Das „Internet der Dinge“ war mehr oder weniger der Beginn einer Entwicklung hin zu etwas, was heute mit dem Begriff „Industrie 4.0“ versehen wird. Produkte bekamen zum Beispiel durch RFID-Chips eine „Intelligenz“ in dem Sinne, dass auf diesem Chip Angaben über den Produktionsstatus, die Produkteigenschaften und anderes gespeichert und im gesamten Wertschöpfungsprozess auch verändert werden konnten. Heute wird nicht mehr nur über Produktintelligenz gesprochen, sondern über den Einfluss von Cyber-Physischen-Systemen (CPS) auf den Charakter der Produktion insgesamt, auf die Veränderung der Produktionsabläufe genauso wie auf die Veränderung der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine in einer vernetzten Produktion. Aktuelle Forschungsprojekte befassen sich in diesem Zusammenhang auch mit Fragen der Qualifizierung bis hin zu Überlegungen zu neuen Ausbildungsberufen, Fortbildungsprofilen oder zur Notwendigkeit der Neuordnung bestehender Ausbildungsprofile. Gibt es eine dazu vergleichbare Entwicklung im Handwerk?
Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich die „4.0“-Debatte eher als kontinuierliche Evolution im Sinne einer Durchdringung neuer Technologien (insb. der Digitalisierung) und dadurch verursachter Veränderungen der Arbeitsformen statt als Revolution. Dies gilt für die Arbeit in der Industrie ebenso wie im Handwerk. Es ist daher eher Marketing, was man mit „Industrie 4.0“, „Wirtschaft 4.0“ oder gar „Verwaltung 4.0“ verbindet: Die wesentlichen Vorteile der Digitalisierung von Geschäfts- und Arbeitsprozessen werden in den Vordergrund gestellt; komprimiert formuliert: Die Flexibilisierung und Individualisierung von Produkten, Dienstleistungen und Prozessen durch den Einsatz von IT. Und so verwundert es nicht, dass die Handwerksmesse in München im Jahr 2016 die Digitalisierung zum Schwerpunktthema erklärt hat und nun auch im Handwerk allen Ortes über „Handwerk 4.0“ gesprochen wird.
Es macht daher Sinn – und das soll der Beitrag auf der BAG-Fachtagung leisten – nicht nur mit Hilfe von Schlagworten und Zukunftsvisionen auf die Digitalisierung des Handwerks zu blicken, sondern die sich kontinuierlich abzeichnende Entwicklung der Durchdringung handwerklicher Arbeit mit CPS zu analysieren, beispielhaft darzustellen und so eine Basis für Diskussionen über Veränderungen in der Berufsbildung zu schaffen. Im Mittelpunkt steht dabei die Betrachtung
• der Übertragung von durch CPS ausgelösten Entwicklungen in der Industrie auf das Handwerk,
• der entstehenden Schnittstellen zwischen Industrie und Handwerk, die sich aus den Möglichkeiten der flexibilisierten und individualisierten Produktion ergeben,
• der „Dinge“, die im Handwerk ebenso wie in der Industrie nicht mehr nur zu produzierende Produkte, sondern insbesondere auch Werkzeuge und beim Endkunden installierte bzw. genutzte Anlagen und Einrichtungen darstellen.
Es sollen die sich so veränderten beruflichen Handlungsfelder exemplarisch dargestellt und Hinweise auf die sich veränderten Qualifikationsanforderungen gegeben werden. Der Beitrag soll verstanden werden als ein Impuls zum Nachdenken über veränderte Lernprozesse und über die Notwendigkeit zur Veränderung von Ausbildungsprofilen und Qualifizierungsansätzen. Das Zwischenfazit des Referenten lautet dazu: „4.0“ zeigt sich als Querschnittskompetenz und sollte daher auch mit diesem Duktus in eine modernisierte Ausbildung bei den bestehenden Handwerksberufen eingebracht werden.
Prof. Dr. Matthias Becker
Berufsbildungsinstitut Arbeit und Technik
Europa-Universität Flensburg
Auf dem Campus 1
24943 Flensburg
E-Mail: becker@biat.uni-flensburg.de
Die mit der Digitalisierung einhergehenden infrastrukturellen Veränderungen wirken sich in den technischen Tätigkeiten aus. Während sich aus dem Umfeld auf Unternehmen einwirkende und für das jeweilige Gesamtunternehmen geltende Entwicklungen der Digitalisierung als generelle Rahmenbedingungen darstellen, zeigt sich in spezifischen und differenzierten Anwendungen unmittelbares Gestaltungspotential auch für Individuen. Seit längerem vorhandene, fortlaufende Trends (wie die Diffusion der IT und des Internet in den arbeitsalltäglichen Gebrauch) korrespondieren mit aktuell besonders dynamischen Trends (verbunden etwa mit den Begriffen Industrie 4.0 oder Big Data) und für die nahe Zukunft plausibel vorhergesagten Trends (etwa der automatisierten Spracherfassung und Übersetzung). Die technische Bildung ist herausgefordert, die mit den Arbeitstätigkeiten verbundenen Phänomene der Digitalisierung aufzugreifen und zum Gegenstand des berufsbezogenen Lernens zu machen. Der Beitrag strukturiert die Gesamtsituation und thematisiert konkrete Auswirkungen in ausgewählten Teilbereichen der technischen Bildung.
Prof. Dr. Gerd Gidion Karlsruher Institut für Technologie – KIT Zentrum für Mediales Lernen -- Forschungsgruppe Technikdidaktik Neuer Zirkel 3 76131 Karlsruhe E-Mail: gidion@kit edu |
Die voranschreitende Digitalisierung umfasst in Zukunft alle Bereiche des gesellschaftlichen und privaten Lebens. Insbesondere werden Wachstumschancen und enorme Effizienzsteigerungen, aber auch eine Erleichterung der Arbeit z.B. für ältere Arbeitnehmer oder Verbesserungen in der medizinischen Versorgung genannt.
Die heutige Welt ist so komplex und vernetzt, dass jegliche Veränderung immer positive wie auch negative Auswirkungen hat. Dass also neben den vielen Chancen und Potentialen auch Risiken und kritisch zu betrachtende Entwicklungen eintreten können, ist offensichtlich.
Zu den wesentlichen prognostizierten Änderungen und Auswirkungen zählen:
- die Flexibilisierung der Arbeitszeiten und der Arbeitsorte – und damit einhergehend eine Entgrenzung von Privatem und Beruflichem,
- die zunehmenden Anforderungen an die Kompetenzen der Mitarbeiter und eine notwendige Anpassung der (beruflichen) Ausbildung der Heranwachsenden sowie einer stetigen Fort- und Weiterbildung erfahrener Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
- der Wegfall ganzer Berufsbilder und infolgedessen eine möglicherweise stark ansteigende Arbeitslosigkeit und
- eine weiter fortschreitende Automatisierung und damit ein immer kleiner werdender Anteil der menschlichen Arbeit an der Wertschöpfung.
Daneben ist in sämtlichen gesellschaftlichen – sowohl privaten als auch beruflichen – Bereichen die Frage des Datenschutzes entscheidend.
Dass der technische Fortschritt nicht aufgehalten werden kann, ist allgemein bekannt. Es gilt, die Auswirkungen auf unsere Gesellschaft im Blick zu behalten und von Seiten der Politik an den Stellen steuernd einzugreifen, die ohne eine rechtliche Regelung zu schwerwiegenden Nachteilen für die Menschen führen.
Vor diesem Hintergrund sind auch die Kosten für die Solidargemeinschaft und die Privatwirtschaft zu berücksichtigen, die aufgrund dieser Entwicklung entstehen werden.
Aus diesem allgemeinen Anspruch heraus ergeben sich für die Politik die Herausforderungen,
- Familien und Alleinerziehende vor den negativen Folgen der Entgrenzung des Privatlebens zu schützen,
- die Ausbildung und die Bildungspläne den sich wandelnden Anforderungen anzupassen,
- Konzepte aufzuzeigen, wie die negativen Auswirkungen des Strukturwandels auf dem Arbeitsmarkt abgefedert werden können und
- bei zunehmender Automatisierung den Spagat zu schaffen zwischen einer angemessenen („gerechten“) Steuer auf Einnahmen und Gewinne und der Vermeidung eines Abwanderns der Wertschöpfung und der besten Köpfe.
Insbesondere muss die Politik den niedrig qualifizierten Erwerbsfähigen ein angemessenes Leben und eine adäquate Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen. Dies gilt umso mehr, als dass die derzeitige Zuwanderung durch Flüchtlinge – von denen sich viele für ein dauerhaftes Leben in Deutschland entscheiden werden – auch zu einem Verdrängungskampf im Niedriglohnsegment führen kann.
Während die Aufgaben der Anpassung der Bildung noch überschaubar und „einfach“ lösbar erscheinen, wird in Bezug auf die Finanzierung des Staatshaushalts und der Sozialsysteme ersichtlich, dass ein nationaler Alleingang mehr Schaden als Nutzen anrichten kann. Eine mindestens europäische Lösung muss hier angestrebt werden, um Knowhow und Expertise vor Ort halten zu können.
Dr.-Ing. Markus Wecker Carl-Miele-Berufskolleg für Technik des Kreises Gütersloh Wilhelm-Wolf-Str. 2-4 33330 Gütersloh E-Mail: m.wecker@cmb-gt.de |
1. Problemhintergrund und Stand der Forschung
Im Zusammenhang mit „Industrie 4.0“ ist unstrittig, dass sich im Zuge fortschreitender Automatisierung und echtzeitorientierter Steuerung Arbeitsorganisation und Arbeitsprozesse ebenso wandeln wie die Arbeitsinhalte und die Interaktion und Kommunikation zwischen Mensch und Technik. Bislang fehlen empirische Befunde, wie sich Aufgaben- und Kompetenzprofile verändern, wenn Produktionsprozesse verstärkt elektronisch und mit „Cyber-Physischen-Systemen“ dezentral gesteuert und eng vernetzt erfolgen und intelligente Werkstücke ihren Weg selbständig organisieren.
Trotz des gegenwärtig zu beobachtenden Bias auf technologische Entwicklungen im Kontext von Industrie 4.0 bleiben die Beschäftigten Dreh- und Angelpunkt für deren erfolgreiche Umsetzung.
2. Untersuchung der zukünftigen Rolle von Fachkräften
An dieser setzt die vorzustellende Studie an und fragt, ob im Zuge der „individualisierten Produktion“ die Arbeitsaufgaben gleichermaßen in technologischer, organisatorischer und kommunikativer Hinsicht anspruchsvoller werden oder nicht und welche Folgen dieses für die Beschäftigten unterhalb der akademischen Beschäftigungsebene hat. Die Untersuchung findet in süddeutschen Unternehmen zu zentralen Fragestellungen statt:
• wie werden die Mitarbeiter/-innen mit der neuen Anlagengeneration, die nach allen Beschreibungen „intelligenter“ sein wird als die heutigen, interagieren,
• wie werden sich die Qualifikations- und Kompetenzprofile verändern und
• was sind die wesentlichen und bestimmenden Einflussfaktoren.
3. Ziele
Das Ziel der Untersuchung ist die Identifikation veränderter Kompetenzanforderungen an die Mitarbeiter/-innen auf der „Shop-Floor“-Ebene und der mittleren Beschäftigungsebene im produzierenden Gewerbe (der Metall- und Elektroindustrie). Der Fokus liegt auf den Qualifikationsanforderungen der „Shop-Floor“-Ebene und der mittleren Qualifizierungsebene. Die Untersuchung liefert auch Empfehlungen, ob gegebenenfalls eine Neugestaltung der produktionstechnisch-relevanten Berufe bzw. Berufsbilder angestoßen werden sollte und mit welchen Schwerpunktsetzungen diese zu verfolgen sind. Benannt werden auch Empfehlungen für die Ausgestaltung der Produktionsarbeit im Zusammenhang mit Industrie 4.0 für Unternehmen und Qualifizierungsstätten.
3. Methode
Die geplante Untersuchung im beschriebenen Anwendungsbereich ist mehrstufig angelegt und basiert auf dem Einsatz qualitativer berufs- und sozialwissenschaftlicher Instrumente. Expertengespräche, Fallstudien und Experten-Workshop kommen zum Einsatz.
Prof. Dr. Dr. h. c. Georg Spöttl
Steinbeis Transferzentrum InnoVET
Kluesrieser Weg 74
24939 Flensburg
E-Mail: spoettl@uni-bremen.de
„Digital ist besser“ könnte ein wertender Subtext zur High-Strategie Industrie 4.0 lauten oder eine betriebliche Selbstzuschreibung und könnte zugleich als eine Bedrohung für Arbeitnehmer empfunden werden. Es bleibt ein ironisch kritischer Slogan von Dirk von Lowtzow aus dem Jahre 1995, ein Vertreter der Hamburger Schule, gegenüber gesellschaftlicher Schnelllebigkeit und Trends – in damaligen Zeiten von WIN95, dem wachsenden Einzug von PCs in Privathaushalten und der mobilen Kommunikation, in der bereits vereinzelt Nachrichten „gescalled“, aber noch nicht „geliked“ wurden.
Gegenwärtig gilt es herauszuarbeiten wie Menschen in der Arbeitswelt den technologischen Neuanordnungen begegnen und wie sich ihre Handlungsfähigkeit entwickelt. Der in Szene gesetzte 4.0- Strukturwandel, durch die voranschreitenden Trends Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen, z. B. mittels standortunabhängigen Prozessmanagements und IT-Vernetzungen bereits bestehender Technologien und Güter in der Produktion, strebt primär nach ökonomischer Optimierung der Wirtschaft. Dieses hat wiederum zur Folge, dass sich auch die Arbeit ändert und anzupassen hat, sodass es umso notwendiger wird den Menschen, besonders in der Facharbeit, in diesen zukünftigen Umgestaltungsprozessen vorausschauend zu verorten und in Bezug auf aktuelles Knowhow nachhaltig zu befähigen. Vertreter der beruflichen Fachrichtungen Elektro- und Informationstechnik des biat forschen hierzu in einem Teilprojekt des BMBF-geförderten Verbundvorhabens „PROKOM 4.0 – Kompetenzmanagement für die Facharbeit in der High-Tech-Industrie“. Ziel des Teilvorhabens ist es Kompetenzen der aktuellen Facharbeit in den Metall- und Elektroberufen in KMU heraus zu zeichnen, zukünftige Anforderungen der Digitalisierung an die Facharbeit abzuschätzen, z. B. die Netzkompetenz, und zueinander in Bezug setzen. Die gewonnenen Erkenntnisse aus den Untersuchungen (u. a. Arbeitsbeobachtungen und handlungsorientierte Interviews im beruflichen Umfeld, Expertengespräche, Sektoranalysen, Unternehmens- und Berufsschulchecks) bilden die Grundlage für das Generieren von Anforderungen an Berufsbilder und die Berufsbildungspraxis. Im Sinne einer fachgemäßen Handlungsanleitung im betriebsnahen Rahmen wird zum Ende des Projektes ein „Best-Practice“- Modell zur 4.0-Sensibilisierung für den Einsatz in der berufsschulischen und betrieblichen Ausbildung sowie Weiterbildung entwickelt, angewendet und evaluiert.
Im Vortrag wird das Teilprojekt von PROKOM 4.0 kurz dargestellt, erste empirische Befunde präsentiert und eine Vorausschau gegeben auf Anforderungen an die Facharbeit aus der Perspektive der oben genannten beruflichen Fachrichtungen.
Dipl.-Päd. Jonas Gebhardt Europa-Universität Flensburg Berufsbildungsinstitut Arbeit und Technik (biat) Auf dem Campus 1 24943 Flensburg E-Mail: jonas.gebhardt@uni-flensburg.de |
Programmieren, Adressieren, Konfigurieren, Kommunizieren
Durch die schon begonnene und sicher noch weiter fortschreitende Diffusion informationstechnischer Inhalte und Techniken in alle Berufe, wird im Rahmen von Industrie 4.0 der kompetente Umgang mit IT weiterhin an Bedeutung gewinnen. Aus Sicht der beruflichen Fachrichtung Informationstechnik soll auf die zukünftigen Erfordernisse der anderen Fachrichtungen geschaut werden. So sollen die fachlichen Inhalte und Kenntnisse betrachtet werden, die man als „Netzkompetenz“ bezeichnen könnte. Die zentrale Frage lautet, welche Kompetenzen im Umgang mit Informationstechnik brauchen zukünftige Fachkräfte und wie können sie in den Beruflichen Schulen entwickelt werden. Dabei sind zwei mögliche Szenarien denkbar. Facharbeit wird stärker als bisher in interdisziplinären Teams ausgerichtet werden oder es werden mehr „Problemlöser-Berufe“ gebraucht, wie sie vom BiBB in der Voruntersuchung zu den industriellen Elektroberufen genannt wurden. Die zukünftigen Fachkräfte müssen über Fachkompetenz in verschiedenen Domänen verfügen bzw. wie im ersten Szenario dargestellt über traditionelle Disziplingrenzen hinweg kommunizieren können. Dabei entstehen neue Herausforderungen für die schulische Umsetzung. Diese beginnen beispielsweise bei den unterschiedlichen Fachtermini und setzen sich in der Identifizierung der relevanten Arbeitsprozesse fort. Programmieren, Adressieren, Konfigurieren und Kommunizieren um exemplarische berufliche Handlungsfelder zu nennen. Ziel ist die Gestaltung adressatengerechter und praxisnaher Lehr-Lernsituationen für die beruflichen Schulen.
StR Heinrich Nicolai
Europa-Universität Flensburg
Berufsbildungsinstitut Arbeit und Technik (biat)
Auf dem Campus 1
24943 Flensburg
E-Mail: nicolai.heinrich@uni-flensburg.de
Eine Lernfabrik 4.0, wie sie an der Heinrich-Hertz-Schule Karlsruhe eingeführt wird, ist in ihrer Komplexität kaum zu übertreffen. Das Zusammenspiel zwischen Mechanik, Elektronik und Steuerungstechnik ist im Bereich der bisherigen Prozessautomation hinreichend bekannt. Über die bisherigen Bestandteile einer konventionellen Automatisierung hinaus ist nun auch die Informations- und Datentechnik und somit die Vernetzung einzelnen Elemente und die Verknüpfung mit Datenbanken als wesentliches Herzstück einer Industrie 4.0-Anlage vorhanden.
Allein die Komplexität dieser Anlage könnte zu dem Schluss führen, dass ein Einsatz im Unterricht nur im tertiären Bereich durchgeführt werden könnte. Dieser Schluss ist aus der Sicht des Autors fatal, da zu erwarten ist, dass sich Industrie 4.0 mit einer Geschwindigkeit entwickelt, die es unmöglich macht, genügend Fachpersonal aus dem tertiären Bereich zu generieren.
Daher ist es erforderlich, auch in der grundständigen dualen Ausbildung in Kontakt mit Industrie 4.0 zu treten. Dies stellt aufgrund der Vielschichtigkeit der Thematik das Lehrpersonal vor eine schwierige Aufgabe, da es gilt, die Anforderungen in der beruflichen Erstausbildung didaktisch so zu reduzieren, , dass die Inhalte in einer adressatengerechten Form herangetragen werden können. Ebenso gilt es, Berufe auszumachen, in denen adäquat I4.0-Inhalte vermittelt werden können. Das Kultusministerium Baden-Württemberg hat hier schon in den Bildungsplänen mehrerer Berufe Inhalte hervorgehoben, die man als typische I4.0-Inhalte ansehen kann. Zwei dieser Berufe werden an der HHS unterrichtet (Mechatroniker, Elektroniker für Betriebstechnik). Da an der HHS auch Fachinformatiker ausgebildet werden, liegt es nahe, auch diese Auszubildende an I4.0 – Themen heranzuführen. Doch es stellt sich auch die Frage, wie es gelingt, Handwerksberufe wie den Elektroniker, Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik auf kommende Herausforderungen durch die vierte Industrielle Revolution, oder besser Evolution, heranzuführen. Typische Elemente, die bereits in der Erstausbildung an Auszubildende herangetragen werden können, sind z.B.:
Systemische Betrachtungsweise komplexer Anlagen, Umgang mit Daten, Übertragung in klassische Felder der Elektrotechnik, auch der Haustechnik, Cloud-Lösungen...
Industrie 4.0 wird nicht nur die Industrie treffen, sondern die ganze Wirtschaft. Nicht von ungefähr kommt so auch die Forderung des ZDH künftig besser von „Wirtschaft 4.0“ zu sprechen. Umso wichtiger werden Themen wie die Interaktion zwischen Mensch und Maschine (HMI), Visualisierung von Prozessabläufen, Fehlererkennung und –behebung (auch automatisch) aller Bereiche des Lebens, nicht nur des beruflichen, betreffen. Je nach Beruf sind Qualifikationen und Kompetenzen in diesem Bereichen auszubilden
StD Andreas Hörner Heinrich-Hertz-Schule Karlsruhe Südendstraße 51 76135 Karlsruhe E-Mail: andreas.hoerner@hhs.karlsruhe.de |
Dieses Forschungsprojekt hatte das wissenschaftliche Interesse, die Relevanz von Medienkompetenz im beruflichen Kontext zu eruieren. In Zeiten zunehmender Digitalisierung und Vernetzung der Produktion sowie der stetig zunehmenden Nutzung von Offline- und Onlinemedien bei der überwiegenden Anzahl beruflicher Tätigkeiten, gewinnt das Thema Medienkompetenz in der Berufsausbildung immer mehr an Bedeutung. Der Schwerpunkt des Projektes lag deshalb auf der Beschreibung, Feststellung und Entwicklung von beruflicher Medienkompetenz unter Einbeziehung gewerblich-technischer, kaufmännischer, handwerklicher und dienstleistungsorientierter Berufe. Eine zentrale Frage war, welche Medienkompetenz die Unternehmen heute von ihren Auszubildenden in den unterschiedlichen Phasen der Berufsausbildung erwarten und über welche Kompetenz die Auszubildenden tatsächlich verfügen, um daraus Hinweise für die Gestaltung von Ausbildungsinhalten zu entwickeln. Des Weiteren sollte speziell für die berufliche Bildung eine komplexe mehrdimensionale Definition von Medienkompetenz erarbeitet werden, um Medienkompetenz nicht länger nur in ihrer technischen Dimension zu betrachten.
Im Rahmen des Projektes wurde ein Mehrmethodendesign aus einer Kombination qualitativer und quantitativer Methoden der empirischen Sozialforschung eingesetzt. Aufbauend auf einer Literaturanalyse wurden zunächst 14 qualitative leitfadengestützte mündlich persönliche Experteninterviews durchgeführt. Die Ergebnisse mündeten in leitfadengestützte Interviews mit Auszubildenden sowie Ausbildungsverantwortlichen im Rahmen von Fallstudien in 28 Betrieben. Zur Verifizierung der Befunde wurde eine schriftliche Online-Befragung durchgeführt, an der sich 100 Ausbildungsverantwortliche, 102 Berufsschullehrkräften sowie 770 Auszubildenden beteiligten.
Ergebnis des Projektes ist eine mehrdimensionale Definition von Medienkompetenz in der Berufsausbildung, die neben Aspekten der Mediennutzung, wie z.B. dem Einsatz fachbezogener Software, systematisch auch die Dimensionen der Zusammenarbeit, der Kommunikation, des Lernens sowie der rechtlichen, ethischen und ökonomischen Rahmenbedingungen bei der Arbeit mit Medien einbezieht. Um diese Dimensionen für die Berufsbildungspraxis operationalisierbar zu machen, erfolgte eine Ausdifferenzierung in die jeweils dazu gehörenden Teilaspekte. Aus den Erkenntnissen des Forschungsprojektes wurden Hinweise für die Ordnungsarbeit zur Bedeutung und Entwicklung von Medienkompetenz in der Berufsbildung abgeleitet. Gleichzeitig wurden Hinweise für Bildungsgänge erarbeitet, wie Medienkompetenz im Rahmen der Kompetenzdimensionen für den Referenzrahmen des DQR operationalisiert werden kann, insbesondere welche Fach- und personalen Kompetenzen erforderlich sind, um Medien kompetent zu nutzen bzw. zu entwickeln.
Darüber hinaus wurde für die Unterstützung der Ordnungsarbeit eine Checkliste zur Berücksichtigung von Medienkompetenz in Ausbildungsordnungen und Instrumente zur Einordnung der Dimensionen von Medienkompetenz in den Referenzrahmen des DQR erstellt. Diese Instrumente können nun zukünftig bei Ordnungsverfahren und der Entwicklung von Bildungsgängen dazu genutzt werden, Medienkompetenz in ihrer Vielfalt in die Curricula aufzunehmen. Auch für die Vermittlung von Medienkompetenz in Unternehmen und Berufsschulen konnten Empfehlungen erarbeitet werden.
Das Projekt wurde im Sommer 2015 abgeschlossen, so dass zum Zeitpunkt der Tagung umfassende Ergebnisse vorgetragen werden können.
Zu den wesentlichen Inhalten des Vortrags:
- Darstellung eines dynamischen und mehrdimensionalen Medienkompetenzbegriffs für die berufliche Ausbildung auf der Basis von Experteneinschätzungen sowie der Befragung von Ausbildungsverantwortlichen und Berufsschullehrer/innen
- Ergebnisse der Studie: Situation der Medienkompetenzbildung in Unternehmen und Berufsschule aus Sicht von Ausbildungsverantwortlichen und Auszubildenden
- Ergebnisse der Studie: Anforderungen von Ausbildungsverantwortlichen und Auszubildenden an die berufliche Medienkompetenzbildung
- Implikationen für die künftige Medienkompetenzbildung aus Sicht des Bundesinstituts für Berufsbildung.
Literatur:
Krämer, Heike; Mpangara, Miriam; Jordanski, Gabriele; Schraaf, Ursula (2012): Medien anwenden und produzieren – Entwicklung von Medienkompetenz in der Berufsausbildung. Projektbeschreibung https://www2.bibb.de/bibbtools/tools/dapro/data/documents/pdf/at_42417.pdf
Krämer, Heike; Jordanski, Gabriele; Goertz, Lutz (2015): Medien anwenden und produzieren – Entwicklung von Medienkompetenz in der Berufsausbildung. Abschlussbericht https://www2.bibb.de/bibbtools/tools/dapro/data/documents/pdf/eb_42417.pdf
Dr. Heike Krämer (Projektleitung) BIBB Bundesinstitut für Berufsbildung Arbeitsbereich 4.2 Berufe der Medien- und Kommunikationswirtschaft, Druck- und Papierindustrie Robert-Schuman-Platz 3 53113 Bonn E-Mail: kraemer@bibb.de |
Das „Internet der Dinge“ („Internet of Things“, IoT), für das in Deutschland häufig verkürzend der Begriff „Industrie 4.0“ verwendet wird, wird massive Arbeitskräftebewegungen zwischen Branchen und Berufen zur Folge haben (BIBB/IAB 2015). Aus technischer Sicht ist es eine Fortsetzung von Digitalisierungs- und damit einhergehenden Automatisierungstendenzen in allen Bereichen der Wirtschaft und Verwaltung im Kontext der Weiterentwicklung technischer Möglichkeiten und der Verbesserung des Nutzerkomforts. Konzeptionell greift Industrie 4.0 die Idee des Computer Integrated Manufacturing (CIM) wieder auf, das in den 1980er Jahren als Top-down-Strategie verfolgt wurde, damals aber an den informationstechnischen Grenzen und ungenügender Akzeptanz scheiterte. Die aktuelle Diskussion richtet den Blick hauptsächlich auf betriebs- und arbeitsorganisatorische, ökonomische, logistische und informationstechnische Fragen. Datensicherheit und neu erwachsende Abhängigkeiten müssen noch stärkere Beachtung finden (BMWi 2015).
Fast alle Berufe sind bereits heute mehr oder weniger vom Einsatz digitaler Technik geprägt. Kleine Unternehmen müssen die technische Kompatibilität aufrechterhalten, wenn sie als Partner größerer Unternehmen konkurrenzfähig bleiben wollen (Seiter 2015). Digitalisierung im Handwerk ist aber nicht ausschließlich eine Folge der Entwicklungen in der Industrie. „Heute beschäftigen sich bereits mehr als 50.000 Handwerksbetriebe mit dem ‚Internet der Dinge‘ – ihre Maschinen kommunizieren untereinander.“ (ZDH 2015)
Bemerkenswert ist die Verschmelzung von realer und virtueller Welt: Das datenmäßige Abbild eines Prozesses ist für die Entwicklung eines physischen Prototyps ebenso wichtig wie Zeichnungen, Werkzeuge, Materialien, Hilfsstoffe usw. Bisher war es vor allem als Simulation der eigentlichen Produktion vorgelagert. Künftig begleitet es als „digital twin“ die Produktion und den gesamten Lebenszyklus von Produkten.
Die wichtigste Fragestellung für ein Gelingen der Umsetzung integrierter Produktion im Internet der Dinge wird auch in mittelständischen und kleinen Betrieben nicht die technische Ausstattung sein. Die technischen Fragen der Entwicklung werden mit den heute verfügbaren Möglichkeiten schlicht als lösbar vorausgesetzt. Gestaltungsfragen rücken dagegen in den Mittelpunkt: „Der Mensch bleibt ein integraler und unverzichtbarer Bestandteil der Produktionswelt der Zukunft, denn er ist der flexibelste und intelligenteste Teil der heutigen und auch der künftigen Fabrik. Mit der Industrie 4.0 wandern Mensch und Technik noch enger zusammen (Kärcher 2015).
Einer repräsentativen Marktbefragung zufolge erwarten mehr als die Hälfte der befragten überwiegend mittelständischen Unternehmen die Reduzierung einfacher manueller Tätigkeiten, veränderte Kompetenzprofile und individuellere Vergütungsmodelle sowie einen Anstieg des Anteils indirekter Mitarbeiter bei planenden und steuernden Tätigkeiten. Qualifizierung und Kompetenzentwicklung werden nach dieser Studie hochgeschätzt. Als notwendig werden hier vor allem die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen (86 Prozent), das interdisziplinäre Denken und Handeln (77 Prozent) sowie eine höhere IT-Kompetenz (76 Prozent) genannt. Die Unternehmen bauen vor allem in indirekten Bereichen (80 Prozent), Logistik (75 Prozent) und Fertigung (67 Prozent) IT-Kompetenzen auf (Ingenics und IAO 2015).
Social Media, Wikis und ähnliche Systeme beeinflussen oder prägen die berufliche Kommunikationskultur zunehmend. Deshalb scheint es nicht länger angemessen, sie in beruflichen Lernprozessen zu ignorieren. Berufliche Lernprozesse sind massiv und direkt von den Digitalisierungstendenzen berührt (BIBB 2013, 386).
Der Beitrag stellt die angedeuteten Entwicklungen und Zusammenhänge auch anhand einiger Beispiele dar, zeigt auf der Basis einer Analyse der Überbetrieblichen Unterweisung (ÜLU), in welchen Berufen und in welchen Bereichen der Handwerksausbildung bereits heute Aspekte der Digitalisierung eine wesentliche Rolle spielen, wo zunehmender Handlungsbedarf besteht und welche Anstrengungen überbetriebliche Berufsbildungsstätten unternehmen müssen, um diesen Bedarf zu befriedigen.
Literatur
BIBB Bundesinstitut für Berufsbildung (Hrsg.) (2013). Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2013, Bonn
BIBB Bundesinstitut für Berufsbildung und IAB Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (Hrsg.) (2015). Industrie 4.0 und die Folgen für Arbeitsmarkt und Wirtschaft. IAB Forschungsbericht 8/2015, Nürnberg. Online: http://doku.iab.de/forschungsbericht/2015/fb0815.pdf (letzter Zugriff: 07.12.2015)
BMWi Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (2015). Initiative "IT Sicherheit in der Wirtschaft". Online: (http://www.it-sicherheit-in-der-wirtschaft.de/IT-Sicherheit/Navigation/meldungen,did=485424.html) (letzter Zugriff: 07.12.2015)
Ingenics AG und IAO Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (Hrsg.) (2015). Industrie 4.0 – Eine Revolution der Arbeitsgestaltung – Wie Automatisierung und Digitalisierung unsere Produktion verändern werden
Kärcher, B. (2015). Alternative Wege in die Industrie4.0 – Möglichkeiten und Grenzen. In: Alfons Botthof, A.; Hartmann, E. A. (Hrsg.) (2015). Zukunft der Arbeit in Industrie 4.0. Berlin, Heidelberg, Springer Vieweg, 47-58
Seiter, M. (2015). Kleinere Unternehmen haben Nachholbedarf. In: IHK Ulm und Bodensee-Oberschwaben (Hrsg.). Die Wirtschaft zwischen Alb und Bodensee 01/2015, 26
ZDH Zentralverband des Deutschen Handwerks, Deutscher Handwerkskammertag, Unternehmerverband Deutsches Handwerk (Hrsg.) (2015). „Handwerk 2014“. Online: http://www.zdh.de/fileadmin/user_upload/publikationen/jahresberichte/ZDH_JAHRESBERICHT2014.pdf (letzter Zugriff: 07.12.2015)
Dipl.-Ing. Bernd Mahrin
KOMPETENZPUNKT. BERUFSBILDUNG
Hennigsdorfer Str. 45f
13503 Berlin
E-Mail: bernd.mahrin@alumni.tu-berlin.de
Digitalisierung bedeutet die rasante Zunahme der Nutzung von digitalen Werkzeugen und deren gleichzeitige Vernetzung. Schon heute sind Autos, Türschlösser und Heizungsanlagen mit dem Internet verbunden und bieten für die Kunden mehr Sicherheit und Komfort. Für Unternehmen aus dem Handwerk bedeutet das: Wer heute Produkte und Dienstleistungen für die digitalen Gewohnheiten und Wünsche von morgen weiterentwickelt, wird künftig vorne sein. In vielen einzelnen Bereichen sind Unternehmen schon heute digitalisiert, nutzen Computer, Smartphones und Tablets. In Zukunft werden jedoch alle Unternehmensprozesse der Digitalisierung unterzogen, von Planung über Produktion bis zur Kommunikation mit dem Kunden. Nicht jedes Unternehmen wird gleich mit Hilfe von 3D-Druckern produzieren, allerdings werden alle Unternehmen ihre Geschäftsprozesse digitalisieren müssen – und über digitale Plattformen Kunden ansprechen und mit ihnen kommunizieren.
Denken wir an Internet und Suchmaschinen. Wer dort nicht erscheint, wird von potenziellen Kunden nicht gefunden und bekommt keine Aufträge. Zudem erwarten Kunden schon bei der ersten Internetrecherche ein konkretes Angebot, Hintergrundinformationen zum Produkt oder zur Dienstleistung – und sie sind vielfach gewohnt, gleich im Internet zu bestellen.
Themen wie die vernetzte Produktion, das Internet der Dinge oder aber die Veränderung zur Arbeit 4.0 treffen Handwerk wie Gesellschaft in allen Bereichen - Digitalisiert wird ohne Ausnahme.
Wer erfolgreich sein will, muss umdenken und die Chancen der Digitalisierung nutzen. Kann mein jetziges Geschäftsmodell noch bestehen, lässt es sich durch digitale Kanäle zum Kunden erweitern, kann ich den Kunden mit der Fertigung im Unternehmen verbinden oder muss ich gar über ein völlig neues digitales Geschäftsmodell nachdenken? Das sind Fragen, die sich jeder Unternehmer stellen sollte. Auch wie ein Betrieb digital zu führen ist und wie Mitarbeiter in Sachen Digitalisierung qualifiziert werden müssen, sind wichtige Faktoren.
Der Dachdecker, der per Drohne die Dachfläche begutachtet, ohne ein einziges Gerüst zu stellen, spart Kosten. Das Handwerksunternehmen, das Sicherheit und Komfort im Smart Home garantiert, oder der Servicebetrieb, der anhand von Sensordaten schon heute weiß, wann die Heizung am besten gewartet werden muss, das sind Dienstleistungen, die schon heute angeboten werden und die bei den Kunden sehr gefragt sind.
Dipl.-Des. Christoph Krause
Kompetenzzentrum f. Gestaltung, Fertigung und Kommunikation
August-Horch-Str. 16
56070 Koblenz
E-Mail: christoph.krause@hwk-koblenz.de
Im Zuge der 26. Fachtagung der BAG Elektrotechnik, Informationstechnik, Metalltechnik und Fahrzeugtechnik e.V. stellt die Fachschule für Automatisierungstechnik der BBS 1 in Mainz in Kooperation mit der Stadtwerke Mainz Netze GmbH eine interaktive Lerneinheit zum Thema „Das moderne Zuhause im Zusammenspiel mit dem Smart Grid“ vor.
Die erneuerbaren Energien nehmen fortlaufend einen immer größer werdenden Stellenwert ein. Aufgebaut wurde ein Modellhaus, das Photovoltaik und Solarthermie mit der passenden Speichermöglichkeit kombiniert und durch eine eigene intelligente Haussteuerung effizient vernetzt. Darüber hinaus bindet das moderne und intelligente Messsystem mit Gateway das Modellhaus an das dezentral gesteuerte Versorgungsnetz von Morgen an. Da die Gesetzeslage zum Thema „Digitalisierung der Energiewende“ aktuell noch in der Beschlussphase ist und die Möglichkeiten des „Smart Grid“ noch weiter erarbeitet werden sollten, setzt die Lernanlage auf die Energy Intelligence System - Software (EISLab®, Adiro/Festo Didactic). Damit ist es möglich, das Projekthaus aktiv in eine simulierte Netzoberfläche einzubinden, um einerseits den Tagesverlauf eines modernen Übertragungsnetzes aufzuzeigen und darüber hinaus auch die Auswirkung auf den einzelnen Haushalt anhand des Modellhauses zu präsentieren. So wird zum Beispiel die Modulspannung des Hauses als Analogwert für EIS Lab verwendet um damit die Einspeiseleistung der Photovoltaikanlage dynamisch vorzugeben. Darüber hinaus bietet EIS Lab dann die Möglichkeiten verschiedene Netzzustände auszugeben. Zum Beispiel wird bei einem Grenzwert der Überenergie ein Signal an das Modellhaus weitergegeben, das dann zum Beispiel über die SPS das Zwischenspeichern von Energie im hauseigenen Batterie-Pufferspeicher veranlasst.
Auszubildende, Schüler und Studenten erfahren anhand dieser Lerneinheit die Zusammenhänge eines modernen Versorgungs- und Übertragungsnetzes. Darüber hinaus wird durch die durchgängige Vernetzung die effiziente Nutzung moderner Techniken im Zusammenschluss ersichtlich.
Sven Fegert
Stadtwerke Mainz Netze GmbH
Rheinallee 41
55118 Mainz
sven.fegert@stadtwerke-mainz.de
Ziel soll die Entwicklung einer Unterrichtseinheit oder Unterrichtsmethode sein, welche neben der allgemeinen Kompetenzentwicklung signifikant die Medienkompetenz der Lernenden positiv entwickelt. Dabei soll das Augenmerk auf der Heranführung von Lernenden an eine aktuelle technische Entwicklung liegen: die Virtual Reality (virtuelle Realität, kurz VR). Dieses neue Segment hat sich in den letzten fünf Jahren vor allem im Bereich der Computerspiele etabliert. Ein Großteil der VR-Technologie ist jedoch nur mit leistungsstarken PCs und mehrere hundert Euro teuren Brillen nutzbar und damit für den Gebrauch in Schulen ungeeignet. Mit dem sogenannten Cardboard der Firma Google liegt aber seit 2014 eine kostengünstige Möglichkeit zur Anwendung von VR-Technologien vor. Auf Basis dieser neuen technischen Möglichkeit habe ich mir für meine Masterarbeit die Aufgabe gestellt, eine Unterrichtsreihe zu entwickeln, die Lernende dazu befähigt, Kugelpanoramen aufzunehmen, diese mit Ton zu unterlegen, verschiedene Szenen miteinander zu verknüpfen und diese VR-Tour als Smartphone-App zur Nutzung mit dem Google-Cardboard zu publizieren.
Jede Smartphone-Foto-App ist in der Lage Panoramafotos aufzunehmen. Diese werden erstellt, indem ein großer Schwenk mit der Kamera von links nach rechts gemacht wird. Dadurch fehlt jedoch der untere und obere Bereich. Bei der Erstellung eines Kugelpanoramas werden diese mit aufgenommen. Statt einen durchlaufenden Kameraschwenk durchzuführen, werden einzelne Fotos gemacht, die am Ende zu einem Panorama zusammengesetzt werden. Hierfür sind keine speziellen Kameras nötig. Die Standard Foto-App von Google ermöglicht mit dem Photo Sphere-Modus sehr einfach solche Kugelpanoramen aufzunehmen.
Das Verfahren, welches ich vorstellen möchte, nutzt die Entwicklungsumgebung Unity, die im professionellen Bereich der Spieleentwicklung zum Einsatz kommt und kostenlos heruntergeladen werden kann. Unity ermöglicht es, die erstellte VR-Anwendung als Android-App, als IOS-App oder Windows-Programm zu publizieren.
Die Google Cardboard ist eine Konstruktion aus Pappe, Klettverschlüssen und zwei Kunststofflinsen. Der Preis liegt zwischen 6 - 10 Euro. In den vorderen Teil der Cardboard wird das Smartphone mit der laufenden VR-App eingelegt. Die VR-App teilt den Bildschirm in zwei Teile. Einen für das rechte Auge und einen für das linke Auge. Durch die Linsen werden die jeweiligen Bilder direkt auf das Auge projiziert. Jeder Bereich zeigt einen für das jeweilige Auge angepassten Blick auf das Kugelpanorama. So ergibt sich ein stereoskopischer Effekt. Die Lage-Sensoren im Smartphone geben der App Informationen darüber, wie das Smartphone gehalten wird, also in welche Richtung sich der Kopf bewegt. Das Bild wird daran angepasst. Dadurch ist es möglich, sich im Kugelpanorama umzuschauen.
Anwendungen, die es ermöglichen, sich in Kugelpanoramen umzusehen, sind die am einfachsten zu realisierenden VR-Anwendungen. Die Google-Cardboard ist die am einfachsten zu benutzende und kostengünstigste VR-Brille. Beides zusammen bietet einen Einstieg in den Bereich VR und eine einfach zu realisierende Möglichkeit VR in der Aus-, Fort- und Weiterbildung oder im Unternehmen einzusetzen.
Cristian Stoll
Emdener Str. 3
D-10551 Berlin
E-Mail: ch.stoll@mailbox.tu-berlin.de
Wie lassen sich die komplexen Zusammenhänge innerhalb der vierten industriellen Revolution am besten für Menschen am Start ihres beruflichen Lebens begreifbar machen? Wie kann es gelingen, dass Auszubildende in Ihrer Ausbildung die Anforderungen, die eine Vernetzung aller Produktions-, Montage-, Liefer- und Serviceprozesse mit sich bringen durchdringen? Und wie kann Lehre im Industrie 4.0-Kontext gestaltet werden, um den Anforderungen eines berufsqualifizierenden Abschlusses auch tatsächlich gerecht zu werden. Eine erfolgserprobte Möglichkeit, dies zu bewerkstelligen bieten Praxisprojekte, in denen reale Industriekomponenten implementiert werden wie das vorgestellte Praxisprojekt und die interaktive Lerneinheit „Das moderne Zuhause im Zusammenspiel mit dem Smart Grid“ der BBS 1 Mainz. Dieses Projekt wurde unter anderem durch die Technikförderungen der New Automation-Initiative ermöglicht. Der New Automation e.V. wurde von namhaften Unternehmen der Automatisierungsindustrie gegründet, um die Umsetzung von Projektideen von Schülern und Studierenden mit Technologien zu unterstützen. Auf diese Weise soll praxisorientierte Lehre in Studium und Ausbildung mit konkreten Technikförderungen auch und gerade im Bereich Industrie 4.0 lanciert werden.
Ein besonderes Förderprojekt der Initiative ist daher auch die Industrie 4.0-Demonstrationsanlage der Berufsbildenden Schule 2 in Wolfsburg, die im Rahmen der kommenden Fachtagung der BAG Elektrotechnik, Informationstechnik, Metalltechnik und Fahrzeugtechnik e.V. vorgestellt wird. Diese Anlage ist so aufgebaut, dass unterschiedliche Technologien, die unter den Begriff Industrie 4.0 fallen, integriert sind und anschaulich demonstriert werden können.
So deckt das Projekt beispielsweise die Themenbereiche Stückzahl-1-Produktion, Produktionsdatenkennzeichnung und Produktionsdatenverwaltung, Lagerbestandserfassung, Energiedatenerfassung und Energieoptimierung, aber auch Zustandserfassung der Anlage und Order-Management ab. Das Ganze funktioniert webbasiert und über Smartphone gesteuert.
Die Demonstrationsanlage wird zukünftig dafür genutzt, Auszubildende und Studierende in der Automatisierungstechnik auszubilden und ihnen einen Überblick über die Anforderungen von Industrie 4.0 zu vermitteln.
Jenny Schaffrath New Automation e.V. Messegelände / P36 D-30521 Hannover mail@new-automation.de |
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Problemaufriss
Aufgrund der immer mehr in den Fokus rückenden Verteuerung von elektrischer Energie und des wachsenden Bewusstseins für die Emissionsproblematik bei der der Erzeugung von elektrischer Energie erfährt der Photovoltaik-Sektor der immer mehr Aufmerksamkeit in der Weltwirtschaft und vor allem in China.
Dort haben bislang sehr heterogen vorgebildete Elektrotechniker die Arbeitsaufgaben im Photovoltaik-Sektor übernommen, was trotz der Unterschiedlichkeit in den Aufgabenfeldern (China hat viel Erfahrungen in Photovoltaik-Freiland-Projekten, Deutschland mehr Erfahrung in singulären Photovoltaik-Einzeldachprojekten) eine Gemeinsamkeit hinsichtlich der beruflichen Qualifizierung darstellt. Deutlich wird aber zugleich, dass in beiden Ländern aufgrund der zunehmend komplexer werdenden Aufgaben bei der Konzeption, dem Aufbau, der Inbetriebnahme und der Wartung und Reparatur von immer unterschiedlicher werdenden PV-Anlagen eine Weiterentwicklung der beruflichen Ausbildung anzustreben ist.
Merkmale des entwickelten Ausbildungskonzepts
Chinesische Berufsbildungsforscher haben sich in jüngster Zeit sehr an den typisch deutschen Ausbildungskonzepten orientiert (z. B. durch die Adaption arbeitsprozessorientierter Curricula und dem Lernfeldansatz) Es wurde versucht, viele deutsche Modelle in die chinesische Ausbildung zu übertagen, dabei hat es aber auch viele Probleme gegeben. Dieses Papier widmet sich einem empirischen Beispiel, um zu zeigen, wie ein arbeitsprozessorientiertes Curriculum für chinesische Photovoltaik-Techniker auf Basis der Ausbildung eines Elektrotechnikers entwickelt werden kann.
Verwendete Methodik
Im ersten Schritt wurde eine Vergleichsforschung zwischen der Ausbildung des Elektrotechnikers in China und in Deutschland bearbeitet, um den Charakter des Inhalts dieser Ausbildung in beiden Ländern aufzugreifen. Danach wurden Arbeitsprozessanalysen und Facharbeiterinterviews sowie Fachinterviews bei mehr als zehn Dachprojekten in Deutschland und bei drei Freiland Projekten in China durchgeführt, um das Wissen über den kompletten Arbeitsprozess zu erfassen. Auf dieser Basis wurde in diesem Papier ein Beispiel über die konkreten Inhalte des Arbeitsprozessorientierten Curriculum dargestellt.
Cailing Yan
Universität Siegen
Lehrgebiet Technikdidatik am Berufskolleg - TVD
Breite Str. 11
57076 Siegen
E-Mail: yan.tvd@uni-siegen.de
Vorgestellt werden einige der aktuellen und zukünftigen Digitalisierungsprojekte der beruflichen Abteilung des Kultusministeriums. Darüber hinaus werden einige Einblicke in das Projektdesign und das Unterrichten mit Tablets aus dem derzeit bundesweit größten Schulversuch mit mobilen Endgeräten gegeben; dem Schulver-such „Tablets im Unterricht an beruflichen Schulen“ (www.tabletBS.de).
Konrad Neufeld Landesinstitut für Schulentwicklung Baden-Württemberg Heilbronner
Str. 172 E-Mail: Konrad.Neufeld@ls.kv.bwl.de |
Hans-Christoph Schaub Ministerium für Kultus, Jugend Referat 42 - Grundsatzfragen und Qualitätssicherung beruflicher Schulen Thouretstraße 6 70173 Stuttgart E-Mail: Hans-Christoph.Schaub@km.kv.bwl.de |
Die Carl-Benz-Schule Gaggenau hat sich - neben 14 weiteren beruflichen Schulen - erfolgreich um die „Industrie 4.0-Förderung“ des Ministeriums für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg beworben. Mit diesen Fördermitteln und mit Unterstützung von Landkreis und Firmen baut die Carl-Benz-Schule Gaggenau derzeit ein verkleinertes reales Abbild einer Industrie-4.0-Anlage auf. In dieser greifbaren Lernumgebung können die Schülerinnen und Schüler künftig den Umgang mit cyber-physikalischen Systemen einüben, die komplexe Vernetzung der einzelnen Komponenten erkennen und die betrieblichen Produktionsschritte nachvollziehen. Dies ermöglicht neue Wege der praxisnahen Kompetenzentwicklung und bereitet die Schülerinnen und Schüler von heute auf die digitale Arbeitswelt von morgen vor. Neben der „Lernfabrik 4.0“ als anschaulicher Lernumgebung sind dafür Lehrerinnen und Lehrer erforderlich, die nicht nur über das entsprechende Fachwissen verfügen sondern auch über die fachdidaktische und pädagogische Kompetenz, um das neue Wissen handlungsorientiert zu vermitteln.
Die „Lernfabrik 4.0“ als reale Lernumgebung bildet den Kristallisationspunkt des Impulsvortrags. Daraus leitet sich ein Bündel von Fragen für die Diskussion mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ab:
- Wie lernen Schülerinnen und Schüler in der Lernfabrik 4.0 und welche Kompetenzen brauchen sie dafür?
- In welchen Bildungsgängen, Ausbildungsberufen, Ausbildungsabschnitten und Fächern können wissenschaftliche und technische Lehrkräfte die Lernfabrik sinnvoll nutzen?
- Welche didaktischen Settings bieten sich für den Einsatz der Lernfabrik an?
- Wie gelingt dabei die - mit Industrie 4.0 einhergehende - Verknüpfung von Lerninhalten verschiedener Ausbildungsberufe?
- Welche Möglichkeiten bietet die Lernfabrik, die Prozesskompetenz und das ver-netzte Denken der Lernenden zu fördern?
- Welche Kompetenzen brauchen die Lehrerinnen und Lehrer für den Unterricht in der Lernfabrik 4.0?
- Wie müssen künftige Lehrkräfte ausgebildet werden, um die Schülerinnen und Schüler bestmöglich auf die vernetzte Arbeitswelt vorzubereiten?
- Wie kann das sich um die Lernfabrik 4.0 aufbauende „Kompetenzzentrum Digitalisierung“ aussehen?
OStD Volker Bachura Carl-Benz-Schule Gaggenau Konrad-Adenauer-Str. 4 76571 Gaggenau E-Mail: volker.bachura@verwaltung.cbs-gaggenau.de |
MR’in Susanne Thimet Staatliches Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (Berufliche Schulen) Karlsruhe Kaiserallee 11 76133 Karlsruhe E-Mail: Susanne.Thimet@Seminar-bs-ka.kv.bwl.de |
Gegenwärtig werden bei der Kultusministerkonferenz (KMK) Standards für die Lehrerbildung für die berufsbildenden Schulen erstellt. Dies betrifft auch die informationstechnischen Berufe und die informatische Grundbildung. Gleichzeitig sind vor dem Hintergrund von Industrie 4.0 wesentliche Veränderungen auch in der Berufsstruktur zu erwarten. So werden wegen der Vernetzung der Produktions- und Logistiksysteme systematische Erhebungen der Geschäftsprozesse und der Schnittstellenproblematik bei der Vernetzung verschiedener Systeme informatische Aspekte eine zunehmend wichtige Rolle spielen. Auch die zunehmend stärkere Einführung von didaktisch zu strukturierenden Assistenzsystemen (z.B. Augmented Reality) wird die informatischen Aspekte erhöhen. Es stellt sich die Frage, wie dieser zunehmenden Bedeutung der Informatik und der informatischen Berufe in er Lehrebildung an den Universitäten Rechnung getragen werden kann. Dies will der Vortrag ausleuchten.
Prof. Dr. Martin Hartmann Dr. Eric Wendkouni Sawadogo Institut für Berufspädagogik und Berufliche Didaktiken Technische Universität Dresden D-01062 Dresden E-Mail: martin.hartmann@tu-dresden.de |
Tilo Arndt Berufliches Schulzentrum für Elektrotechnik Dresden Strehlener Platz 2 01219 Dresden E-Mail: tilo.arndt@bszet.de |
Bundesweit ist ein großer Lehrermangel an Berufskollegs in technischen Fächern zu verzeichnen. In NRW wurden deshalb u.a. Kooperationsprojekte zwischen Universitäten und Fachhochschulen initiiert, um mehr Studierende für den Lehrerberuf zu gewinnen.
Lehrerbildung an einer Fachhochschule ist ein besonderer und nicht gewöhnlicher Weg und bringt große Chancen aber auch Herausforderungen mit sich. Das umfasst sowohl fachinhaltliche wie auch lehr- und lernpsychologische Facetten und schulformtypische Besonderheiten.
In dem Vortrag wird dargestellt, wie die Lehrerausbildung an der Hochschule Hamm-Lippstadt in Kooperation mit der Universität Paderborn umgesetzt wird. Es werden Aspekte der Implementierung und der besonderen Bedingungen für diese neue Studienkombination sowie inhaltliche und organisatorische Schwerpunkte dargestellt.
Die Verknüpfung eines Ingenieurs- mit einem Lehramtsstudium ist eine Möglichkeit, Studierende für das Lehramt an Berufskollegs zu interessieren, die zuvor nie über den Lehrerberuf nachgedacht hatten. Wie gelingt es, das Interesse der Studierenden zu gewinnen und zu erhalten? Welche spezifischen Anforderungen an die Qualifizierung dieser Studierenden gilt es zu berücksichtigen, damit nicht nur die Lehrerausbildung sondern auch die Begeisterung für und das Arbeiten im Lehrerberuf an einem Berufskolleg den Anforderungen der industriellen, globalen, sich ständig weiterentwickelnden Gesellschaft genügen? Industrie und Handwerk müssen sich im dualen Ausbildungssystem auf eine innovative schulische Berufsausbildung verlassen können. Eine Voraussetzung dafür ist eine gleichermaßen praxisorientierte wie wissenschaftlich basierte Lehrerbildung 4.0!
Dr. Gabriela Jonas-Ahrend Hochschule Hamm-Lippstadt Marker Allee76-78 59063 Hamm E-Mail: gabriela.jonas-ahrend@hshl.de |
Prof. Dr. Dmitrij Tikhomirov Hochschule Hamm-Lippstadt Marker Allee76-78 59063 Hamm E-Mail: dmitrij.tikhomirov@hshl.de |
Die weitgehend politisch motivierten und getragenen Innovationsvektoren Industrie 4.0, Wirtschaft 4.0, Arbeit 4.0 und nun auch Berufsbildung 4.0 kündigen Veränderungen in der Facharbeit auf allen Ebenen an. Der gewerblich-technische Bereich ist dahingehend betroffen, dass sich Arbeitsformen, Arbeitsinhalte und Arbeitsbereiche verändern werden. Ob dies revolutionär oder evolutionär geschehen wird, sei zunächst nicht von Bedeutung. Schon heute kann konstatiert werden: Die Informationstechnik diffundiert in noch stärkerem Maße in die traditionellen Branchen und Berufsbilder, als es noch zur Jahrtausendwende planbar gewesen wäre.
Die Neuerungen werden nicht nur in der betrieblichen Aus- und Weiterbildung curriculare und inhaltliche Veränderungen nach sich ziehen. Eine moderne Lehramtsausbildung in den beruflichen Fachrichtungen Elektrotechnik, Informationstechnik und Metalltechnik wird neue Akzente hinsichtlich interdisziplinären und kompetenzorientierten Zugängen im doppelten Praxisbezug der Facharbeit und des Lehrerhandelns gestalten müssen.
Prof. Dr. Axel Grimm Europa-Universität Flensburg -- Berufsbildungsinstitut Arbeit und Technik (biat) Auf dem Campus 1 24943 Flensburg E-Mail: axel.grimm@biat.uni-flensburg.de |
Die vierte industrielle Revolution, welche durch die Digitalisierung der Arbeitswelt gekennzeichnet ist, wird zwangsläufig die Qualifizierung von Facharbeitern verändern. Welche Erneuerungen dabei auf die Facharbeit zukommen, beruhen ausschließlich auf vagen Zukunftsprognosen. Entscheidend ist, dass ein Wandel der Arbeitswelt von allen Berufsbildungsbeteiligten mitgestaltet wird, weshalb es immens wichtig ist, die sog. digitale Revolution nicht nur auf einer berufsfachlichen Ebene zu diskutieren, sondern auch ethisch-moralische Aspekte zu berücksichtigen. Um den Digitalisierungsprozess der Arbeitswelt positiv mitzugestalten, sollten ökonomische, soziale und ökologische Gesichtspunkte im Diskurs wandelnder Anforderungen integrativ berücksichtig werden. Eine in diesem Sinne an der Leitidee der Nachhaltigkeit ausgerichtete Berufsbildung ermöglicht z.B. den bestehenden Widerspruch zwischen der Verwendung modernster Technologie in den hoch entwickelten Industrienationen und den damit in Verbindung stehenden menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen bei der Produktion und Entsorgung von elektronischen Bauteilen in weniger entwickelten Ländern aufzugreifen und eine Balance zwischen ökologisch vertretbaren, ökonomisch leistungsfähigen und gesellschaftsgerechten Lösungsansätzen herzustellen. Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung (BBnE) ist darauf ausgerichtet, solche Widersprüche offen zu legen und diskursiv zu betrachten, um Schlüsselprobleme, wie die kommende digitale Revolution, zukunftsfähig für die Berufsbildung mitzugestalten. Der Bildungsauftrag der Berufsschule verdeutlicht, dass dies bereits seit langer Zeit gewollt ist. Denn der gestaltungsorientierte Bildungsauftrag, die „Schüler und Schülerinnen zur Erfüllung der spezifischen Aufgaben im Beruf sowie zur Mitgestaltung der Arbeitswelt und der Gesellschaft in sozialer, ökonomischer und ökologischer Verantwortung, insbesondere vor dem Hintergrund sich wandelnder Anforderungen“ (KMK, 2011, S. 14) zu befähigen, richtet sich genau genommen an die Leitidee der BBnE und den sich wandelnden Anforderungen, wie z.B. der Umgang mit der stärkeren Digitalisierung der Arbeitswelt.
Solche komplexen Nachhaltigkeitssachverhalte werden im berufsbildenden Unterricht tendenziell defizitär behandelt. Ein Grund besteht auch darin, dass es bisher kaum Fortbildungsmaßnahmen für Lehrer/-innen gibt, welche z.B. die wandelnden technologischen Ansprüche an die fachliche Berufsarbeit in Zusammenhang mit BBnE bringen. Um diese Lücke zu schließen, wurde eine Fortbildungsreihe für Lehrkräfte zur Umsetzung einer beruflichen Bildung für eine nachhaltige Entwicklung konzipiert, durchgeführt und evaluiert. Dieser Beitrag soll das Konzept dieser praktisch erprobten BBnE-Fortbildungsreihe vorstellen, welche zentrale berufsfachliche Themen auf einer konkreten Ebene mit der abstrakten Nachhaltigkeitsidee in Verbindung gebracht hat. Darüber hinaus werden erste Evaluationsergebnisse über die Qualifizierung von Lehrer/-innen zur BBnE vorgestellt. Der Vortrag stellt die Ideen und Ansätze zur beruflichen Bildung für eine nachhaltige Entwicklung am Beispiel der Fortbildung von Lehrer/-innen zur Diskussion und versucht entsprechende Impulse zur Weiterentwicklung der Berufsbildung zu geben. Es wird sich damit der Herausforderung gestellt, die zukünftigen Generationen von Auszubildenden zur Entwicklung von Lösungsansätzen von zentralen Zukunftsfragen zu befähigen.
Sören Schütt-Sayed
Universität Hamburg
Institut für Berufs-und Wirtschaftspädagogik
Sedanstraße 19
20144 Hamburg
E-Mail: soeren.schuett@uni-hamburg.de
Qualitative Untersuchungsergebnisse
Im Zuge der Erfassung dessen, was der Trend nach „Industrie 4.0“-basierter Produktion für den Mittelstand der Siegerländer metallverarbeitenden Industrie bedeutet, wurden sektoral bedeutende Betriebe befragt. Hierbei wurde zum einen deutlich, dass gerade für diese Betriebe die Konkretisierung von „Industrie 4.0“ für den eigenen Fertigungsprozess Schwierigkeiten bereitet. Festgestellt werden konnte zudem, dass diese Betriebe bemüht sind, den vorhandenen Maschinenpark zu adaptieren, also bislang nicht vernetzte und singulär betriebene Maschinen so zu vernetzen, so ass gleichzeitig eine hochindividuelle und weitestgehend automatisierte Fertigung realisiert werden kann. Deutlich wurde hierbei, dass eine solche Lösung nicht nur eine Adaption der Fertigungsanlagen erfordert, sondern vielmehr eine Umstrukturierung des gesamten Geschäftsprozesses mit erheblicher Aufgabenverlagerung innerhalb der Professionen des Betriebs.
Exemplarisches Beispiel: Biegemaschine für Rohrkonstruktionen
Was genau die vorab dargestellten Ergebnissen im Konkreten bedeuten, wird anhand einer adaptierten Biegemaschine gezeigt werden. Diese wurde durch das Lehrgebiet Umformtechnik der Universität Siegen so weiterentwickelt, dass sie zum einen in der Lage ist, mittels eines Expertensystems auftragsvariabel Rohrkonstruktionen zu erstellen und zum anderen bei unbekannten Materialien bzw. Materialquerschnitten über maschinenseitig gesteuerte Versuche neue Biegeaufgaben durch Ausdifferenzierung des Expertensystems zu übernehmen.
Dem Trend folgend, durch Hybridisierung berufliche und akademische Bildung zu verzahnen, wird die Maschine nunmehr in der Region genutzt, um Rückschlüsse für die Arbeitsinhalte und Arbeitsprozesse im Rahmen des gesamten Geschäftsprozesses zu erarbeiten, um daraus wiederum Inhalte, Methoden und Formen für die Aus- und Weiterbildung abzuleiten.
Thesen für die fachdidaktische Lehrerbildung
Wird der Fokus auf die Frage nach den Inhalten der akademischen Lehrerbildung, so ist zu fragen, ob es hier der Veränderung bedarf oder aber eine Berücksichtigung dieser Thematik gerade im akademischen Kanon der Lehrerbildung als eher „hechelpädagogisch“ deprofessionalisierend wirkt. Hierzu werden folgende Thesen vorgestellt:
• Kern von „Industrie 4.0“ ist die Integration von Expertensystemen in die Fertigung, die dann Entscheidungen generieren, die bislang die Facharbeit geprägt haben. Fertigungstechnisches Wissen zum Erschließen von Arbeitsprozessen muss daher künftig auch über eine Analyse derartige Systeme gewonnen werden.
• „Industrie 4.0“ führt offenbar zu sehr facettenreichen Einzellösungen, die geschäftsprozessual kaum miteinander vergleichbar sind. Daraus folgt die Notwendigkeit einer äußerst differenzierten Auseinandersetzung mit dem Lernfeldkonzept: Dessen Kernannahme, dass nach dem didaktischen Prinzip der Exemplifikation ausgewählte Arbeitsaufgaben zu transferierbaren Kompetenzzuwächsen führt, steht angesichts des nunmehr einsetzenden Variantenreichtums zu Disposition.
• Aus den beiden vorab genannten Thesen folgt: Eine handlungsaktive / projektbasierte Auseinandersetzung mit berufswissenschaftlichen Methoden und Instrumenten sowie deren Aufweitung auf geschäftsprozessurale Betrachtung als künftiger Kern fachdidaktischer Entscheidungen gilt es gerade in der akademischen Lehrerbildung zu verstärken.
Univ.-Prof. Dr. Ralph Dreher
Universität Siegen
Technical Vocational Didactics (TVD)
Breite Strasse 11
57076 Siegen
E-Mail:dreher.tvd@uni-siegen.de